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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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nahm ihn gefangen. In seinen Augen lag eine derartige Intensität, dass mir ganz heiß wurde. »Es hat uns Jahrzehnte gekostet, das Wesen menschlicher Beziehungen zu erfassen«, sagte er, und obwohl sein Blick nichts von seiner durchdringenden Kraft verloren hatte, klang er wieder wie der Sprecher einer Dokumentation über das Liebesleben von Engeln. »Mit den Jahren jedoch haben wir das Konzept von Liebe und Beziehungen verstanden und begonnen, es auch in unserer Gemeinschaft umzusetzen. Im Laufe der Jahrtausende haben sich die Strukturen unseres Zusammenlebens mehr und mehr denen der Menschen angeglichen. Viele von –«
    »Halt! Warte!« Ich setzte mich abrupt auf. »Sagtest du gerade Jahrtausende? Wie alt bist du?«
    »Hättest du etwas gegen eine Beziehung zu einem älteren Mann?«
    Ich überhörte das Wort Beziehung. Darüber nachzudenken, wie er das meinen könnte, hätte mich vermutlich überfordert. » Wie alt?«
    »Als Geburtsjahr stünde in meiner Geburtsurkunde wohl: am Anbeginn der Zeit.«
    »Das ist ziemlich alt, oder?«
    »Aber ich bin noch ganz gut in Form.«
    Über jene Teile seines Körpers, die ich bisher zu sehen bekommen hatte, ließ sich in der Tat nicht meckern. »Darum geht es doch gar nicht! Ich versuche nur …«
    »Was versuchst du?«, fragte er sanft. »Etwas über unsere Kultur herauszufinden oder darüber, ob ich Single bin?«
    Mein Gesicht wurde brennend heiß. »Beides?«, gestand ich kleinlaut.
    Ich rechnete damit, dass er einmal mehr in Gelächter ausbrechen würde, doch er blieb vollkommen ernst. »Dann lass mich weitersprechen, ich versuche nämlich gerade, dir beide Fragen zu beantworten.«
    »Dann mach schnell«, brummte ich, »bevor ich vor Scham im Boden versinke.«
    Akashiel legte es jedoch sichtlich darauf an, mich zu quälen. Ein einfaches »Wir leben und lieben wie Menschen und ich bin ungebunden« – oder gebunden, was ich nicht hoffte – hätte mir vollkommen gereicht. Er jedoch sagte: »Viele von uns leben in Partnerschaften – mit allem, was dazugehört –, und solange wir darüber unsere Arbeit nicht vernachlässigen, hat der Chef auch nichts dagegen einzuwenden.«
    »Beziehungen am Arbeitsplatz. Ein schwieriges Feld.« Am liebsten hätte ich ihn gepackt und geschüttelt, doch nach all meinen Fragen hielt er mich vermutlich ohnehin schon für ein durchgedrehtes Engelsgroupie. Weiter in ihn zu dringen, würde das nicht besser machen. »Vielleicht sollten wir das Thema wechseln«, schlug ich vor. »Oder ich drehe mich einfach um und schlafe.« Ich rutschte in seinen Armen nach unten und zog mir die Decke bis zur Nasenspitze hoch.
    »Vielleicht kann ich dir aber auch einfach sagen, dass ichin der Vergangenheit in einigen Beziehungen gelebt habe, darin aber nie die Erfüllung gefunden habe, nach der auch die Menschen suchen?«
    »Das wäre durchaus eine Option.«

30
    A ls Akashiel erwachte, schlief Rachel noch immer in seinen Armen. Es war ihr schwergefallen, Ruhe zu finden. Ihre Unterhaltung schien jedoch geholfen zu haben – zumindest war sie ab einem gewissen Punkt so peinlich berührt gewesen, dass sie sich lieber zusammengerollt und die Augen geschlossen hatte.
    Die Erinnerung an das Gespräch entlockte ihm ein teils zufriedenes, teils amüsiertes Lächeln. Zufrieden darüber, dass sein Interesse an ihr nicht von einseitiger Natur zu sein schien, und amüsiert angesichts ihrer teilweise sehr offenen Fragen, die ihr zugleich immer wieder die Röte ins Gesicht getrieben hatten.
    Er hatte es genossen, sie zu necken und dazu zu bringen weiterzubohren, und sich mehr als nur einmal innerlich vor Lachen gekrümmt. Nur zu gern hätte er sie geküsst. Da er jedoch nicht wusste, wie weit zu gehen sie bereit war, hatte er sich zurückgehalten und auch versucht, sie die Erregung nicht zu deutlich spüren zu lassen, die ihre Nähe in ihm auslöste.
    Bisher hatte sich Akashiel in Beziehungen schnell eingeengt gefühlt. Von Zeit zu Zeit hatte er sich dennoch auf eine eingelassen, hin und wieder mit dem Gefühl, dass es dieses Mal anders sein könnte. Doch das war es nie. Er hatte nie viel empfunden – bis er Rachel begegnet war. Zum erstenMal verspürte er den Wunsch, sich wirklich auf jemanden einzulassen – und hatte höllische Angst davor, dass sie seine Gefühle nicht im selben Maße erwidern könnte.
    Ihre Reaktion auf all die Dinge, die er ihr vergangene Nacht eröffnet hatte, erstaunte ihn noch immer. Sie musste vollkommen verwirrt und überfordert sein, trotzdem war

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