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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Alarm – der offiziell gar nicht existierte – sollte es Japhael erleichtern, potenzielle Nephilim aufzuspüren und aus dem Verkehr zu ziehen. Dank seiner guten Verbindungen war es Luzifer vor Kurzem gelungen, nicht nur das System anzuzapfen, weshalb sie nun ebenfalls informiert wurden, sobald ein möglicher Kandidat auf der Bildfläche erschien, sondern es auch so weit zu manipulieren, dass Japhael nicht mehr in jedem Fall benachrichtigtwurde. Allerdings hatte Kyriel den Verdacht, dass auch der Anführer der Todesschwadronen Zugriff darauf hatte. Anders konnte er sich nicht erklären, warum diese Arschlöcher so oft schneller waren als seine eigenen Leute.
    »Dem Pfaffen geht es gut«, fuhr er fort. »Nachdem ich den Auftrag bekam, nach Ruby Falls zu gehen und herauszufinden, ob du eine Nephilim bist, dachte ich, dass ich es wohl als Priester am einfachsten haben würde, dein Vertrauen zu gewinnen. Ich habe den Reverend im Keller gebunkert, wo ihn niemand hören und sehen kann.« Als Rachel auffuhr, hob er beschwichtigend die Hände. »Keine Sorge, er hat genug zu essen und zu trinken und ein Eimerchen für alles andere.«
    »Wie konntest du seinen Platz einnehmen?«
    »Ich habe den Verantwortlichen klargemacht, dass er krank ist, seine Arbeit eine Weile nicht ausüben kann und dann mich als passende Vertretung empfohlen.« Bewusstseinskontrolle war eine wunderbare Fähigkeit, die manchmal viel zu leicht anzuwenden war, sodass es schon fast keinen Spaß mehr machte. Aber nur fast.
    »Du hast sie hypnotisiert?«
    »Es funktioniert eher wie diese Gedankentricks der Jedi-Ritter.«
    Da sie darauf nichts erwiderte und ihrer Miene nicht anzusehen war, was sie dachte, streckte er seinen Geist nach ihr aus, um ihre Stimmung zu erfassen. Sie war ruhiger geworden. Die Angst schien von ihr gewichen zu sein, und wenn er nicht vollkommen danebenlag, würde sie nicht versuchen zu fliehen. Nur noch ein paar Minuten und er hätte ihr Vertrauen zurückgewonnen.
    Er lehnte sich zurück, bis er mit dem Rücken die Felswand berührte, und fuhr sofort wieder hoch, als ihm ein scharfkantiger Stein gegen die empfindsame Stelle anseinem Schulterblatt drückte. Sein T-Shirt blieb allerdings an der Kante hängen und er riss es sich auf. Einen Fluch unterdrückend fuhr er herum, um zu sehen, wo er sich schmerzfrei anlehnen konnte.
    »O Gott«, wisperte Rachel hinter ihm. Die Salzkruste knirschte, als sie sich bewegte. Misstrauisch wandte Kyriel ihr den Kopf zu, um zu sehen, was sie vorhatte. Sie ging neben ihm in die Hocke, den Blick auf seinen Rücken gerichtet, und streckte die Hand nach den Stellen an seinen Schulterblättern aus, deren Anblick das zerrissene T-Shirt ihr offenbarte: die vernarbten Stümpfe seiner Flügel.
    Kyriel ließ zu, dass sie sie berührte, jene Narben, die ihn selbst nach all der Zeit noch immer peinigten wie ein amputiertes Glied. Ihre Finger brannten auf seiner Haut und ließen seine Schulterblätter noch mehr schmerzen als gewöhnlich. Schlimmer jedoch als der pochende Schmerz, den er all die Jahrtausende ertragen hatte, war das Gefühl, nicht vollständig zu sein.
    Schließlich hielt er die beinahe zärtliche Berührung ihrer Fingerspitzen nicht mehr aus. Er drehte seinen Rücken weg von ihr und ließ sich wieder vor der Wand auf dem Boden nieder, sodass sie die Stelle nicht länger sehen oder berühren konnte.
    »Wie ist es in der Hölle?«, wollte sie wissen.
    »Himmel und Hölle existieren nicht. Zumindest nicht in dem Sinn, wie ihr Menschen sie euch vorstellt.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ich komme für böse Taten nicht in die Hölle?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Dass sie Fragen stellte, war ein gutes Zeichen und gab ihm die Gelegenheit, sie erneut für sich einzunehmen. »Die Hölle ist kein Ort mit Fegefeuer, ewigen Qualen und dem ganzen Tamtam. Es sind die Erinnerungen an all die schlimmen Dinge, die jemand inseinem Leben getan hat. Ein Platz im Innersten eines Menschen, der mit jeder Sünde wächst und an dem man seine Missetaten immer wieder durchlebt.«
    »Dann sitzen in den Gefängnissen wohl eine Menge Leute, die eine verdammt große Hölle in sich tragen.«
    »Ebenso wie in den Chefetagen der Konzerne, in Regierungen und an jedem anderen Ort. Wir sind ein weltweit agierendes Unternehmen.«
    »Was passiert, wenn diese Menschen sterben?«
    »Dann steigen ihre Seelen, so sie diese nicht uns verschrieben haben, in den Himmel auf. Für die anderen haben wir einen Ort, an dem wir sie …

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