Rebellion Der Engel
Falls war ein derartiger Übergriff jedoch etwas Außergewöhnliches, was keiner der Gesetzeshüter so schnell zu den Akten legen würde.
Es war drei Uhr morgens, als ich endlich fertig war. Nachdem ich meine Aussage unterschrieben hatte, fuhr mich einer der Polizisten nach Hause. Ich wartete am Gartentor, bis er fort war, bevor ich mich zum Haus herumdrehte. Auf dem Dach sah ich ihn: den schwarz gefiederten Engel des Todes. Er breitete seine mächtigen Schwingen aus, doch statt sich in die Lüfte zu erheben, löste er sich in Luft auf.
8
D as Einzige, was mich am nächsten Morgen dazu brachte, überhaupt aufzustehen, war der Gedanke, dass ich zur Arbeit musste – und Popcorn, der vehement sein Futter einforderte. Ich registrierte, dass der Kater mit mir sprach, doch ich war noch so sehr in den Ereignissen der vergangenen Nacht gefangen, dass ich kaum mehr als ein »Hm« für ihn übrig hatte.
Meine Gedanken wanderten – ebenso wie zuvor meine Träume – zwischen meinen maskierten Verfolgern und dem Schwarzen Engel auf meinem Dach hin und her. Mittlerweile war ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich mir den Engel nur eingebildet hatte. Wer könnte mir nach diesem Abend eine kleine Halluzination verübeln?
Sobald ich im Haus war, hatte ich die Tür hinter mir verriegelt und überprüft, ob alle Fenster geschlossen waren, dann hatte ich meine Pistole aus der Küchenschublade geholt, überall die Lichter angemacht und Raum für Raum durchforstet, bis ich sicher gewesen war, dass sich außer mir niemand im Haus aufhielt. Nach einer heißen Dusche war die Wärme allmählich in meinen Körper zurückgekehrt und ich war ins Bett gekrochen. Die Pistole hatte ich neben mir auf den Nachttisch gelegt.
Bis zu dieser Nacht hatte die Waffe stets ein unbehagliches Gefühl in mir ausgelöst. Ich hatte sie mir in meinem ersten Jahr auf der Universität angeschafft, als es auf dem Campus mehrere Überfälle gegeben hatte. Obwohl ich mich nicht oft nachts allein auf dem Gelände herumtrieb, wollte ich die wenigen Male, die ich es tat, nicht vollkommen ohne Schutz sein. Nachdem ich nach Ruby Falls gezogen war, hatte ich die Pistole in der Schublade verschwinden lassen und nicht mehr herausgeholt. Ich hatte sogar einige Maledarüber nachgedacht, sie loszuwerden. Jetzt war ich heilfroh, dass ich sie noch hatte.
Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und versuchte, die Erinnerungen an die vergangene Nacht abzuschütteln. Die dunklen Schatten unter meinen Augen ließen sich jedoch nur schwer ignorieren. Nachdem ich geduscht, mich angezogen und geschminkt hatte, fühlte ich mich wieder halbwegs wie ein Mensch. Ich nahm die Pistole vom Nachttisch, ging nach unten und steckte sie in meine Handtasche.
Nur zur Sicherheit.
Während ich meine heiße Schokolade trank, kehrten meine Gedanken zu meinem unbekannten Retter zurück. Als ich mit meiner Aussage fertig gewesen war, hatte er das Büro des Sheriffs bereits verlassen gehabt. Ich hätte mich gern bei ihm bedankt, doch ich kannte nicht einmal seinen Namen. Da ich ohnehin vorhatte, heute Nachmittag Deputy Wilkins anzurufen, um nachzufragen, ob die Streifen jemanden aufgegriffen hatten, konnte ich die Gelegenheit gleich nutzen, um mich nach dem Namen des Mannes zu erkundigen.
Da mein Wagen seit dem Unfall ein Wrack war und ich mich noch nicht nach einem neuen umgesehen hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als wieder zu Fuß zu gehen. Es war ein warmer, sonniger Morgen und die frische Luft tat mir gut – auf die Abkürzung durch den Friedhof und den Park verzichtete ich jedoch.
Während ich außen an der Friedhofsmauer vorbeiging, wurden die Erinnerungen an die vergangene Nacht ebenso lebendig wie meine Angst. Ich ertappte mich dabei, wie ich jedes Auto musterte, ganz gleich, ob es am Straßenrand parkte oder an mir vorüberfuhr. Beim Anblick des ersten silbernen Minivans zuckte ich zusammen und war kurz davor, die Flucht zu ergreifen. Dann sah ich die Frau hinter demSteuer und die beiden Kinder auf dem Rücksitz und entspannte mich wieder. Nach etwa der Hälfte des Weges hatte ich mich an den Anblick der Autos gewöhnt und es durchzuckte mich nicht mehr jedes Mal wie ein Stromschlag, sobald ein silberner Wagen in Sicht kam. Meine Gedanken kehrten zu meinem Retter zurück. Ich konnte mir noch immer keinen Reim darauf machen, was er mitten in der Nacht, ohne Socken und Schuhe, auf dem Friedhof zu suchen gehabt hatte. Abgesehen davon erschien es mir seltsam, dass er so schnell aus
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