Rebellion Der Engel
zu sein, statt sofort zum nächsten Psychiater zu laufen, waren größer, nachdem du bereits einen Engel gesehen hattest.«
»Du hast behauptet, dass ich dich zu Gesicht bekommen habe, sei ein Versehen gewesen.«
»Ich brauchte eine Ausrede.«
Wut blitzte in ihren Augen auf, war jedoch so schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Sie atmete tief durch. »Luzifers Schergen sind also hinter mir her«, fasste sie zusammen. »Dann weiß ich jetzt zumindest, wie ich Lea und Nate einzuordnen habe.«
»Wer ist das?«
»Die beiden, die mich verfolgt haben.«
»Sie haben nichts mit Luzifer zu tun – sie sind Engel.«
Sie wirkte, als würde sie jeden Moment aufspringen und umherlaufen, doch sie blieb auf der Kante der Couch sitzen und verschränkte die Finger ineinander. »Bist du sicher?«
»Hundertprozentig.« Obwohl sie ihre Signatur verborgen hielten, konnte er sie im Hotel spüren; etwas, das immer dann möglich war, sobald er nahe genug dran war, wenn ein Engel auf seine Fähigkeiten zurückgriff. Ihnen hatte nicht die geringste Spur von Luzifers Aura angehaftet.
Sie grub ihre Finger in den Stoff ihrer Hose und zog daran, auf der Suche nach den nächsten Worten. »Ihr könnt euch gegenseitig aufspüren und offenbar auch uns … die Menschen. Wie macht ihr das?«
»Jedes Wesen hat ein einzigartiges geistiges Muster, ähnlich einem Fingerabdruck«, erklärte er. »Sobald wir einen Menschen – oder Engel – einmal berührt haben, kennen wir dieses Muster und sind in der Lage, ihm auch über weite Strecken hinweg zu folgen. Es ist wie ein Peilsender, wenn du so willst.«
»Warum haben sie mich dann erst im Hotel aufgespürt und nicht schon viel früher?«
»Wie bist du zum Hotel gekommen?«
»Mit dem Wagen.«
Das Auto hatte ihr das Leben gerettet und es ihm überhaupt erst ermöglicht, noch rechtzeitig einzuschreiten. Eine Stunde früher und er wäre noch in der Höhle gewesen und hätte ihren Ruf nicht gehört. »Das Metall hat die Signatur abgeschirmt und verhindert, dass sie dich aufspüren konnten.«
»Wenn das der Fall ist«, sagte sie nach einer kurzen Pause, »wie konntest du mich damals in meinem Wagen aufspüren und auf meiner Rücksitzbank landen?«
»Wegen des Stoffverdecks. Es war schwieriger als an einem Ort ohne Metall, aber das Verdeck hat mir genug Zugang gelassen, um dich dennoch zu finden.«
»Ist das auch der Grund, warum ich dich nicht erreichen konnte? Warst du an einem Ort mit Metall?«
Akashiel nickte.
In ihren Augen lag ein fiebriger Glanz, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie allmählich an ihre Grenzen zu stoßen schien. Trotzdem bat sie: »Erzähl mir mehr über die Nephilim.«
Er setzte dazu an, ihr eine Pause vorzuschlagen, doch sie würde sie auch jetzt wieder ablehnen – und er konnte es verstehen. »Es gab zweihundert Grigori auf der Erde. Sie kamen den Menschen näher, als es für ihren Auftrag nötiggewesen wäre, und lebten schließlich unter ihnen, fasziniert vom Wesen der Menschen, das um so vieles einfacher und zugleich vielfältiger zu sein schien als das ihre. Sie beobachteten die Menschen und unterrichteten sie, wie es ihre Aufgabe war. Doch statt ihnen Kunst, Handwerk und Technologie nahezubringen, lehrten sie die Menschen verbotene Dinge wie Zauberei. Sie weihten sie in die Himmelsgeheimnisse ein, ließen sich mit den Menschenfrauen ein und zeugten Kinder mit ihnen. Eine Mischrasse.«
»Die Nephilim.«
»Die damaligen Nephilim haben jedoch nichts mit dir gemein. Auch die Menschen waren damals anders. Sie wurden weitaus älter als heute, mehrere Hundert Jahre – wie Methusalem –, und verfügten über Magie, weshalb die Kinder, die sie mit den Grigori zeugten … sie waren die Riesen der Vorzeit. Erfüllt von Boshaftigkeit, plünderten sie die Erde, fraßen Mensch und Vieh und wurden zur Gefahr für die Welt. Nichts auf der Erde konnte sie besiegen, deshalb beschwor der Chef die Große Flut herauf, um sie zu vernichten.«
»Die Sintflut?«
Akashiel nickte. »Vorher jedoch sandte er den Erzengel Uriel aus, um Noah zu warnen. Auf diese Weise verhinderte er, dass mit den Nephilim auch die Menschen ausgerottet wurden.«
»Was ist schiefgelaufen?«
»Die Nephilim wurden von ihren Erzeugern gerettet«, erklärte er. »Die Grigori bannten sie in Stein. Es heißt, dass sie dort noch heute ruhen und auf den Tag warten, an dem ihre Schöpfer sie befreien.«
»Warum haben sie das nicht längst getan?«
»Ich glaube, dass sie zwar eine Möglichkeit fanden,
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