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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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stieß sie einen heftigen, frustrierten Schrei aus.
    Er würde es doch nicht etwa wagen, hierher zu kommen? Das war einfach zu viel! Das ging über ihre Kräfte!
    Nicole begann, wie eine Wilde herumzurasen. Wie konnte sie ihm nach ihrer letzten Begegnung ins Gesicht sehen? Sie bedauerte zwar nicht, was sie getan hatte, aber sie hatte ihm auch gezeigt, dass sie in allem dem entsprach, was von ihr behauptet wurde - dass sie kein züchtiges, damenhaftes junges Fräulein war. Ihre Wangen wurden heiß. Sie hatte ihn geschlagen, daraufhin hatte er sie geküsst. Und die Dinge, die er gesagt hatte ...
    Noch nie hatte sie einen Mann so sehr gehasst, aber sie hatte auch noch nie so von den Küssen eines Mannes geträumt.
    Es war schändlich, verwerflich. Sie konnte nachts nicht mehr schlafen, gequält von seinem goldenen Bild und der Erinnerung an seinen heißen Mund, seine verführerischen Hände und seinen harten, kraftvollen Körper. Er trieb sie nicht nur in den Wahnsinn, er ruinierte ihr Leben.
    Von einem Mann angezogen zu sein, den sie verachtete, einem Mann, den sie zumindest verachten sollte, ängstigte sie. Ein Gespräch fiel ihr ein, das sie vor zwei Sommern mit ihrer Cousine Lucy Bragg geführt hatte. Es war keine tröstliche Erinnerung, sondern eine, die sie mit Angst und Schrecken erfüllte.
    In jenem Sommer, 1897, war Nicole mit ihrer Familie nach Paradise in Texas gereist. Dort sollte der achtzigste Geburtstag ihres Großvaters Derek Bragg gefeiert werden. Dieser Mann hatte in den Bergen von Texas das Licht der Welt erblickt, das wilde Land urbar gemacht und sich und seiner Familie ein Reich geschaffen. Nicole und Lucy waren immer die besten Freundinnen gewesen, auch wenn sie sich nur jeden zweiten Sommer sahen, wenn Nicole als Kind und als junge Heranwachsende ein oder zwei Monate lang ihre amerikanischen Verwandten besuchte. Die beiden waren nicht nur die besten Freundinnen, sie hatten auch zahlreiche kleinere und größere Streiche ausgeheckt, mehr Streiche als sonst zwei Mädchen im ganzen Staat, ja vielleicht in ganz Amerika. In jenem Sommer hatte Lucy Nicole etwas Schockierendes gestanden.
    Am Abend der Geburtstagsfeier war Dereks preisgekrönter Zuchthengst gestohlen worden und dabei war ein Mann umgekommen. Einem der neuen Rancharbeiter war in den Rücken geschossen worden, und bald hatte sich herausgestellt, dass er ein entlaufener Sträfling aus New York gewesen war. Während Lucy Nicole ihr Herz ausschüttete, war dieser Mann, Shoz Cooper, im Gefängnis und genas von seiner Verwundung. Lucy hatte Nicole gebeichtet, dass er sie geküsst hätte, und zwar des Öfteren, und dass sie es genossen hätte. Und dennoch verachtete sie ihn, wie sie Nicole gestand.
    Damals hatte sich Nicole sehr gewundert. Sie war noch nie von einem Mann geküsst worden und konnte überhaupt nicht begreifen, wie es einer Frau gefallen könnte, von einem Mann geküsst zu werden, den sie verachtete. Doch Lucys Geständnis half jetzt nicht, ihre eigenen Ängste zu beschwichtigen. Denn Shoz Cooper hatte schließlich seine Unschuld beweisen können; inzwischen war er mit Lucy verlobt und im kommenden Juni wollten sie heiraten. Also hatte Lucy wohl nur geglaubt, ihn zu verachten, während sie ihn in Wahrheit immer geliebt hatte.
    Nicole hatte nicht nur Angst, weil sie sich nach den Küssen des Herzogs sehnte, sie fürchtete auch, ihre Gefühle könnten wie die von Lucy tiefer gehen, viel tiefer. Diese Tiefen auszuloten, verbat sie sich schlicht.
    Natürlich könnte sie sich jetzt auch weigern, nach unten zu gehen, aber diesen Ausweg würde nur ein Feigling nehmen. Sie war nie feige gewesen, nicht einmal während des Skandals, warum also jetzt? Lieber würde sie sterben, als vor diesem elenden Herzog von Clayborough davonzulaufen.
    Annie klopfte genau in dem Moment, als Nicole beschloss, sich nicht vor dem Abendessen mit ihrem illustren Gast zu drücken. Und nicht allein das, nein, sie würde zu dieser Gelegenheit auch ganz besondere Sorgfalt auf ihre Garderobe verwenden. »Annie, welches Kleid ist das kühnste, welches schmeichelt mir am meisten?«
    Annie starrte sie mit offenem Mund an. »Ich weiß nicht, gnä’ Frollein, da müsste ich erst mal durch Ihre Sachen gehen.«
    »Na, dann machen wir das doch gemeinsam«, sagte Nicole wild entschlossen. Sie hatte bereits eine konkrete Vorstellung.
    *
    Sobald er das Foyer betreten und dem Butler seinen Mantel gegeben hatte, fühlte der Herzog, wie sich jeder einzelne Nerv in seinem Körper

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