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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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eine Mal«, sagte sie mit einer Stimme, die trotz aller Entschlossenheit zitterte. »Byron Stratford, warum meiden Sie das Licht?«
    Er erstarrte, wurde völlig reglos. Vier Atemzüge lang sah Victoria ihn an, wie er zu Stein erstarrt vor ihr stand. Dann schien er sich zu schütteln und wandte ihr das Gesicht zu. Ihr sank das Herz, so verschlossen und schrecklich war seine Miene. Nie hatte sie seine Augen so kalt und seinen Mund so hart gesehen. Sie kannte die Antwort, bevor er noch zu sprechen begann.
    »Sie wissen, dass Sie kein Recht haben, mich das zu fragen.« »Nein«, sagte sie mit brechender Stimme. Unter ihren Fü ßen schien sich ein Loch aufzutun, und sie hatte das schreckliche Gefühl zu fallen, während sie sicher an die Wand gestützt stand. »Ich habe bereits zugegeben, kein Recht dazu zu haben, genau wie Sie keines auf Ihre eigenen Fragen hatten. Ich kann nichts anderes tun, als Sie um Ihr Vertrauen zu bitten. Was spielt es in ein paar Tagen denn noch für eine Rolle?« Ihre Stimme hörte sich entrückt an, als käme sie aus weiter Ferne.
    Raeburns Gesicht verzerrte sich. »Und genau wie Sie kann ich selbst entscheiden, auf welche Fragen ich antworte. Sie haben sich entschieden zu sprechen. Das ist Ihre Sache. Ich habe mich entschieden zu schweigen.«
    »Dann wird es auch keine Woche geben!« Sie keuchte die Worte halb, schluchzte sie halb. Sie stieß sich von der Wand ab, rannte an ihm vorbei, riss ihm die Zügel des Wallachs aus der Hand und zog das Pferd hinter sich her. Es war unerhört dunkel hier drin, und ihre Ohren dröhnten. Ihr Atem rauschte durch die Lungen, doch ihr war, als ertränke sie. Als sie an dem Dachbalken vorbeikam, an dem ihre Sachen hingen, schnappte sie sich seinen Hut vom Haken.
    »Bleiben Sie hier. Kauern Sie sich in den Schatten, bis die Nacht anbricht. Aber was immer Sie tun, kommen Sie mir ja nicht nach!«
    Victoria erkannte ihre eigene Stimme kaum, so scharf, so gallebitter. Raeburn riss die Augen auf und kam auf sie zu, doch da war sie schon zum Durchgang hinausgegangen und schwang sich aufs Pferd. Sie parierte Princess gerade zum Galopp, als Raeburn hinter ihr aus dem Unterstand kam. Sie schaute nicht zurück – sie würde nie mehr zurückschauen -, aber sie hörte ihn etwas rufen.
    Nein, sie würde nie mehr zurückschauen.

16. Kapitel
     
    »Verdammt, Victoria!«, brüllte Byron. Aber Victoria beugte sich nur weiter im Sattel nach vorn und trieb ihr Pferd zu tollkühnem Tempo an. Sein schwarzer Hut flatterte in ihrer Hand wie ein verwundeter Vogel, und Byron fluchte wieder und duckte sich nach drinnen, um sein eigenes Pferd zu holen. Er streifte die Handschuhe über, schwang sich in den Sattel und würdigte die Sonne nur eines einzigen Blickes, bevor er Apollonia antrieb. Victoria hatte einen ziemlichen Vorsprung, und er würde sie vermutlich kaum einholen, bevor sie den Wald erreichte. Aber wie auch immer, er wollte verdammt sein, tatenlos in einer Schäferhütte zu sitzen, während sie aus seinem Leben ritt. Sie würde nicht gehen, bevor er sie nicht gehen lassen wollte, und dann sollten ihr seine letzten Worte in den Ohren klingen.
    Sie schien Apollonias Hufschlag gehört zu haben, denn sie benutzte die Gerte und trieb Princess zu neuer Geschwindigkeit an. Byron biss die Zähne zusammen und setzte ihr nach.
    Dann schien die Zeit stehen zu bleiben. Pferd und Reiterin galoppierten nicht länger den Grat hinunter, sondern schlitterten den Abhang hinab. Sein Hut wirbelte aus Victorias Hand, als Princess ins Torkeln geriet. Das Pferd wieherte in Panik, die Hufe über den nassen Stein rutschend. Ein Bein verfing sich, und der Wallach knickte zur Seite ein. Victoria klammerte sich immer noch mit den Händen am Sattel fest, den Körper wie das Ende einer Peitsche durch die Luft schnellend. Das Pferd stürzte mit einem grauenhaften Schlag zu Boden und begrub seine Reiterin unter sich.
    Byron konnte sogar aus der Entfernung erkennen, wie Victorias Körper abrupt erschlaffte. Er fluchte wieder, diesmal vor schierem Entsetzen, und raste den Abhang hinunter. Er konnte nicht denken – er wollte nicht denken.
    Princess kam auf die Füße, bevor Byron die beiden erreichte. Victorias Stiefel verfing sich im Steigbügel, und sie wurde nach oben gerissen, doch Princess schüttelte sich, und Victorias Fuß kam frei. Princess verdrehte die Augen und tänzelte davon.
    »Oh, nein, das wirst du nicht«, grollte Byron und lenkte Apollonia wieder ein Stück nach oben, doch es war zu

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