Rebellion Der Engel
Wege nur zufällig gekreuzt haben.«
»Es gibt keinen Zufall.« Jede Freundlichkeit war aus Mikes Zügen gewichen. »Macht endlich eure verdammte Arbeit und bringt diese Angelegenheit zu einem Ende!«
Lea hielt den Kopf in einer respektvollen Geste gesenkt. »Sobald wir uns sicher sein können, eliminieren wir sie.«
»Ich erwarte euren Bericht.«
Das letzte Wort war kaum verklungen, da war Mike verschwunden. Nicht aus dem Raum gegangen, sondern einfach fort. Wie Ash McCray im Waschraum des Pompeji. Oder Akashiel in meinem Garten. Was auch immer dieser Mann sein mochte, er war ganz sicher kein Computerspezialist aus Redmond.
Ebenso wenig wie Lea und Nate.
Leas Blick war noch immer auf die Stelle gerichtet, an der Mike gerade noch gestanden hatte. »Ich werde dich nicht enttäuschen.« Sie rammte das Fleischmesser in die Arbeitsplatte. Die Klinge grub sich durch die Kunststoffbeschichtung und blieb zitternd stecken. Als Lea den Kopf hob, erwartete ich, Wahnsinn in ihrem Blick zu lesen, doch ihre Augen waren vollkommen klar. Sie sah in Richtung der angelehnten Tür, hinter der ich mich verbarg. Hastig zog ich den Kopf zurück, entzog mich dem schmalen Streifen Lichts, der aus der Küche fiel, und tauchte in die Schatten des Flurs.
Vor mir flog die Küchentür nach innen auf. Lea stand noch immer vor der Anrichte, den Blick auf mich gerichtet.
»Du!« In einer fließenden Geste hob sie die Hand und zeigte mit dem Finger auf mich. »Komm her!«
Wenn sie glaubte, dass ich ihrer Aufforderung folgen würde, musste sie vollkommen … Meine Beine setzten sich in Bewegung. Ein erster unsicherer Schritt auf die Küche zu. Was zum Teufel …? Lea winkte mich nun zu sich. Noch ein Schritt, gefolgt von dem Drang, sofort den nächsten folgen zu lassen. Sie hatte mich zu sich befohlen, dem durfte ich mich nicht entziehen. Ich hatte die Küchenschwelle bereits überschritten, als mir bewusst wurde, dass es nicht meine Gedanken waren, die es mir verboten, mich zu widersetzen. Es war etwas, das mir von außen eingeflüstert wurde. Etwas, das sich in meinem Kopf zu einem unwiderstehlichen Drang formte, der dafür sorgte, dass sich meine Beine in Bewegung setzten.
Ich zögerte mitten im Schritt und zwang mich, stehen zu bleiben.
»Komm, Rachel.« Noch einmal bedeutete sie mir, näher zu kommen. Ihre Worte, gepaart mit der Geste, verstärkten den Zwang und gaben mir das Gefühl, nicht länger über meinen Körper bestimmen zu können. Ich stemmte mich dagegen. Wenn ich ihrem Befehl Folge leistete, würde sie mich umbringen. Meine Beine zitterten unter der Anstrengung und wollten dem Zwang folgen, der von außen auf meinen Körper einwirkte. Wankend machte ich einen weiteren Schritt auf Lea zu.
Dann noch einen.
Nein!
Abrupt blieb ich stehen. »Was geht hier vor?«
Meine Worte rissen Lea aus ihrer Konzentration. Ich spürte, wie der Bann bröckelte, den sie über mich gelegthatte, und kämpfte darum, die Herrschaft über meinen Körper zurückzuerlangen. Alles, was ich zustande brachte, war ein unkoordinierter Schritt, der mich rückwärts gegen den Türstock taumeln ließ. Ich streckte die Hände aus und fing mich an der Wand ab.
Obwohl ich spürte, dass nicht mehr viel fehlte, bis ich die endgültige Kontrolle über meine Bewegungen zurückgewann, konnte ich mich nicht rühren. Die Kraft, die es mich kostete, mich Leas Macht zu entziehen, trieb mir den Schweiß auf die Stirn.
Lea kam auf mich zu. Ganz langsam, wie man sich einem verschreckten Tier näherte, um es nicht zu verscheuchen. »Ich werde dir alles erklären.« Ihr ruhiger Ton konnte nicht über den Zorn in ihren Augen hinwegtäuschen. Niemals hätte ich geglaubt, dass mir ein zerbrechlicher, geradezu ätherisch anmutender Mensch wie sie derartige Angst einjagen könnte. Dass sie nicht nach dem Messer griff, machte die Sache nicht besser.
Diese Frau brauchte keine Waffe, um gefährlich zu sein.
Die Luft um sie herum begann zu pulsieren. Durchsichtige Wellen umgaben ihren Körper wie ein Hitzeflimmern. In der flirrenden Luft hinter ihr blitzten Flügel auf. Mächtige weiße Schwingen, die jedoch so durchscheinend blieben wie eine Fata Morgana. Dahinter war noch immer die Kücheneinrichtung zu sehen.
»Du hast Dinge gesehen, die nicht für deine Augen bestimmt waren.« Es war nicht länger Leas vertraute Stimme, die zu mir sprach. Diese Stimme war höher und kristallklar. Die Worte hallten in meinem Kopf in unzähligen Echos wider. Ich war mir nicht einmal
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