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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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überredet habe, mitzukommen«, meinte sie. »Bei mir hättest du nur Sandwiches bekommen. Bestenfalls Käsemakkaroni.«
    Da wir mit dem Tisch nicht lange brauchten, halfen wir Lea auch noch beim Salatschneiden und retteten das Knoblauchbrot aus dem Ofen, ehe es Rauchzeichen geben konnte. Nach zwanzig Minuten war alles fertig. Die Männer hatten ihre Zigarren geraucht, das Essen war aufgetragen und wir saßen gemeinsam am Tisch und überließen es Nate, den Lammbraten zu zerlegen und auf die Teller zu verteilen.
    Was dann kam, überraschte mich. Sobald die Teller gefüllt waren, senkten Lea, Nate und Mike den Blick und sprachen ein Tischgebet. Ein wenig unangenehm berührt, senkte ich den Kopf und schielte zu Amber. Ihrem Blick nach zu urteilen, hatte das Gebet sie ebenfalls überrascht. Vermutlich war Mike gläubig und Nate und Lea beteten aus Rücksichtnahme auf ihn. Mein Blick fiel auf das Kreuz an der Wand. Nein, Mike war nicht der einzige Gläubige hier.
    Nach dreißig Sekunden war der Spuk vorbei und wir wandten uns unseren Tellern zu.
    Das Essen war wirklich lecker. Nate und Lea hielten die Unterhaltung in Gang und sparten nicht mit Anekdoten aus ihrem Arbeitsalltag; allerdings erwähnten sie Mike dabeinur am Rande. Lea erzählte von Seattle und davon, dass sie ihre Freizeit am liebsten mit Squash oder in der Tanzschule verbracht hatte, wo sie an den Wochenenden ausgeholfen hatte. Von Zeit zu Zeit gaben auch Amber und ich ein paar Ereignisse aus dem Bücherwurm zum Besten. Die meisten hatten mit Pat zu tun, denn wann immer sich irgendwo eine Katastrophe anbahnte, hatte er in der Regel seine Finger im Spiel.
    Wir aßen und lachten viel und es machte Spaß, so ungezwungen zusammenzusitzen, alte und neue Geschichten auszutauschen und sich darüber zu amüsieren. Mike war der Einzige, der nicht viel zu den Gesprächen beitrug. Wann immer ich jedoch aufsah, bemerkte ich, dass sein Blick auf mir ruhte. Nachdem mir das zum ersten Mal aufgefallen war, glaubte ich sogar, seine Augen auf mir zu spüren, wenn ich nicht zu ihm hinsah. Seine Aufmerksamkeit wurde mir zunehmend unangenehmer, sodass ich meinen eigenen Blick mehr und mehr auf meinen Teller und die anderen Anwesenden beschränkte, es aber vermied, ihn direkt anzusehen. Es war nicht sein Äußeres, das mich einschüchterte, sondern etwas, das unterschwellig in seinem Verhalten mitschwang, ohne dass ich den Finger darauf hätte legen können, was es war.
    Als sich unsere Blicke erneut kreuzten, flüchtete ich mich in ein freundliches Lächeln und wollte mich schon abwenden, als Mike fragte: »Wie sagten Sie, war noch einmal Ihr Nachname, Rachel?«
    »Underwood.«
    Er hielt mit der Gabel über seinem Brokkoli inne und musterte mich nachdenklich, wobei mich einmal mehr das Gefühl überkam, dass dieser Mann unmöglich ein Fremder sein konnte. Da war etwas in seinen Augen …
    Mikes Verhalten verunsicherte mich zunehmend. Wenner nicht schleunigst aufhörte, mich so anzustarren, würde ich anfangen auf meinem Stuhl hin und her zu rutschen.
    Ich zwang mich, seinen Blick offen zu erwidern. »Stimmt etwas nicht?« Mir stand nicht der Sinn danach, mich mit ihm zu unterhalten – nicht mehr –, trotzdem entschied ich, dass in diesem Fall vielleicht Angriff die beste Verteidigung war.
    »Ihre Mutter war nicht zufällig eine geborene Farnsworth?«
    Ich ließ die Gabel sinken. »Woher wissen Sie das?«
    Statt einer Antwort murmelte er nur: »Dachte ich es mir doch.«
    Ab diesem Moment wurde er mir wirklich unheimlich. Hatte er mich zuvor lediglich angestarrt, lag jetzt eine Mischung aus Überraschung, Freude und etwas, das ich im ersten Moment für Abscheu hielt, was mir jedoch nicht so recht zu den anderen Gefühlsregungen zu passen schien, in seinen Zügen.
    »Mike?« Mir war bewusst, dass uns mittlerweile die Aufmerksamkeit der anderen gehörte, doch das interessierte mich nicht. Ich wollte – nein: musste – wissen, woher er den Namen meiner Mutter kannte.
    Als hätte ihn meine Stimme in die Wirklichkeit zurückgeholt, rettete er sich in ein Lächeln. »Entschuldigen Sie, ich war einen Moment … abwesend.« Er tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel ab und trank einen Schluck von seinem Bier. »Sie fragen sich sicher, woher ich das weiß«, sagte er, sobald er das Glas wieder abgestellt hatte.
    Worauf du wetten kannst!
    »Ich bin ein alter Bekannter Ihrer Eltern«, erklärte er und fügte rasch hinzu: »Wir haben uns während des Studiums kennengelernt. Danach

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