Rebellin der Liebe
ging langsam um sie herum. »Ihr wagt es, mich für meine Sünden zu schelten, aber was ist mit Euch selbst, Mylady? Kurz nachdem Ihr nach Elsinore gekommen seid, habt Ihr meine Kinder zur offenen Rebellion gegen mich aufgehetzt. Ihr habt ihre Herzen gegen mich kalt gemacht.«
»Das war nicht notwendig!«, keifte sie ihn an. »Ihr selbst habt sie gegen Euch aufgebracht. Ebenso wie mich. Durch Euren Mangel an Aufmerksamkeit, durch Eure erschreckende Gleichgültigkeit.« Willow wandte sich verlegen ab. Ganz eindeutig hatte sie bereits mehr gesagt als sie gewollt hätte.
Er umfasste vorsichtig ihr Kinn, zwang sie beinahe zärtlich, ihm ins Gesicht zu sehen, und sagte in erstaunlich sanftem Ton: »Das sind Sünden, die ich nicht leugnen kann. Aber inzwischen tut es mir aus tiefstem Herzen Leid.«
Unfähig, die spöttische Zärtlichkeit seiner Berührung zu ertragen, trat sie entschieden einen Schritt zurück, sah ihn jedoch weiter reglos an. »Ebenso wie es Euch Leid tut, dass Ihr mich zur Frau genommen habt?«
»Weshalb sollte mir das wohl nicht Leid tun?« Er ballte seine Hand zur Faust. »Seit ich Euch zum ersten Mal gesehen habe, habe ich keine Sekunde Ruhe gehabt.«
Willow erstarrte. Zumindest hatte er ihr eine unverhohlene Lüge oder auch nur eine gestammelte Entschuldigung erspart. »Dann nehme ich an, dass Ihr jetzt nur noch über mein weiteres Schicksal zu entscheiden habt.« Sie begann wütend auf und ab zu gehen. »Da Ihr mich nicht reizvoller findet als ein fettes, bärtiges Fischweib, solltet Ihr vielleicht doch das Keuschheitsgelübde ablegen, das Ihr bereits in Erwägung gezogen habt.« Sie bedachte ihn mit einem gespielt mitfühlenden Blick. »Aber es wäre natürlich bedauerlich, wenn Ihr dann auf all die drallen Weibsbilder verzichten müsstet, deren Charme Ihr bisher offenbar so bereitwillig erlegen seid.« Sie marschierte in Richtung des Kamins und machte kehrt. »Ihr könntet natürlich auch Sir Hollis erlauben, mich Euch abzunehmen, aber wir wollen doch nicht, dass der arme Kerl ein derart großes Opfer bringen muss.« Sie wirbelte herum und schnippte mit den Fingern. »Ich hab’s! Warum sperrt Ihr mich nicht einfach in irgendeinem Kloster ein, in dem ich eines Tages als alte, vertrocknete Jungfer in Frieden sterben kann? Schließlich ist das der einzig angemessene Ort für ein jämmerliches Geschöpf wie mich.«
Bannor war die Kinnlade heruntergeklappt, doch Willow drückte sie ihm entschieden wieder hoch. »Es besteht keine Notwendigkeit zu leugnen, dass Ihr all diese Dinge in Erwägung gezogen habt. Euer eigener Sohn hat alles mit angehört.«
Er wandte sich von ihr ab und stützte die Hände auf den Sims des steinernen Kamins. Zumindest besaß er so viel Anstand, verlegen den Kopf zu senken, stellte Willow verbittert fest.
»Aber warum musstet Ihr Eure Kinder benutzen, um mich zu vertreiben?«, fragte sie betrübt. »Wenn Ihr mich unbedingt loswerden wolltet, warum habt Ihr mir das nicht einfach gesagt? Ich hätte Euch nicht an Euren Treueschwur gebunden, sondern Euch freigegeben, wie Ihr es wünscht.«
Bannor drehte sich langsam zu ihr um. Statt dass der Schurke vor Verlegenheit im Boden zu versinken trachtete, lachte er über das ganze Gesicht! Seine Augen blitzten vor Vergnügen, und das verführerische Grübchen in seiner Wange hatte sich sichtlich vertieft.
Außer sich vor Zorn marschierte Willow Richtung Tür, wo die von Bannor errichtete provisorische Barriere bedrohlich vor ihr aufragte. Sie zerrte mit aller Kraft an dem riesigen Tisch, aber er rührte sich einfach nicht vom Fleck. Erst kurz darauf erkannte sie, dass Bannor ihn von der anderen Seite mühelos mit einer Hand an Ort und Stelle hielt.
Inzwischen war seine Miene nicht mehr amüsiert, sondern ernster, als Willow sie je zuvor erlebt hatte. »Als ich zu Hollis gesagt habe, dass ich unmöglich das Opfer von ihm verlangen kann, Euch mir abzunehmen, habe ich mich über ihn lustig gemacht, nicht über Euch.«
Willow ging hinüber ans Fenster und maß prüfend den Abstand zum Hof.
Bannors Stimme folgte ihr, gnadenloser als seine Berührungen, verführerischer als sein Kuss. »Ich habe deshalb kein Keuschheitsgelübde abgelegt, weil ich wusste, dass ich einem so liebreizenden Geschöpf wie Euch niemals auf Dauer widerstehen könnte«, hörte sie.
Da das Fenster keine Möglichkeit zur Flucht zu bieten schien, tastete sich Willow auf der Suche nach einer verborgenen Tür zu dem an das Zimmer angrenzenden Geheimgang an der
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