Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)
seine Brust, und er betete, dass der Galopp ihr weniger schaden möge, als das Tempo ihr half. Sein Gesicht fühlte sich an, als hätten tausend Bienen ihn gestochen, und er hoffte nur, dass der Schmerz seine Urteilskraft nicht beeinträchtigte.
Am Waldrand angekommen, wurde Apollonia langsamer, und sie durchquerten das schattige Refugium in kontrolliertem Trab. Byron sah der Helligkeit am Ausgang des Waldes mit Schrecken entgegen. Aber er konnte nichts dagegen tun, also nahm er sich einfach nur zusammen, als die Stute ins Licht eintauchte.
Der Rest des Ritts verschwamm in strahlend heller Agonie. Die Decke glitt wieder und wieder ab, und eine Maske aus Feuer legte sich von der Haut um seine Augen bis über die Nasenspitze und die halbe Stirn, sengend und die Haut zusammenziehend, bis er nicht mehr denken konnte, nur noch Victoria festhielt und Apollonia nach Hause lenkte.
Eine brennende Ewigkeit später erspähte er endlich Raeburn Court auf seinem kahlen Hügel, doch es schwebte vor ihm wie ein Fiebertraum, während er ritt und ritt und doch nicht näher kam. Dann plötzlich trabte er um das Haus und zu den Stallungen. Durch den Nebel erkannte er Andrew, der von seiner Pfeife hochsah und entsetzt aufsprang, als Byron Apollonia zum Halten brachte, abstieg und Victoria in seine Arme zog.
»Holen Sie den Stallburschen«, keuchte er den glotzenden Mann an. »Sagen Sie ihm, er soll Dob satteln, so schnell er kann nach Weatherlea reiten und Dr. Merrick holen. Dann reiben Sie Apollonia trocken und schicken jemanden los, um Princess zu suchen. Lady Victoria hatte einen Unfall.«
»Ja, Euer Gnaden«, brachte der Mann heraus, doch Byron war schon an ihm vorbei und lief die Stufen hinauf in den gesegneten Schatten. Und Victoria lag wie ein Kind in seine Arme geschmiegt.
»Euer Gnaden, Sie gehen jetzt besser. Wir kümmern uns um Ihre Ladyschaft, bis Dr. Merrick hier ist. Außerdem sollten Sie nach Ihrem Gesicht …«
»Nein.« Byron schnitt Mrs. Peasebody mitten im Satz das Wort ab, sein Tonfall so grob, dass sie einen Moment von ihrer Patientin aufsah.
Victoria lag auf der Tagesdecke ihres Betts im Einhorn-Zimmer. Annie stützte sie, während die Haushälterin die Knöpfe am Rücken des Reitkleides aufmachte. Sie regte sich immer noch nicht, und mit jeder Minute, die verging, wurde der Knoten in Byrons Brust fester. Sein Gesicht brannte, und obwohl er sich geweigert hatte, in den Spiegel zu schauen, als er sich das kalte Wasser aus der Waschschüssel ins Gesicht gespritzt hatte, wusste er aus Erfahrung, dass es genauso schrecklich aussah, wie es sich anfühlte. Und es würde noch schlimmer werden. Er hatte sich seit Jahren nicht mehr so furchtbar verbrannt, nicht seit jenem einen leichtsinnigen Tag als junger Bursche, dem Tag, der ihn bis heute in seine Albträume verfolgte.
»Euer Gnaden, es ist einfach nicht richtig. Und mit all den Verbrennungen...«, fing Mrs. Peasebody wieder an.
Byron riss der Geduldsfaden. »Hören Sie zu, alte Frau. Entweder Sie geben Ruhe, oder ich schicke Sie weg und kümmere mich selber um sie.«
Die Haushälterin machte den Mund auf, schloss ihn wortlos wieder und presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.
Byron schnaubte und machte die Tür auf.
»Wo bleibt das heiße Wasser?«, bellte er nach unten ins Treppenhaus und knallte die Tür wieder zu, bevor irgendwer Antwort geben konnte.
»Euer Gnaden, diese Dinge brauchen Zeit…«, fing die Haushälterin an, aber ein Blick in sein Gesicht reichte, und sie verstummte wieder.
Mrs. Peasebody und Annie hatten Victoria bis auf die Unterröcke ausgezogen. Victoria sah so zerbrechlich aus, so kalt, so farblos, dass Byron sie am liebsten diesen Frauen entrissen und an die Hitze seines Körpers gedrückt hätte, wo ihr Atemhauch ihn jede Sekunde daran erinnerte, dass sie am Leben war.
Stattdessen stand er mit dem Rücken zum Kamin, als zwei Dienstmädchen mit Kübeln voller dampfenden Wassers hereinkamen und die Ruine seines Gesichts geflissentlich übersahen, als sie wieder hinauseilten. Sogar diese Dienstboten, die die Eskapaden seines Großonkels mitangesehen hatten, waren von seinem Anblick entsetzt.
Er machte ein finsteres Gesicht, als die Haushälterin die letzte Schicht Stoff wegzog und den Schlamm und das Blut von einem Dutzend Schnitten und Kratzern wusch, die Victorias zarte Gestalt bedeckten. Byrons Hände schmerzten vor Sehnsucht fast sosehr wie sein Gesicht – er hätte derjenige sein sollen, der ihre Wunden
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