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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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auf, und ihre Augen wurden plötzlich feucht. »Danke«, flüsterte sie. »Ich hätte nie gedacht, dass Sie so gütig sein könnten. Ich habe es mit nichts verdient.«
    »Das brauchten Sie auch nicht.« Er setzte sich neben sie, legte den Arm um ihre schmalen Schultern. »Gott, haben Sie gedacht, ich könnte wirklich so hasserfüllt sein, Ihnen jetzt noch wehzutun?«
    Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Ich wollte an gar nichts denken.« Eine Träne rollte über ihre Wange.
    »Wenn Sie den Frühzug nehmen, sind Sie morgen auf Rushworth zurück. Das sind keine drei Tage, seit der Brief geschrieben worden ist. Der Zustand Ihrer Mutter kann sich bis dahin nicht so verschlechtern.«
    Victoria lachte wieder. »Oh, ich bin eine schreckliche Person, nicht wahr? Ich sollte Mutters wegen weinen – und das tue ich auch -, aber ich weine mindestens genauso um mich.«
    »Letzte Nacht haben Sie auch geweint.« Er war so freundlich, keinen fragenden Unterton anzuschlagen.
    Sie sah ihn nicht an. »Ich hatte gedacht, Sie schlafen. Ich hatte gehofft, Sie schlafen.«
    Er wischte ihr die Träne von der Wange und küsste die Feuchtigkeit von seiner Hand. »Ich habe heute Morgen nur die Spuren gesehen. Warum?«
    Victoria biss sich auf die Lippe. »Sie waren verletzt, es war meine Schuld, und mein Knöchel hat auch wehgetan. Und ich – ich wollte nicht an die Abreise denken, da ich doch so glücklich war.«
    Byron starrte sie verwirrt an. »Sie haben geweint, weil Sie glücklich waren?«
    »Ich habe geweint, weil ich wusste, dass es nicht von Dauer sein würde.« Sie sah zu ihm auf. Ihre Augen waren so voller Trauer und – durfte er wagen, es zu glauben? – so voller Zärtlichkeit, dass es ihm den Atem verschlug und eine bittere Freude ihn ergriff.
    Victoria war verletzt und er gleichfalls, aber plötzlich kümmerte ihn das nicht mehr. Es kümmerte ihn nicht mehr, und wenn es sein Tod gewesen wäre. Er legte die Arme um ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. »Dann lassen Sie uns diese letzte Nacht so unvergesslich wie tausend Nächte machen.« Er zog sie ungestüm an sich und begrub den Schmerz aus dreißig Jahren unter ihrem Kuss.

21. Kapitel
     
    »Ich wünschte, ich könnte Ihr Gesicht berühren«, sagte Victoria wehmütig und grub die Finger in die langen Locken in Raeburns Nacken. Sie lagen auf dem Bett, nackt bis auf Victorias bandagierten Knöchel. Der erste Liebesakt mit all seinem Aufruhr war vorüber – der zweite auch. Das Geschirr vom Abendessen stand auf dem Nachttisch neben den flackernden Kerzen. Raeburn hatte Annie angewiesen, das Tablett vor der Tür abzustellen, und hatte es selbst hereingeholt, damit sie sich nicht ankleiden mussten.
    Raeburn nahm Victorias Hand und hob sie an seine Lippen. »Sie können.«
    Sie stieß einen aufgebrachten Laut aus. »So meine ich das nicht, und das wissen Sie auch.«
    »In Quadratzentimetern gerechnet bin ich jedenfalls zugänglicher, als Sie es sind.« Er zeigte auf ihren Knöchel.
    »Aber wer würde einen Knöchel berühren wollen?«, erwiderte Victoria. Raeburn rollte sich plötzlich herum und klemmte sie unter sich aufs Bett. Seine Haut war wärmer und rauer als ihre, und die kurzen Haare auf seiner Brust kitzelten ihre Nippel, als er den Ellenbogen neben ihrem Kopf aufstützte. »Ich vielleicht schon. Vielleicht will ich jeden Zentimeter Ihres Körpers berühren, und ich habe etwas dagegen, wenn mir ein gebrochener Knöchel dazwischen kommt.« Sein Glied regte sich an ihrem Bein, und eine Hitzewelle lief ihr über den Rücken.
    »Sie sind verrückt.« Es hatte vernichtend klingen sollen, aber der Blick seiner Augen ließ sie ganz benommen werden, und die Worte kamen als atemloses Keuchen heraus.
    »Sehr wahrscheinlich«, sagte er und neckte mit den Lippen ihren Mund. Verrückt oder nicht, Victoria erzitterte unter seiner Berührung. Sie hob den Kopf, um seinen Kuss zu fangen, doch er wich zurück und hielt seine Berührung zart wie einen Atemhauch. »Jeden Zentimeter«, wiederholte er, und sie ergab sich und bog den Kopf in den Nacken, während er ihren Hals mit federleichten Zärtlichkeiten bedeckte. »Jede Faser, jedes Härchen, jede Sommersprosse.« Er küsste die eine, die sich unter ihrem Kinn versteckte. »Jede Narbe. Ich will Sie brandmarken, alles an Ihnen in Besitz nehmen.«
    »Und was bekomme ich dafür, Euer Gnaden? Das Vergnügen Ihrer Gesellschaft?« Die Worte wollten ihr entfliehen, bevor sie sie zu einem zusammenhängenden Satz zusammengebaut hatte,

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