Rebellion Der Engel
halb ihm und halb dem erhitzten Stein zuwandte.
»Wenn ich die Zeichen richtig deute«, begann er, »weißt du mittlerweile, was du bist.« Andernfalls wäre sie spätestens beim Anblick der beiden Engel, die versucht hatten, sie umzubringen, schreiend davongelaufen. Rachel bestätigte seine Vermutung mit einem Nicken. »Weißt du auch, warum sie hinter dir her waren?«
»Sie glauben, dass ein Nephilim das Ende der Schöpfung sein wird.«
»Glaubst du das auch?«
»Woher soll ich das wissen?«, schnappte sie. »Ich verstehe nicht einmal die Hälfte von dem, was während der letzten Stunden passiert ist! Ich weiß nur, dass eindeutig zu viele Leute – oder wie auch immer man euch nennen soll – Interesse an mir haben.«
»Es gibt eine Prophezeiung, so alt wie der Himmel selbst«, erklärte er. »In ihr heißt es, dass eines Tages ein Nephilim kommen und seine Vorfahren aus dem Stein befreien wird. Irgendjemand im Himmel scheint zu glauben, dass es den Riesen der Vorzeit vorherbestimmt ist, gegen den Himmel in die Schlacht zu ziehen und sich an jenen zu rächen, die ihre Väter dazu zwangen, sie in einem Kerker aus Stein vor der Vernichtung zu schützen.«
Rachel runzelte die Stirn. »Das ist der Grund«, stellte sie fest. »Deshalb interessierst du dich für mich. Du willst, dass ich diese Nephilim befreie, damit sie sich Luzifer in seinem Kampf gegen die himmlischen Heerscharen anschließen!«
»Das ist es, was der Anführer dieser Todesschwadronenglaubt. Hast du dir schon einmal überlegt, dass es gar nicht um einen Kampf, sondern um Gerechtigkeit gehen könnte?«, sagte er. »Diese Kreaturen sind seit Äonen im Stein gefangen, denkst du nicht, dass sie Erlösung verdient haben?«
»Der Teufel ist also an Erlösung und Gerechtigkeit interessiert.« Ihre Worte troffen nur so vor Sarkasmus.
»Zumindest versucht er nicht, deinesgleichen auszurotten oder wegzusperren.«
»Wegsperren?«
»Neben den Todesschwadronen gibt es noch einen Kerl, dessen Aufgabe es ist, solche wie dich aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen.«
»Damit ihnen niemand etwas antun kann.«
»Oder damit sie keine Gefahr für das Himmelreich werden können«, schoss er zurück. »Sie in Sicherheit zu bringen, schützt sie nicht nur vor ihren Verfolgern, sondern hindert sie auch daran, sich länger frei zu bewegen.«
Rachel schnappte nach Luft. »Eingesperrt und überwacht, um sicherzugehen, dass sie nicht tun können, was ihnen vorherbestimmt ist.«
Kluges Mädchen. »Dein Akashiel hat dir vermutlich erzählt, dass es zu deinem Besten wäre, wenn du dorthin gehst. Aber er hat unrecht. Womöglich hat er dich auch bewusst belogen.«
»Warum sollte er das tun?«
»Weil sie, wenn es um den Schutz ihres Allerheiligsten geht, alle gleich sind.«
»Und du handelst aus purer Menschenfreundlichkeit.«
Wohl kaum. Das würde er ihr allerdings nicht auf die Nase binden. »Ich möchte dich davon überzeugen, diese gefangenen Kreaturen von ihrem Leid zu erlösen.«
»Du meinst, du willst mich zwingen.«
Er schüttelte den Kopf. »So läuft das nicht. Das ist etwas, das du nur aus freien Stücken tun kannst.«
»So wie meine Seele zu verkaufen?«
»In diesem Fall hat es zwar nichts mit deiner Seele zu tun«, stimmte er zu, »aber das Prinzip ist ähnlich.«
»Du glaubst nicht ernsthaft, dass ich das tun werde, oder?«
Er zuckte mit den Schultern. Wenn sie sich weigerte, hatte er ein paar gute Trümpfe im Ärmel, um sie dennoch von einer Zusammenarbeit zu überzeugen.
Eine Weile sagte sie nichts mehr. Sie rückte näher an den warmen Felsen heran und starrte auf den Stein, als wolle sie ihn hypnotisieren. »Wie bist du an die Stelle des Reverends gekommen?«, fragte sie, ohne den Blick vom Fels zu lösen. »Hast du ihn umgebracht?«
»O bitte!« Er verdrehte die Augen. »Nur weil mein Chef zufällig auch Teufel genannt wird, sind wir noch lange nicht die Bösen.«
Er hatte sich gerade in der Nähe von Seattle aufgehalten, als Luzifer von dem gerissenen Lebensfaden erfuhr, deshalb hatte er den Auftrag bekommen, herauszufinden, ob es sich um eine gewöhnliche Reanimation oder die Wiedergeburt eines Nephilim handelte. Glücklicherweise hatte Luzifer noch immer den einen oder anderen Informanten, der ihn über die Vorgänge oben auf dem Laufenden hielt. Auf diese Weise hatten sie auch von dem Alarm erfahren. Einer Art automatisches Warnsystem, das immer dann anschlug, wenn ein Mensch das Leben verließ und kurz darauf zurückkehrte. Dieser
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