Rebellion Der Engel
die beiden.
Sie lehnte mit dem Rücken an der Lehne eines Sofas, die Arme vor der Brust verschränkt, und beobachtete diesen Nate beim Telefonieren. Er kritzelte etwas auf einen Block, dann bedankte er sich bei seinem Gesprächspartner mit vielen blumigen Worten und beendete das Gespräch. Mit einem derart widerwärtig selbstzufriedenen Gesichtsausdruck, dass Kyriel ihm am liebsten gleich eine verpasst hätte, wandte er sich seiner Gefährtin zu.
»Dieser Steve ist wirklich ein Trottel«, grinste er. »Ein bisschen Gejammer, wie sehr ich Amber doch vermisse und dass ich die Sache, die zwischen uns vorgefallen ist, unbedingt klären muss, und schon gibt er mir die Adresse.« Er riss einen Zettel vom Block und wedelte triumphierend damit in der Luft.
Sie riss ihm das Blatt Papier aus der Hand. »Ich weiß, wo das ist.«
»Dann lass uns unser Druckmittel abholen, Lelahel.«
Das letzte Wort war kaum verhallt, da waren sie auch schon verschwunden. Kyriel versuchte ihnen zu folgen, indem er sich an die Signatur dranhängte, doch die beiden waren zu geschickt darin, sich zu tarnen. Er hatte sie verloren, bevor er ihre Spur überhaupt aufnehmen konnte.
Fluchend versetzte er sich ins Innere des Hauses und riss den Block von der Anrichte. Die Spitze des Stiftes hattesich deutlich durchgedrückt, sodass er die Adresse mit ein wenig Mühe entziffern konnte. Er war zwar noch nicht dort gewesen, doch er kannte einen Ort ganz in der Nähe, an den er sich versetzen konnte. Von da aus würde er das letzte Stück, das ihn noch von seinem Ziel trennte, zu Fuß zurücklegen.
Es musste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er zuließe, dass sein Nephilim dieser Todesschwadron in die Hände fiel – und der Teufel war in diesem Fall auf seiner Seite.
32
A kashiel materialisierte sich zwischen den Bäumen, die das Haus am Deer Lake wie ein schützender Kokon umgaben. Dicke grün-gelbe Moosgeflechte überwucherten die Stämme der hohen Nadelbäume, hingen wie fransige Teppiche daran herab und machten es schwer, zu erkennen, wo der Baum aufhörte und der Boden begann. Überall ragten knorrige Wurzeln aus dem Erdreich, teilweise unter den ausladenden Wedeln taufeuchter Farne verborgen, teils vom Moos überwachsen, das hier unten in den Schatten in dunklem Grün schimmerte. Die Luft war schwer und erfüllt vom Geruch feuchter Erde.
Das Moos dämpfte seine Schritte, als sich Akashiel dem Waldrand näherte, um einen Blick auf den flachen Holzbau zu werfen, der im Zentrum der Lichtung kauerte, als schüchterten die Bäume ihn ein. Natürlich hätte er sich direkt zu Rachels Freundin ins Haus versetzen können, doch wann immer er konnte, vermied er es, derart mit der Tür ins Haus zu fallen. Er mochte für die Menschen unsichtbar sein – sie waren es für ihn nicht und er konnte es nicht ausstehen,neben jemandem zu erscheinen, der gerade in der Dusche stand oder sich womöglich mit einem Liebhaber vergnügte. Sich mit einigen Metern Abstand zu materialisieren, hatte ihm im Laufe der Jahrhunderte einige peinliche Anblicke erspart.
Obwohl es noch Tag war, drang aus dem Innern des Hauses bereits Licht. Kein Wunder, dachte Akashiel. Die Bäume warfen so viel Schatten, dass es im Haus vermutlich den ganzen Tag über dämmrig war.
Einen Moment noch blieb er im Schutz der Bäume stehen und genoss das Grün und die Stille fernab der Großstadt. Irgendwann, nahm er sich vor, würde er Rachel in einen dieser Wälder mitnehmen. Es sollte ein richtiger Ausflug werden, mit allem, was dazugehörte, einzig die An- und Abreise würde er abkürzen. Nicht nur für seine Arbeit war es praktisch, sich von einem Ort zum anderen versetzen zu können!
Heute war es allerdings ungewöhnlich still. Kein Laut drang zwischen den Bäumen hervor, kein Rascheln im Laub und kein Zwitschern der Vögel.
Es war zu still.
Bis ein Schrei die Lautlosigkeit durchbrach.
Amber.
Mit einem raschen Gedanken versetzte sich Akashiel ins Haus. Noch bevor er sich vollständig materialisiert hatte, spürte er die Präsenz. Dann sah er den weiblichen Engel – Rachel hatte sie Lea genannt –, der Amber von hinten einen Arm um die Taille geschlungen hatte und sie mit eisernem Griff festhielt. Sie war sichtbar – wenn sie Amber mit sich nehmen wollte, blieb ihr gar keine andere Wahl – und presste ihrer Gefangenen mit der freien Hand ein Messer an die Kehle. Unreiner Stahl. Kein Engel würde so etwas freiwillig anfassen … es sei denn, er legte es darauf an, einenMenschen
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