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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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seiner Schwester – oder was auch immer dieses geflügelte Ding sein mochte – wirkte er wie immer. Da war kein Hall in seiner Stimme und auch keine durchschimmernden Flügel an seinem Leib. Wusste er am Ende gar nicht, dass Lea nicht das war, was sie zu sein vorgab?
    Verwirrt und misstrauisch zugleich versuchte ich mich zumindest so weit zu beruhigen, dass ich wieder klar denken konnte. »Wir hatten Streit«, presste ich in gezwungener Ruhe hervor, nicht wissend, wie schnell Lea sich aus den Trümmern befreien und die Verfolgung aufnehmen konnte. »Ich möchte jetzt gern gehen.«
    »Soll ich mit ihr reden?«, bot er an. »Vermitteln?«
    »Ein andermal.« Ich löste mich aus seinem Griff und drängte mich an ihm vorbei.
    Amber stand dicht hinter ihm auf der Veranda und sah mich mit einer Mischung aus Neugierde und Schrecken an.
    »Lass uns gehen!«, sagte ich und hoffte, dass mein Ton deutlich machte, dass Widerspruch nicht infrage kam.
    Amber runzelte die Stirn, aber sie sagte nichts. Als sie einen Schritt auf Nate zutrat, zweifelsohne, um sich von ihm zu verabschieden, hätte ich sie am liebsten am Handgelenk gepackt und mit mir gezogen. Da die Diskussion, die ich damit ausgelöst hätte, mehr Zeit kosten würde als ein flüchtiger Abschiedskuss, beherrschte ich mich und hoffte, dass es tatsächlich nur ein kurzer Abschied werden würde. Andernfalls musste ich doch noch einschreiten.
    Noch ehe Amber an mir vorbei war, hörte ich ein Rumpeln aus dem Wohnzimmer, dann brüllte Lea: »Ich habe den Beweis! Schnapp sie dir!«
    Nate wandte sich zu mir um. Alle Sorge und Freundlichkeit war aus seinen Zügen gewichen und hatten einem Lächeln Platz gemacht, das sein sonst so gefälliges Gesicht zu einer Fratze werden ließ.
    »Zum Wagen!« Ich verpasste Amber einen Stoß, dass sie die Verandastufen heruntertaumelte. »Schnell!«
    Nate packte mich am Arm und riss mich herum. Ich holte aus und schlug ihm die beiden Handtaschen ins Gesicht. Es war wohl eher Überraschung als Schmerz, die ihn dazu brachte, mich loszulassen. Mit einem Satz sprang ich von der Veranda auf den Rasen und rannte Amber hinterher.
    »Rachel!«, schrie Amber, die über die Schulter zurückschaute. »Vorsicht!«
    Ich fuhr herum und sah Nate auf mich zuspringen. Ohne nachzudenken, streckte ich meinen Arm in Richtung des schmiedeeisernen Tisches aus, so wie ich ihn gestern nachder Kakaopackung ausgestreckt hatte. Statt jedoch danach zu greifen, bewegte ich meine Hand mit einem Ruck in Nates Richtung. Der Tisch ruckte und schleifte ein paar Zentimeter kreischend über den Holzboden, ehe er im hohen Bogen durch die Luft flog und Nate niederstreckte.

26
    I ch wagte nicht, mich noch einmal nach Nate umzusehen. Zu groß war meine Angst, ich könnte auf dem abschüssigen Grundstück ins Stolpern geraten und stürzen. Es war schon schlimm genug, dass ich meine Aufmerksamkeit vom Weg vor mir nehmen und in Ambers Handtasche nach dem Autoschlüssel suchen musste. Den Gedanken, die Pistole aus meiner Tasche zu ziehen, verwarf ich, da ich das Gefühl hatte, dass sich weder Nate noch Lea davon einschüchtern lassen würden. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich den Mut aufbringen würde, die Waffe tatsächlich abzufeuern.
    Der Autoschlüssel war glücklicherweise im ersten Fach, das ich öffnete. Ich zog ihn heraus und rannte die Stufen zur Straße hinunter. Dabei fiel mein Blick auf den silbernen Minivan in der Garageneinfahrt. Der Minivan. Daran, dass Nate und Lea die Maskierten waren, zweifelte ich nicht mehr.
    Hinter mir hörte ich, wie sich die beiden etwas zuriefen, die Worte jedoch gingen im Keuchen meines Atems und dem heftigen Wummern meines Herzschlags unter. Auf der Straße erreichte Amber jetzt den Wagen. Ich drückte den Knopf, der die Zentralverriegelung entsperrte, und rief: »Auf den Beifahrersitz, Amber!«
    Widerspruch blitzte in ihren Augen auf und für einen Moment fürchtete ich, sie würde darauf bestehen, selbst zu fahren, immerhin war es ihr Wagen. Dann jedoch lief sie zur Beifahrerseite und stieg ein. Ich überwand die letzten Stufen, lief um den Mustang herum und riss die Fahrertür auf. Plötzlich zögerte ich. Es war das erste Mal seit dem Unfall, dass ich mich hinter das Steuer eines Wagens setzen wollte, und die Umstände waren alles andere als erfreulich. Trotzdem blieb mir keine andere Wahl. Wir mussten schnell sein und Amber war eine zu defensive Fahrerin.
    Bevor ich es mir anders überlegen konnte, warf ich die Handtaschen zu ihr

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