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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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schon wieder?

9. Kapitel
     
    Der letzte Knopf sprang auf. Byron zog ihr das Kleid über den Kopf und warf es über einen der Diwane. Er beugte sich vor, um sie erneut mit dem Mund zu nehmen, doch dann sah er aus dem Augenwinkel eine Farbe aufblitzen und schaute an ihr hinunter, was ausreichte, um ihn erstarren zu lassen.
    »Oh.«
    »Wie?« Victoria folgte seinem Blick. »Oh«, echote sie.
    Das Korsett – Byron scheute sich, es Victorias Korsett zu nennen – zeigte sich in all seiner schrecklichen Pracht, vom schwarz-rotgestreiften Satin bis zu den grauenhaft extravaganten Spitzenrüschen am Ausschnitt.
    »Jetzt verstehe ich, was Sie so beunruhigt hat«, murmelte er und verbarg seine Belustigung.
    »Ich war nicht beunruhigt, ich war wütend.«
    Er richtete den Blick wieder auf ihr Gesicht. Er schien amüsiert, auch wenn sein Gesichtsausdruck um Augen und Mund herum noch angespannt war, wie schon den ganzen Abend über, außerdem spürte er, wie verspannt sie war, und das beunruhigte ihn. »Und jetzt?« Die Frage hatte einen zweideutigen Unterton, den er nicht beabsichtigt hatte.
    »Und jetzt kann ich dieses abscheuliche Ding mit absoluter Gelassenheit betrachten, denn es dürfte Ihr feines Zartgefühl, wie ich glaube, weit mehr verletzen, als meines je verletzt sein könnte.« Sie lächelte gedehnt.
    Er fuhr mit dem Finger am Ausschnitt entlang, die Rundungen ihrer Brüste warm unter seiner Hand. Sie holte zittrig Luft, ihre Augen schlossen sich, doch die Anspannung, die jede Kontur ihres Körpers erfasst hatte, löste sich immer noch nicht. Was stimmte nicht? Sie fürchtete gewiss keine weiteren Fragen und sah auch nicht wie eine Frau aus, die noch etwas zu verbergen hatte. Sie schien von einer schrecklichen Vorahnung erfüllt zu sein und auf eine Reaktion zu warten. Aber auf was für eine?
    »Die Verpackung beleidigt mein feines Zartgefühl vielleicht, das Geschenk darin niemals.« Er senkte den Kopf, folgte mit dem Mund der Linie, die sein Finger vorgezeichnet hatte, und versuchte ihre Anspannung zu vertreiben.
    »Soll ich jetzt etwa ein Geschenk sein?«, fragte Victoria.
    Ihre beißende Schärfe ließ ihn aufsehen. Was war seit ihrem Kuss im Einhorn-Zimmer vorgefallen, dass sie so distanziert war? »Besser, als Sie eine Bezahlung zu nennen, würde ich sagen.«
    Das riss sie auf der Stelle aus ihrer seltsamen Verfassung. Ihre hellen Augen funkelten, sie machte den Mund auf – um ihm eine vernichtende Antwort zu geben, da war er sicher -, doch ihr Blick wurde durchdringender, und sie machte den Mund wieder zu, ohne ein Wort zu sagen.
    »Kein Kommentar?«, fragte er sanft.
    Sie machte ein finsteres Gesicht. »Sie haben nichts gesagt, das eine Antwort wert wäre.«
    Das war die Victoria, die er kannte, dachte er erleichtert. »Dann …«, sagte er leichthin, »muss ich etwas finden, das einer Antwort wert ist.«
    Und bevor sie fragen konnte, was er damit meinte, neigte er den Kopf an ihren Hals, schob die Arme um sie herum und löste geschickt die Korsettschnüre, während sich seine Lippen zu ihrem Mund hinaufküssten.
    Bald waren auch die Haken offen. Byron schob die Träger von ihren Schultern und ließ das Korsett da liegen, wo es hinfiel.
    Verdammt, sie war unwiderstehlich, so wie ihr Haar über ihre Schultern fiel und ihr Hemdchen an ihrem Körper hing, die Kurven ihres Busens ebenso verbergend wie betonend. Dazu ihr Ausdruck, voller Erwartung mit einer Spur Verletzlichkeit in ihren wachsamen Augen,
    Aber die Spannung war zurück – so steif, wie sie sich hielt, so angespannt, wie ihr Kinn war, mit dem harten Zug um ihren Mund. Was wollte sie? Was fürchtete sie? Der Gedanke war nicht ohne Wut.
    Sie traf Byrons Blick im Kerzenschein und hielt ihn mit ihrem fest, sein Gesicht betrachtend. Sie schien ihm die Haut abziehen zu wollen, um in den hintersten Winkel seiner Gedanken vorzudringen. Byron wusste, sein sanfter Ausdruck war dunkel geworden, doch er konnte es nicht ändern.
    »Was glauben Sie zu sehen, wenn Sie mich so ansehen?«, fragte sie plötzlich mit trotziger Stimme.
    Byron gewann seinen gelassenen Ausdruck wieder und warf ihr die Antwort hin: »Ich sehe, was ich immer gesehen habe, eine begehrenswerte Frau, die sich um das halbe Leben betrogen hat.« Ihre Maske brach plötzlich in sich zusammen wie eine einstürzende Mauer, und Byron fragte zurück: »Und was glauben Sie zu sehen, wenn Sie sich selbst sehen?«
    Die Frage schien sie zu überraschen, aber sie antwortete prompt: »Einen

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