Rebellion Der Engel
ins Gesicht geschüttet. »Kyriel? Soll das heißen, er ist ebenfalls ein … Es würde Sinn ergeben, immerhin hat er mich gerettet, mehr als einmal.«
»Er ist kein Schutzengel«, sagte Akashiel schärfer als beabsichtigt. Die bloße Vorstellung, mit ihm in einen Topf geworfen zu werden, machte ihn wütend. Dabei traf Rachel keine Schuld. Sie wusste es nicht besser und war dem ausgeliefert gewesen, was ihr dieser Bastard eingeredet hatte. »Du musst mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass er gefährlich ist.«
»Dann ist er wohl kein Ex-Marine?«
»Er ist ein gefallener Engel.«
»Ein was?«
»Vor Äonen waren einige Engel nicht mit dem Führungsstil des Chefs einverstanden und rebellierten gegen ihn. Was als verbale Auseinandersetzung begann, wurde bald zu einem bewaffneten Kampf.«
»Du sprichst von Luzifer, nicht wahr? Erzengel Michael wiegte ihn in Sicherheit, gab vor, sich ihm angeschlossen zu haben, und fiel ihm dann in den Rücken, um ihn in der letzten, alles entscheidenden Schlacht doch noch zu besiegen.«
Zumindest diesen Teil der Geschichte schien Kyriel wahrheitsgemäß erzählt zu haben. »Der Höllensturz«, nickte er. »Luzifer und seinem Gefolge wurden die Flügel genommen, ehe sie aus dem Himmel geworfen wurden und auf die Erde fielen. Hier wandeln die Gefallenen unerkannt und oft auch ungesehen unter den Menschen, so wie wir Schutzengel es tun. Sie gewinnen jene, die nicht stark genug sind zu widerstehen, mit ihren Einflüsterungen und scharen ihre Seelen um sich, in der Hoffnung, eines Tages ein Heer zu haben, das mächtig genug ist, erneut in die Schlacht zu ziehen. Kyriel war schon vor der ersten Schlacht Luzifers engster Vertrauter.« Nachdem Akashiel die beiden letzte Nacht zusammen gesehen hatte, zweifelte er nicht daran, dass er diese Position noch immer innehatte. »Er wirkt freundlich und hilfsbereit, aber er ist ein Opportunist, der nichts unternimmt, was ihm nicht in irgendeiner Form zum Vorteil gereicht. Wenn er dir also geholfen hat, dann nur, weil er sich etwas davon erhofft.«
»Meine Seele?«
»Ich denke, es hat eher etwas damit zu tun, was du bist.« Gestern Abend noch war ihm die Unterhaltung zwischen Luzifer und Kyriel rätselhaft erschienen. Nachdem er jedoch mit Japhael gesprochen hatte, sah er klarer. Nunwusste er, was Rachel war und was ihresgleichen bewerkstelligen konnte. Darauf hatten es die beiden abgesehen. Allerdings wollte er das im Augenblick lieber für sich behalten. Rachel hatte genug zu verdauen, auch ohne dass er sie mit dem Inhalt einer uralten Prophezeiung belastete. »Wenn du ihm noch einmal begegnen solltest, ruf sofort nach mir«, bat er. »Rede nicht mit ihm und lass dich auf nichts ein. Versprichst du mir das?«
Rachel sah ihn lange an. Er konnte sich vorstellen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete und wie sie abzuwägen versuchte, ob sie seinen – Akashiels – Worten mehr Gewicht und Vertrauen schenken sollte als denen eines Mannes, den sie als Reverend kennengelernt und von dem sie noch nie Schlechtes erfahren hatte. Akashiel jedoch kannte Kyriel. Im Laufe der Jahrtausende hatten sich ihre Wege immer wieder gekreuzt und nicht nur einmal war Kyriel hinter einer Seele her gewesen, die Akashiel schützen sollte. Ein Kampf – ohne Waffen ausgefochten –, den nicht immer die Guten gewonnen hatten. Der bloße Gedanke, der Gefallene könne Rachel bereits eingewickelt und für sich gewonnen haben, lastete wie ein dunkler Schatten auf ihm. Doch erst, als sie nickte, wurde Akashiel bewusst, wie angespannt er tatsächlich gewesen war. »Ich werde dein Vertrauen niemals enttäuschen, Rachel.«
»Das weiß ich.« In ihren Augen lag nicht der Schimmer eines Zweifels.
»Der schwarz gefiederte Engel, den du in deinem Garten gesehen hast, war nicht ich. Es war Kyriel.«
»Warum hast du …? Warum hat er …?« Verwirrung machte sich in ihren Zügen breit. »Ich dachte, er hat keine Flügel mehr.«
»Sie waren eine Illusion.« Akashiel konnte nur darüber spekulieren, warum Kyriel sich entschieden hatte, als ihrSchutzengel aufzutreten. »Womöglich hat er sich erhofft, dein Vertrauen zu gewinnen oder dich durch diesen Auftritt zumindest in die Arme des Reverends zu treiben, damit er sich in dessen Rolle dein Vertrauen erschleichen konnte. Was mich angeht: Meine Versuche, als McCray Kontakt zu dir aufzunehmen, waren gescheitert, und als das, was ich wirklich bin, durfte ich mich dir nicht zeigen. Die Chancen, dass du mir abkaufen würdest, dein Schutzengel
Weitere Kostenlose Bücher