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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sein konnte, sprang sie in den Sattel. Es war ein Damensattel, ihr blieb also nichts anderes übrig, als ihn auch so zu benutzen. Doch was spielte das jetzt für eine Rolle? Jetzt kam es nur noch darauf an, ihm so rasch wie möglich zu entkommen. Tränen des Leids und der Erniedrigung brannten in ihren Augen, ihre Brust war verkrampft vor Schmerz. Sie spornte ihre Stute zum Galopp an und ließ den Herzog in einer Staubwolke zurück.

4
    Nicole täuschte anhaltende Kopfschmerzen vor und zog sich in ihr Zimmer zurück. Dort blieb sie den ganzen Nachmittag und auch am Abend. Nicht einmal zum Abendessen kam sie herunter. Als sich ihr Vater und ihr Bruder nach ihrem Wohlergehen erkundigten, musste sie ihre ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um ihr gebrochenes Herz vor ihnen zu verbergen. Damit sie nicht noch mehr Argwohn erregte, nahm sie zwar das Tablett entgegen, das Annie ihr brachte, gab aber alles an die Katzen weiter.
    In der Nacht wurde ihr Elend nur noch größer. Wie naiv sie doch gewesen war! Wie töricht! Sie hatte an Märchen geglaubt, wohl wissend, dass es keine Märchen gab, zumindest nicht für sie, niemals. Wie naiv sie sich in den Herzog verliebt hatte, und zwar nicht in den Mann, der er war, sondern in den, den sie sich in ihren verworrenen Wunschvorstellungen erträumt hatte. Diesen Mann gab es nicht, der Herzog war nichts weiter als ein unmoralischer Schürzenjäger.
    Und genauso töricht war es gewesen sich einzubilden, dass er auch in sie verliebt wäre!
    Sie war so verletzt, dass sie ihn gar nicht richtig hassen konnte, zumindest nicht in diesem Moment.
    Beinahe hätte sie dem Drang zu weinen nachgegeben, doch sie kämpfte dagegen an. Als sie ihren ersten Ball besucht hatte und von ihren Standesgenossen nicht akzeptiert worden war, hatte es ihr auch sehr wehgetan. Damals war sie so stark wie nie zuvor verletzt worden. Sie war in Dragmore aufgewachsen, wo sie von allen akzeptiert und geliebt wurde, vom niedrigsten Stallburschen bis zu ihren Eltern, die sie anbeteten. Bis zu ihrem Debüt hatte es keinen einzigen Tag in ihrem Leben gegeben, an dem sie sich unsicher gefühlt hätte. Aber danach war alles anders geworden.
    Denn es war nun einmal so: Nicole war anders als die anderen jungen Ladys der Gesellschaft, und die anderen spürten das sofort. Sie hatte absolut nichts gemein mit den anderen. Sie war zur Selbstständigkeit erzogen worden, und gewohnt, für sich selbst zu denken, deshalb war sie auch immer direkt und offen. Die anderen Frauen waren dazu angehalten worden, hübsch, bescheiden und unterwürfig zu sein; Männern gegenüber waren sie affektiert, untereinander klatschsüchtig. Sie interessierten sich ausschließlich für Mode und dafür, einen Gatten abzubekommen, und weil Nicole beim besten Willen keine dieser Interessen teilen konnte, war sie von Anfang an eine Außenseiterin. So ein Frevel war unverzeihlich.
    Natürlich hatte sie den Skandal selbst verursacht, aber sie hatte nicht erwartet, dass die Gesellschaft sich so grausam von ihr abwenden würde. Tatsächlich hatte sie nicht weiter darüber nachgedacht und erst im allerletzten Augenblick erkannt, dass es ihr unmöglich war, Percy Hempstead zu heiraten. Sie hatte ihn nie geliebt, er war ihr eigentlich immer völlig gleichgültig gewesen. In den beiden ersten Jahren nach ihrem Debüt hatte sie an keinem Verehrer Gefallen gefunden, und deshalb hatte ihr Vater schließlich eingegriffen und ihr einen jungen Mann nach dem anderen vorgeschlagen. Sie hatten sich gestritten; Nicole hatte ihn angefleht, sie nicht zu verheiraten und wie eine Zuchtstute zu einem Hengst zu schicken; doch er hatte dafür nur taube Ohren gehabt.
    »Du hättest unter Dutzenden feiner, passender junger Männer auswählen können«, hatte er ihr wütend entgegengeschleudert, »die du in den letzten zwei Jahren alle abgelehnt hast. Ich werde nicht tatenlos Zusehen, wie du deine Zukunft ruinierst, Nicole, und deshalb werde ich jetzt den richtigen Mann für dich finden.«
    Nicole war wütend weggerannt, auch wenn ihr klar war, dass er es aus Liebe zu ihr tat und nur ihr Bestes wollte; sicher ging er davon aus, dass sie eines Tages zurückblicken und feststellen würde, dass er Recht gehabt hatte.
    Percy Hempstead war ein paar Jahre älter als sie, er sah gut aus, er war ein angenehmer Mensch und er war der Erbe des Grafen von Langston. Nicole wünschte sich, sie könnte etwas Interesse für ihn aufbringen, denn er war offenkundig sehr nett und allen gegenüber

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