Rebellion Der Engel
aufbewahren.« Bis sie eines Tages als Seelenkrieger in die Schlacht gegen den Himmel gerufen würden.
»Kein angenehmer Ort, vermute ich mal.«
»Nun, die Jungs von der Konkurrenz sind auch keine Heiligen. Der Himmel auf Erden ist das, was man bekommt, wenn man mit sich selbst seinen Frieden geschlossen hat. Du kannst mir allerdings glauben, wenn ich dir sage, dass es dadurch nicht einfacher wird.«
»Aber der Ort, der einen nach dem Tod erwartet, ist ein besserer.«
Was sollte er darauf erwidern? Die Wahrheit würde sie nur desillusionieren – andererseits war das vielleicht genau das, was er brauchte, um sie endgültig auf seine Seite zu ziehen. »Ich fürchte, die Engel benehmen sich den Menschen gegenüber nicht ganz so engelhaft, wie man es von ihnen erwarten würde.«
»Weil sie uns für eine niedere Rasse halten.«
»Exakt.«
Eine Weile sagte sie nichts, sah ihn einfach nur an, als sei sie imstande durch seine Augen geradewegs in sein Herz – oder noch tiefer – zu blicken. »Warum tust du das?«
Sie hätte kaum eine Frage stellen können, die ihn mehr überraschte. Mir bleibt keine andere Wahl. »Es ist mein Job.«
»Ein Job«, echote sie. »Du glaubst also nicht an das, was du tust?«
»Ich glaube an die Dinge, die mich am Leben halten und selbiges Leben so angenehm wie möglich gestalten.« Solange er in Luzifers Gunst stand, hatte er nichts zu befürchten. Gnade Gott den armen Teufeln, die diese Gunst verloren.
Allmählich wurden ihm ihre Fragen zu persönlich. Seine Beweggründe gingen sie ebenso wenig etwas an wie der Anblick der Flügelstümpfe auf seinem Rücken. Es war an der Zeit, den nächsten Schritt zu wagen und herauszufinden, ob sie stark genug war, zu tun, was getan werden musste.
Als er nun seinen Geist nach ihr ausstreckte, blieb er mit seinem Tasten nicht an der Oberfläche ihrer Gefühle. Dieses Mal drang er tiefer, vorbei an ihren Empfindungen, geradewegs ins Herz ihrer Gedanken. Er spürte ihre Rastlosigkeit und all die Fragen, die sie umtrieben, und noch etwas anderes, was er jedoch erst zu erfassen vermochte, als er ihr in die Augen sah: Misstrauen. Kyriel wusste nicht, woher es kam, doch womöglich würde er seinen Ursprung finden, wenn er ein wenig danach suchte. Zuerst jedoch musste er sich Gewissheit verschaffen. Er arbeitete sich weiter vor bis zu jener Stelle, an der ihre Fähigkeiten verborgen lagen. Sie selbst mochte noch nicht einmal ahnen, zu welchen Dingen sie als Nephilim in der Lage war. Er hingegen würde es in wenigen Augenblicken wissen – ausgebreitet wie eine Landkarte würden all ihre Anlagen und Begabungen vor ihm liegen.
Schon der erste Blick überzeugte ihn, dass sie mehr konnte als jeder Nephilim, den er bisher gesehen hatte. Er schob seinen Geist näher heran, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, als sich seine Sicht plötzlich verdunkelte. Alles, was offen ausgebreitet vor ihm gelegen hatte,verschwand schlagartig unter einem Schleier. Kyriel versuchte ihn zu entfernen, doch er entzog sich ihm. Ein heftiger Stoß schleuderte ihn zurück und riss ihn aus seiner Konzentration.
Als er die Augen öffnete, lag er auf dem Boden. Rachel stand über ihm und blickte zornig auf ihn herab. »Versuch das nie wieder!«
Ein heißer Schauer durchlief ihn. Sie wusste, was er getan hatte! Das war unmöglich! Noch nie zuvor hatte jemand bemerkt, wenn er einen fremden Geist erforschte. Sie war ohne jeden Zweifel die, nach der sie suchten. Es war an der Zeit, dass Luzifer davon erfuhr.
37
A kashiel erreichte die Lagerhallen, deren Adresse Rachel ihm auf seiner Mailbox hinterlassen hatte. Er blieb unsichtbar in der Einfahrt stehen, um sich einen Überblick über das Gelände zu verschaffen, das genauso heruntergekommen und ungepflegt wirkte wie der hufeisenförmige Backsteinbau mit den zerstörten Fenstern und den rostigen Metalltüren. Es kostete ihn nur einen Moment, um die Essenz von Lelahel und ihrem Gefährten aufzuspüren. Ohne zu zögern versetzte er sich an den Ort, wo sie am stärksten war, und ließ, noch während er sich materialisierte, das Flammenschwert in seinen Händen entstehen.
Die Waffe kampfbereit erhoben, sah er sich in dem kleinen Raum um, in den ihn die Spur der beiden geführt hatte. Er war darauf gefasst gewesen, dass sie ihn sofort angriffen, sobald er sich zeigte. Doch hier war niemand. Da er nicht vorhatte, sich noch einmal überrumpeln zu lassen, warf er einenBlick unter den Schreibtisch und filzte die Stahlschränke an
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