Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)
einmal diese Erkenntnis konnte ihn einen Moment lang ablenken.
Victoria stöhnte und hob sich ihm entgegen. Er begann, sich in ihr zu bewegen, doch sie packte ihn fester an den Schultern.
»Noch nicht«, sagte sie heiser. Ihr Gesicht war angespannt, doch sie schien das Warten zu genießen, und die Pracht des Augenblicks steigerte ihre Vorfreude nur. Sie schloss die Augen, versank in sich selbst, fort von ihm.
Byron begriff plötzlich, dass es ihm nicht genügte, Vergnügen zu geben und zu empfangen. Er wollte, dass Victoria sich seiner bewusst war, sich seiner als Mann bewusst war, so wie er sich ihrer als Frau. Sie war so schön mit diesem Gesicht, das von der Lust gezeichnet war, mit diesen schlanken Kurven, die sich unter ihm erstreckten, der Enge, mit der sie ihn in sich hielt, als wolle sie sie beide in ein einziges wundervolles Wesen verwandeln. Doch er wollte nicht, dass sie sich allein in die Ekstase fallen ließ. Er wollte, dass sie bei ihm war, wenn der Höhepunkt nahte – er wollte auch am höchsten Punkt Teil dieser Schönheit sein.
Er küsste sie auf die Stirn, die Lider, die Lippen.
»Ich bin da«, flüsterte er. »Sieh mich an. Denk daran – ich bin bei dir.«
Sie schlug die Augen auf und sah ihn an. »Für diesen Moment«, sagte sie, und ein schiefes Lächeln verzerrte ihre Lippen.
Er küsste sie sacht und fing an, sich langsam zu bewegen, sicher in ihr und mit langen Stößen, die ihn von ihrer Pforte bis an ihre Grenze führten, wieder und wieder. Sie ließ bei jedem Stoß ein Stöhnen hören, in dem sich Vergnügen und Begierde mischten.
»Für heute Nacht«, sagte er, und danach war zum Sprechen kein Atem mehr übrig.
Er beschleunigte seine Stöße, während ihre Hände ihn antrieben, und erreichte schließlich einen Rhythmus, der sie zitternd und keuchend an ihn presste. Er konnte das Zittern ihrer Schenkel fühlen, die Gänsehaut, die über ihre Arme kroch, während sie seinen Körper fester umfasste und ihn hart an sich zog. Sie klammerte sich ein halbes Dutzend Stöße lang, ein Dutzend Stöße lang, am Höhepunkt fest. Dann gab er seine Beherrschung auf, und sie stürzten zusammen hinab. Der heiße Rausch der Erfüllung ließ ihn geschwächt und mit schweren Gliedmaßen zurück, während sie langsam, langsam zum Ende kamen.
Endlich, nach langem Schweigen, zog er sich zurück. Sie streckte instinktiv die Hände nach ihm aus, als wolle sie ihn zurückholen, und ließ sie, als sie seine Haut berührten, doch wieder sinken. Er fand ein Kleidungsstück – sein Hemd, wie er feststellen musste. Er zuckte die Schultern. Im Namen der Ritterlichkeit war kein Opfer zu groß. Er wischte sich damit ab, dann griff er, so höflich er konnte, zwischen Victorias Beine und leistete ihr denselben Dienst.
Er legte das Hemd weg und sah sie an. Ihr Haar lag wild zerzaust um ihren Kopf, ihre hellen blaugrauen Augen waren groß in ihrem fein geschnittenen Gesicht und zeigten einen Anflug von Dankbarkeit, der ihn sonderbar berührte.
Er hatte sich verausgabt, wie schon seit Jahren bei keiner Frau mehr, doch er wollte sie nicht auf ihr Zimmer schicken. Noch nicht.
Er stand auf und schob ein paar Kissen zu einer Art Bett zusammen, dann holte er eine Decke von der Lehne eines anderen Diwans.
Wortlos kehrte er zu Victoria zurück und hob sie in seine Arme. Sie hielt sich an ihm fest, während er sie zu dem Lager aus Kissen trug und sacht darauf bettete. Er legte sich, immer noch schweigend, neben sie und zog sie an sich, ihren Rücken an seine Brust gedrückt, ihr Hinterteil an seine Lenden geschmiegt. Dann zog er die Decke über sie beide. Ihren warmen Körper an seinem, schlief er ein. Lavendelblaue Geister und schwarz gekleidete Nymphen spukten durch seine Träume.
Irgendwo zwischen Traum und Wachen hatte Victoria das sonderbare Gefühl, durch düstere, nur halb erkennbare Räume zu schweben. Doch sie fürchtete sich nicht. In ihrem Wachtraum oder schläfrigen Wachen hielten starke Arme sie umfangen, und sie wusste instinktiv, dass sie sie nicht fallen lassen würden.
6. Kapitel
Victoria erwachte vom Sonnenlicht und einem scheuen Klopfen an der Tür. Nach anfänglicher Verwirrung begriff sie, dass sie sich im Einhorn-Zimmer befand, wohlig in ihre Decken gepackt. Als Nächstes begriff sie, dass sie nackt war, und die Geschehnisse der vergangenen Nacht kehrten zurück. Sie lag reglos und von der Erinnerung benommen da – einer wundervollen, schrecklichen, furchteinflößenden Erinnerung. Was
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