Rebellin der Leidenschaft
verschränkte die Arme fest vor der Brust. »Das werde ich auch nicht, Euer Gnaden. Es sei denn, um Ihnen und Ihrer Braut ein Hochzeitsgeschenk vorbeizubringen.«
Sein Lächeln war ebenso boshaft wie ihre Worte. »Die Tigerin hat also noch mehr als nur Krallen. Lassen Sie es mich zum letzten Mal sagen: Sie sind hier nicht willkommen, Nicole, und wenn Sie daran denken, zwischen mir und Elizabeth Unfrieden zu stiften, überlegen Sie es sich gut!«
»Keine Sorge, ich habe nicht die geringste Absicht, Ihre kostbare Elizabeth aufzuregen!« Ungestüm machte Nicole kehrt und stürmte zu ihrem Pferd.
5
Sein Lieblingshund blickte ihn hoffnungsvoll an. Der Herzog stand vor einem großen Spiegel, der neben einer roten chinesischen Lackkommode hing, und richtete seine Seidenkrawatte. Ausdruckslos starrte er sein Spiegelbild an. Schließlich wandte er sich ab und ließ sich von seinem Kammerdiener Reynard den schwarzen Abendmantel reichen, während der Barsoi begeistert mit dem Schwanz wedelte.
Der Herzog murmelte: »Tut mir Leid, Lad, aber ich geh nur zu einem Abendessen.«
Seufzend legte der Hund den Kopf auf seine großen Vorderpfoten und fügte sich in sein Schicksal, den Abend allein vor dem Kamin zu verbringen.
»Sie sehen hervorragend aus, Euer Gnaden, wenn ich das bemerken darf!«, meinte Reynard bewundernd.
Der Herzog dankte mit einem knappen Nicken. »Sie können gehen, Reynard, ich komme gleich nach unten.«
Er ging zum Tisch und schenkte sich eine Tasse Tee ein, dessen Mischung nach seinen persönlichen Wünschen zubereitet worden war. Finster starrte er auf den Inhalt der zarten Porzellantasse, die in seinen Händen sehr klein und zerbrechlich wirkte.
Er hätte Sheltons Einladung gleich ablehnen sollen, aber daran hatte er überhaupt nicht gedacht.
Es war nun eine Woche her, dass Nicole Shelton so kühn in seinen Hof geprescht und wieder davongaloppiert war - nach einer langen und hitzigen Begegnung. Leider regten sich seine Lenden allein schon bei der Erinnerung schmerzhaft und er wusste nur allzu gut, warum er heute Abend nach Dragmore ging.
Was ging in ihm vor? Hatte es etwas mit ungestillter Lust zu tun? Noch nie hatte ihn eine Frau so stark beschäftigt. So kalt dies auch klingen mochte - seine Affären waren bisher rein sexueller Natur gewesen, und sobald der Akt vollzogen war, hatte sich sein Denken wieder Wichtigerem zugewandt. Er wollte jetzt nicht an diese Frau denken. Verstimmt nahm er einen Schluck des exotisch-aromatischen Tees; dann warf er die Tasse samt Inhalt in den hell lodernden Kamin. Das Porzellan zersprang mit einem lauten Knall, der Lad dazu brachte, ihn neugierig zu mustern.
Immerhin hatte er dadurch seine Anspannung etwas gelockert, es war ihm jedoch nicht gelungen, Nicole Shelton aus seinen Gedanken zu vertreiben. Er war jedes Mal aufs Neue schockiert, wenn vor seinem inneren Auge ihr Bild auftauchte, wie er sie beim letzten Mal gesehen hatte: mit gespreizten Beinen auf einem riesigen Vollblüter, in Reithosen. Und sie hatte ihn mit ihrer Gerte geschlagen. Er konnte es noch immer kaum fassen -und es war noch immer wahnsinnig erregend.
Der Herzog ging auf und ab. Sheltons Einladung konnte er jetzt nicht mehr ablehnen. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, musste er aber zugeben, dass er das auch gar nicht wollte. Er fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes, sonnengebleichtes Haar. Er spielte mit dem Feuer, das spürte er, das wusste er - sie war das Feuer.
In der letzten Woche hatte er sich mit wilder Entschlossenheit auf die Renovierung von Chapman Hall gestürzt. Er war noch früher als sonst aufgestanden, noch später ins Bett gegangen und hatte sich keine Minute der Ruhe oder des Nachdenkens gegönnt. Doch wie beschäftigt er auch gewesen war, stets hatte Nicole Shelton an den Rändern seines Bewusstseins gespukt und ihn verfolgt. Warum war er so fasziniert von ihr, ja, richtiggehend besessen?
Ihr phantastisches Aussehen reichte, die Männer in den Wahnsinn zu treiben, befand er schließlich; ihre Art aber, ihre Kühnheit, ihre Wildheit - das war es, was ihn berauschte. Die meisten Frauen - die meisten Ladys - waren schrecklich langweilig. Mit Ausnahme seiner Mutter, deren Intelligenz und unkonventionelles Interesse an Geschäftsangelegenheiten sie von anderen Frauen unterschied, fiel ihm keine einzige Frau ein, die seine Zeit und Aufmerksamkeit wert gewesen wäre. Bei Elizabeth war es allerdings etwas anderes, aber sie war ja schließlich seine Verlobte. Keine
Weitere Kostenlose Bücher