Rebellion Der Engel
Verbergen selbst.« Er stand auf. »Ich werde jetzt noch mal nach deiner Freundin sehen und ihren Schleier erneuern.«
»Kann ich mitkommen?«
»Heute nicht.« Natürlich konnte er sie nicht ewig hier festhalten, das wollte er gar nicht. Wenn sie sich jedoch gegen Japhaels Unterschlupf entscheiden sollte, musste sie lernen, ihre Signatur aus eigener Kraft zu kontrollieren, ehe sie nach draußen ging – abgesehen davon wollte er sich zunächst einen Überblick über die Lage verschaffen. Da er nicht wusste, wo dieser Nate und seine Komplizin zu finden waren, würde er als Erstes Kyriel einen Besuch abstatten. Er fand es noch immer unglaublich, dass dieser Kerl die Frechheit besaß, ausgerechnet als ein Mann Gottes aufzutreten!
»Ruf sie an, wenn ich zurück bin«, schlug er vor. »Du könntest ohnehin nicht mit ihr sprechen, da ich nicht vorhabe, mich ihr zu zeigen.«
Rachel dachte einen Moment über seine Worte nach. Schließlich nickte sie. »Aber irgendwann möchte ich sie sehen. Bald!«
»Einverstanden.«
Er holte seine Jacke aus dem Schlafzimmer und schlüpfte in ein Paar Schuhe. Obwohl niemand ihn zu Gesicht bekommen würde und er gegen Wind und Kälte immun war, wäre es ihm seltsam erschienen, sich halb angezogen unter die Menschen zu begeben.
»Ich beeile mich. Solange du dich abschirmst, kannst du mich nicht mit deinen Gedanken erreichen. Wenn etwas ist, ich habe mein Handy dabei – die Nummer steht da drauf.« Er deutete auf eine seiner McCray-Visitenkarten, die auf einem Beistelltisch neben dem Telefon lag. Bereit, sich zu versetzen, richtete er seine Konzentration auf Ambers Aufenthaltsort, als ihm noch etwas einfiel. Eine Frage, die ersich schon den ganzen Nachmittag über gestellt hatte. »Rachel, was ist das zwischen uns?«
»Der Anfang von etwas Besonderen.«
31
S eit gestern Abend ging Kyriel durch die Hölle – nicht im wörtlichen Sinne, denn die Hölle war kein real existierender Ort mit Fegefeuern und Folterkammern. Was er jedoch in Gedanken durchlebte, kam dem durchaus nahe.
Bisher war ihnen mit den Nephilim wenig Glück beschieden gewesen. Diejenigen, die nicht abgeschlachtet oder in Sicherheit gebracht worden waren, ehe sie ihrer habhaft werden konnten, hatten sich für ihre Sache als unbrauchbar erwiesen. Es war höchste Zeit für ein Erfolgserlebnis, doch nach allem, was er gestern Abend gesehen hatte, war die Hoffnung auf einen Erfolg in weite Ferne gerückt.
Darauf, ob Rachel diejenige war, nach der sie suchten, hatte er keinen Einfluss. Sollte sie es jedoch sein, durfte er sich keinen Fehler erlauben. Kumpel hin oder her, Luzifer würde ihm den Arsch aufreißen, wenn er das versaute!
Nach seinem Gespräch mit dem Morgenstern war er zu dem Entschluss gekommen, dass es an der Zeit war, den nächsten Schritt zu tun und Rachel ins Vertrauen zu ziehen – zumindest soweit das für seine Pläne erforderlich war. Den Sonntag hatte er im Pfarrhaus verbracht, alte Zeichentricksendungen angesehen und das Telefon – für den Fall, dass Rachel dran sein sollte – gemieden. Sollte sie ruhig glauben, er sei mit seinen Nachforschungen beschäftigt, umso leichter würde es ihm gelingen, später endgültig ihr Vertrauen zu gewinnen.
Es erstaunte ihn immer wieder, wie leicht Menschen doch zu manipulieren waren. Ein paar freundliche Worte hier, eine beiläufige Berührung da und schon fraßen sie einem aus der Hand. Rachel war in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Wenn er ihr vermittelte, dass sie etwas Besonderes war, würde sie sich bereit erklären, etwas Besonderes für ihn zu vollbringen.
Als sie seinen Kuss nicht erwidert hatte, war er zunächst nervös geworden. Nach dem gelungenen Abend war er sich seiner Sache zu sicher gewesen und hatte fest damit gerechnet, sie noch in derselben Nacht ins Bett zu kriegen – was ihn seinem Ziel, ihr Vertrauen zu erringen, einen gewaltigen Schritt näher gebracht hätte. Arbeit konnte auch Spaß machen – solange sich nichts Unerwartetes ereignete und er zurückgewiesen wurde. Und so etwas war ihm noch nie zuvor passiert! Dank des Eindringlings in ihrem Schlafzimmer und seines heldenhaften Einsatzes als ihr Retter hatte er aber schnell wieder Boden gutgemacht, sodass sie seinen gescheiterten Annäherungsversuch vermutlich längst vergessen und ihn als ihren strahlenden Ritter in Erinnerung hatte.
So gelegen ihm der Eindringling gekommen war, so eigenartig war ihm die ganze Sache dennoch erschienen. Als er zur Veranda zurückgekehrt war, um
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