Rebellin der Liebe
Monate, ehe ich auch nur eine neue Heirat in Erwägung gezogen hatte, gezeugt wurde.« Bannor strich mit den Fingerspitzen über ihre Wange, und seine Stimme wurde sanft. »Monate, bevor ich Euch zum ersten Mal gesehen habe«, fügte er hinzu.
Willow sah ihn wortlos an. Hoffentlich zerbräche unter seiner Zärtlichkeit nicht noch der Rest ihres Stolzes. »Könnt Ihr mir versprechen, dass so etwas nie wieder Vorkommen wird? Könnt Ihr schwören, dass, wenn wir erst einmal neun Monate verheiratet sein werden, keine weiteren Babys mehr vor Eurer Schwelle abgelegt werden?«
Bannors Blick wurde trübe. Er wandte sich langsam von ihr ab. »Ich kann unmöglich ein Versprechen geben, von dem ich nicht weiß, ob ich es halten kann«, antwortete er.
Willow presste ihre Wange an den Bettpfosten und vergoss stumme Tränen. »Dann fürchte ich, dass ich die Freiheit fordern muss, die Ihr mir so großzügig angeboten habt.«
Bannor fuhr zu ihr herum, und seine Augen blitzten zornig auf. »Und wo wollt Ihr hin, Mylady? Wollt Ihr auf die Burg Eures Vaters zurückkehren?« Er nahm ihre Fäuste, bog sie auseinander und strich mit seinen Daumen über die Schwielen in ihren Handflächen. Es bedurfte mehr als ein paar Wochen eines angenehmeren Lebens, um die Spuren jahrelanger harter Arbeit zu verwischen. »Ist meine Frau zu sein schlimmer, als wenn man schlechter als die geringste Magd behandelt wird?«
Willow versuchte, sich ihm zu entziehen, doch er hielt sie fest. »Ich brauche ja nicht nach Bedlington zurückzukehren«, antwortete sie. »Wart nicht Ihr selbst derjenige, der vorgeschlagen hat, ich sollte in ein Kloster gehen?«
Bannors Lachen war bar jeden Humors. »Und Ihr habt mir die bittersten Vorwürfe gemacht dafür, dass ich Euch irgendwo einsperren wollte, wo Ihr als vertrocknete alte Jungfer enden müsst.« Er umfasste ihr Gesicht und sah sie fragend an. »Ist es das, was Ihr wollt, Willow? Wollt Ihr allnächtlich wach auf einer harten, schmalen Pritsche liegen und von mir träumen? Von dem träumen, was zwischen uns beiden möglich ist?«
Hätte er ihre Lippen ebenso rau umschlossen wie ihre Finger, hätte sie ihm vielleicht widerstehen können. Aber seine Lippen legten sich so sanft auf ihren Mund, dass sie fürchtete, es wäre vielleicht nur ein Traum. Ein derart liebevoller Kuss brach sicher jeden Bann, erfüllte sicher jeden Wunsch, führte sicher jede noch so traurige Geschichte zu einem guten Schluss. Während er die feuchte Wärme zwischen ihren Lippen sanft mit seiner Zunge ertastete, erkannte Willow mit Bestimmtheit, wie grausam das Leben einer alten, vertrockneten Jungfer für sie sein würde. Wenn sie nächtens auf ihrer schmalen, harten Pritsche in einer Klosterzelle liegen würde, dächte sie stets an diesen Augenblick zurück und sie würde um ihn weinen, so wie jetzt.
Bannor zog sie eng an seine Brust und legte seine Wange auf ihr weiches dunkles Haar. »Bleib bei mir, Willow«, bat er heiser. »Bleib meine Frau. Ich schwöre, dass es dir nie an irgendetwas fehlen wird.«
Noch während sie sich an ihn klammerte, war Willow klar, dass sie keine Wahl hatte, außer zu gehen. Bliebe sie, verlöre sie das Einzige, was für sie lebenswichtig wäre -ihren Stolz.
Durch einen Tränenschleier flüsterte sie: »Falls Ihr keine Verwendung für mein Herz habt, bleibt mir keine andere Wahl, als es dem zu bieten, der es vielleicht will, dem lieben Gott. Werdet Ihr mir also meine Freiheit gewähren, oder werdet Ihr mich gegen meinen Willen als Eure Frau hier festhalten?«
Nie zuvor hatte Willow eine derartige Kälte verspürt wie in dem Moment, in dem Bannor seine Arme sinken ließ und einen Schritt zurücktrat. Er bewegte sich mit einer ungewohnten Schwere und seine Miene war verschlossen. »Ich habe Euch bereits erklärt, dass ich nie ein Versprechen gebe, das ich nicht halten kann. Wenn ich Euch also Eure Freiheit zugesagt habe, dann werdet Ihr sie auch bekommen«, sagte er. »Hollis wird Euch morgen früh zur Abtei von Wayborne begleiten, wenn Ihr wollt. Da unsere Ehe nie vollzogen wurde, sollte eine Annullierung nicht weiter problematisch sein.« Bannor wandte sich zum Gehen, doch in der Tür blieb er noch einmal stehen. »Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Ihr fort wärt, ehe die Kinder aufstehen. Ich möchte ihnen den Schmerz ersparen, sich von einer dritten Mutter verabschieden zu müssen«, erklärte er voller Verbitterung.
Als er gegangen war, taumelte Willow ans Fenster zurück und drückte ihre
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