Rebellion Der Engel
Ihre Brust hob und senkte sich unter schnellen Atemzügen, ihre Wangen waren gerötet und die Lippen von seinen Küssen leicht geschwollen.
»Gestern Nacht hast du mich zum ersten Mal gesehen «, korrigierte er. »Aber du kennst mich bereits. Wir unterhalten uns seit Tagen, und auch wenn du bisher nicht wusstest, wie ich aussehe, so weißt du zumindest, was ich denke und wie ich bin.«
Sie kniff die Augen zusammen, ein Ausdruck, den er immer dann an ihr beobachtete, wenn sie über etwas nachdachte, und verlagerte ihr Gewicht, wobei sie ihm unabsichtlich noch näher kam. »Du hast recht«, sagte sie nach einer Weile. »Trotzdem fühlt es sich …«
»… merkwürdig an?«
»Ja. Nein!« Sie schüttelte hastig den Kopf. »Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht wollte oder du nicht wunderbar wärst. Es ist einfach …«
»… der falsche Zeitpunkt«, beendete er erneut ihren Satz und spürte Enttäuschung in sich aufsteigen.
Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nein, auch nicht. Es ist ungewohnt – das ist es! Ich meine, ich bin es gewohnt, mit jemandem auszugehen, mich zu unterhalten, Kino, Konzerte, Restaurantbesuche, während der man einander kennenlernt, bevor … Ich habe all das noch nie mit jemandem erlebt, der die meiste Zeit während unseres Kennenlernens unsichtbar war.«
»Stell dir doch einfach vor, ich wäre eine Internetbekanntschaft.«
Sie zog eine Grimasse. »Im Internet sind zu viele Verrückte unterwegs.«
Akashiel biss sich auf die Zunge, um nicht laut loszulachen, und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ich weiß, dass das alles nicht leicht zu verdauen ist, und du hast eine Menge anderer Dinge, an die du dich jetzt gewöhnen musst. Ich wüsste nur gern, ob es falsch ist, mir Hoffnungen zu machen.«
»Nein, das ist es nicht«, sagte sie ernst. Dieses Mal war ihr Kuss voller Zärtlichkeit und erfüllt von einem Versprechen jener Dinge, die in der Zukunft auf sie beide warten mochten. Nachdem der Kuss geendet hatte, zog er sie in seine Arme und hielt sie für eine Weile einfach nur fest. Es fühlte sich wunderbar an und zum ersten Mal begriff Akashiel, was es bedeutete, jemandem näherzukommen.
»Versuchen wir es noch einmal mit deiner Signatur.« Es fiel ihm schwer, sie freizugeben, dennoch war es wichtig, dass sie lernte, sich abzuschirmen. Womöglich konnte er nicht immer in ihrer Nähe sein, um sie zu beschützen.
Die Zeit flog nur so dahin, während Rachel darum kämpfte, sich ihre Signatur erst vorzustellen und sie dann auszuschalten – zunächst weiterhin ohne Erfolg. Nach einer Weile versuchten sie es mit anderen Bildern. Allesamt grandiose Fehlschläge. Als Akashiel einmal den Raum verließ,um etwas zu trinken zu holen, tastete er bei seiner Rückkehr automatisch nach Rachels Signatur. Und griff ins Leere.
»Wie hast du das gemacht?«
»Meine Signatur ist eine Kerze. Zumindest stelle ich sie mir so vor wie die Hitzestrahlen, die sich von der Flamme ausgehend ausbreiten.«
»Und dann hast du an so ein Metallding gedacht, unter dem die Flamme erstickt wird?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nur, wie ich die Flamme ausblase.«
Es war ein Bild, auf das er selbst nicht gekommen wäre, wenn es jedoch für Rachel funktionierte, sollte es ihm recht sein. Nachdem sie ihr Bild gefunden hatte, arbeiteten sie daran, es zu festigen. Anfangs gelang es ihr nur selten, ihre Signatur tatsächlich zu verbergen, oft flackerte sie zwar und wurde ein wenig durchscheinend, war aber nach wie vor greifbar. Je länger sie es jedoch versuchte, desto öfter gelang es ihr vollständig. Noch ein oder zwei Tage Übung, dann würde sie den Bogen heraushaben und er konnte damit beginnen, ihr die Feinheiten beizubringen. Für heute war es jedoch genug. Ihr war die Anstrengung anzusehen und es fiel ihr zunehmend schwerer, sich zu konzentrieren, sodass sich die Fehlversuche erneut zu häufen begannen.
»Das genügt für heute«, entschied Akashiel. »Wir machen morgen weiter, wenn du ausgeruht bist.«
Rachel ließ sich zurücksinken. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend sein könnte, sich etwas vorzustellen.«
»Es ist ja nicht die bloße Vorstellung, sondern auch das, was du damit bewirkst. Jetzt jedoch, wo du den Bogen raushast, möchte ich, dass du den Schutz aufrechterhältst.«
»Was ist mit dem Schleier, den du über mich gelegt hast?«
»Der ist nach wie vor intakt, aber du musst lernen, dich selbst zu schützen, und die Signatur verborgen zu halten,kostet weniger Energie als das
Weitere Kostenlose Bücher