Rebellion Der Engel
Kurve.
Besorgt beobachtete ich das silberne Fahrzeug und seufzte erleichtert auf, als ich sah, wie es an der Stelle vorbeiraste,an der ich Amber rausgelassen hatte. Das Kreischen einer Hupe erklang. Ich riss den Blick vom Spiegel los und schaute nach vorn. Während ich den Van hinter mir beobachtet hatte, war ich weit nach links geraten und fuhr nun halb auf der Gegenfahrbahn. Auf der mir ein Wagen entgegenkam. Ich riss das Lenkrad herum. Der Mustang kam ins Schlingern und ich hatte Mühe, die Kontrolle wiederzuerlangen. Es kostete mich einiges an Kraft, gegenzulenken und den Wagen wieder in die Spur zu bringen. Dann war es geschafft. Mein Herz raste und wollte sich kaum beruhigen. Auf sehr ähnliche Weise war mein Unfall passiert – nur, dass es mir damals nicht gelungen war, die Kontrolle zurückzuerlangen.
Ich schoss über drei weitere rote Ampeln und raste durch den Ort. Der Abstand zu meinen Verfolgern wuchs weiter, nach jeder Kurve dauerte es ein bisschen länger, bis sie hinter mir im Spiegel auftauchten.
Dann wusste ich, wie ich sie abhängen konnte. In einem wilden Zickzackkurs arbeitete ich mich durch mehrere kleine Straßen voran bis zur Main Street und folgte dieser zurück zur Umgehungsstraße. Als ich sie erreichte, war der silberne Minivan lediglich ein kleiner Punkt in meinem Rückspiegel.
Ich lenkte den Mustang auf die Umgehungsstraße und folgte ihr mit Vollgas, bis ich nach zehn Meilen die Auffahrt zur I-5 erreichte. Statt auf die Interstate zu fahren, fuhr ich darunter hindurch und raste weiter bis zum nächsten Waldstück. Als ich in den Rückspiegel blickte, war hinter mir niemand zu sehen. Ich bremste auf Schrittgeschwindigkeit ab und fuhr von der Straße. Der Wagen holperte über den breiten Grünstreifen auf die Büsche zu, die sich wie eine dunkelgrüne Wand vor mir am Straßenrand erhoben. Ich dachte schon, ich hätte mich getäuscht und die Straße an der falschen Stelle verlassen, als sich vor mir in derheraufziehenden Dämmerung ein Forstweg zwischen den Büschen auftat. Vorsichtig, um den Mustang nicht gegen einen Baum zu setzen, folgte ich dem Weg in die Schatten, ehe ich im Schutz einer Baumgruppe anhielt und den Motor abstellte. Ich drehte mich im Sitz herum, um auf die Straße sehen zu können – für einen Moment war ich versucht auszusteigen und im Schatten der Bäume näher an den Straßenrand heranzuschleichen, im Wagen fühlte ich mich jedoch sicherer. Ich löste den Gurt, damit ich mich besser bewegen konnte, und starrte durch die Heckscheibe in Richtung Straße.
Ich musste nicht lange warten, bis der Minivan an meinem Versteck vorbeirauschte. Kein Quietschen von Bremsen, kein Aufleuchten der Bremslichter, nur die Rücklichter, die wie rote Augen in der Dämmerung glommen.
Sie fuhren einfach weiter.
Erleichtert ließ ich mich im Sitz zurücksinken, stieß den Atem aus, wobei ich nicht einmal bemerkt hatte, dass ich ihn angehalten hatte, und schloss die Augen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie es jetzt weitergehen sollte. Lediglich, dass es sinnlos war, das Büro des Sheriffs einzuschalten, war mir klar. Was sollte ich den Beamten sagen? »Ich werde von geflügelten Wesen verfolgt, die mich umbringen wollen, nachdem sie Beweise für etwas haben, wovon ich nicht einmal weiß, was das sein soll?«
Der Einzige, der mir weiterhelfen konnte, war Akashiel. Als ich jedoch nach ihm tastete, fand ich nicht einmal mehr die Leere vor, auf die ich seit letzter Nacht immer wieder gestoßen war. Stattdessen fühlte es sich an, als würde ich gegen eine Wand laufen.
Zu mir nach Hause konnte ich nicht, ebenso wenig zu Amber oder zu einem meiner Freunde. Kyle schied auch aus. Nachdem Lea und Nate wussten, dass er mir letzte Nacht beigestanden hatte, würden sie dort als Erstes nach mirsuchen. Die Konkurrenz ist hier. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was das bedeuten sollte und in welcher Form ein Ex-Marine etwas mit diesen Kreaturen zu tun haben könnte, allerdings hätte ich meinen Hintern darauf verwettet, dass jeder, den Lea und Nate so bezeichneten, mein Verbündeter war. Das änderte jedoch nichts daran, dass ich mich besser von Kyle fernhielt, wenn ich verhindern wollte, dass mich die beiden sofort aufspürten.
Ich musste an einem Ort untertauchen, den sie nicht kannten und wo ich keinen meiner Freunde in Gefahr bringen würde. Die vernünftigste Lösung schien mir zu sein, in Richtung Seattle zu fahren und mir ein Hotel zu suchen. Wenn ich erst einmal von der
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