Rebellin der Liebe
dafür, dass Bannor niemals die Absicht gehabt hätte, sie auf seine Matratze zu ziehen, dass er niemals die Absicht gehabt hätte, sich auf sie zu legen, dass er niemals die Absicht gehabt hätte, seine Männlichkeit zwischen ihre Schenkel zu schmiegen und sich mit ihr zu vereinigen.
Als er dennoch plötzlich genau das alles tat, konnte sie sich, statt ihm Vorwürfe zu machen, nur noch an seine Schultern klammern, sich ihm entgegenwölben und ihren Hals der feuchten, glühend heißen Liebkosung seiner Lippen preisgeben.
War es ein Wunder, dass sie das rhythmische Klopfen, das sie mit einem Mal vernahm, fälschlicherweise für das leidenschaftliche Pochen ihres Pulses hielt? Dass sie meinte, bei dem Geräusch herabrieselnden Sandsteins handelte es sich um das Flüstern der unter Bannors Ansturm zu Staub zerfallenen Mauer um ihr Herz?
Aber das ohrenbetäubende Krachen, das auf das leise Flüstern folgte, und Mary Margarets schriller Schrei holten sie abrupt in die Wirklichkeit zurück. »Oh, Desmond, er beißt sie in den Hals! Mach, dass er aufhört, bevor er sie ganz verschlungen hat!«
16
Bannor rollte von Willow herunter, doch seine kriegerischen Instinkte waren eine Sekunde zu spät geweckt. Während eines verwirrten Moments war alles, was Willow sehen konnte, ein Wald aus kleinen Füßen mit kurzen, dicken Zehen. Ein Paar Füße machten unmittelbar vor der Matratze Halt. Sie waren größer und schmutziger als die anderen, aber nicht so schmutzig, dass sie die Sommersprossen unter der Dreckschicht nicht sah.
Ihre Augen kletterten an den kantigen Füßen über zwei sommersprossig, weißknöchlige Hände hinauf zu einem Paar zusammengekniffener grüner Augen, und dann wieder hinab zu der auf Bannors Herz gerichteten Spitze des Pfeils.
Instinktiv warf sich Willow mit ausgestreckten Armen über Bannors Brust und rief: »Stellt das Feuer ein!«
Erst als sie Desmonds gleichermaßen schockierte und angewiderte Miene sah, wurde ihr bewusst, dass sie nicht nur die Kinder verraten hatte, sondern auch sich selbst. Der Junge brauchte einen Herzschlag länger, als sie es sich gewünscht hätte, ehe er den Bogen sinken ließ.
»Ich hätte den Schurken erschießen sollen, während er auf dir gelegen hat«, schnauzte er.
»Dann wäre ich wenigstens glücklich gestorben«, flüsterte Bannor an ihrem Haar.
Desmonds Geschwister waren ebenfalls bewaffnet in dem Zimmer aufgetaucht. Ennis schwang eine Sichel, Mary eine Schafschere, Edward einen Knüppel, Keil eine Ahle und Mary Margaret eine Heugabel. Hammish umklammerte etwas, das überraschenderweise aussah wie ein großer Knochen, und Meg und die Zwillinge balancierten einen Miniaturrammbock. Angesichts der Menge des durch die Luft wirbelnden Staubs war es offenbar der Rammbock, mit dem sie sich einen Weg durch die Mauer gebahnt hatten.
»Wie habt ihr mich gefunden?« Willow sah die Kinder an.
Desmond steckte den Pfeil in den Köcher zurück, schulterte seinen Bogen, griff hinter sich und zerrte eine puterrote, zerzauste Beatrix ans Licht. Vielleicht hätte Willow sogar geglaubt, dass ihre Stiefschwester von Gewissensbissen geplagt zugegeben hatte, dass sie von ihr verraten worden war, aber die gefesselten Hände und der Knebel im Mund des Mädchens besagten etwas anderes. Durch leichtes Wackeln mit den Fingern winkte sie Willow dennoch zu.
»Als Bea ohne dich zurückkam, habe ich gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war.« Desmond bedachte das Mädchen mit einem giftigen Blick. »Es war nicht weiter schwierig, die kleine Verräterin dazu zu bewegen, dass sie alles gesteht. Hammish hat sich auf sie drauf gesetzt, und ich habe sie an den Füßen gekitzelt, bis sie alles zugegeben hat.«
Hammish senkte verlegen den Kopf, und Beatrix funkelte Desmond derart gefährlich an, dass das Rache für sein Tun versprach.
Ennis ließ die Sichel sinken. »Du kannst dir sicher vorstellen, wie besorgt wir waren, als wir hörten, dass du von Vater gefangen genommen worden warst.«
»Ich wünschte, ich hätte noch viel mehr mit Euch getan«, wisperte Bannor, und sein satanisches Lachen prickelte an Willows Ohrläppchen.
Willow rammte ihm ihren Ellbogen in die Magengrube, doch die war hart wie Stein.
Edward schwenkte seinen Knüppel, als schlage er auf einen unsichtbaren Gegner ein. »Ich habe dich gefunden. Ich habe durch das Guckloch in der Wand gespäht, als Papa sagte, dein Haar wäre weich wie Hundefell, deine Haut wäre so klebrig wie etwas, das den ganzen Tag draußen in der
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