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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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gesehen hatte – zu sehen geglaubt hatte –, konnte ebenso gut ein Strauch, ein Grabstein oder sonst etwas gewesen sein. Trotzdem wagte ich es nicht, stehen zu bleiben.
    Obwohl mir die Luft ausging und ich mehr humpelte, als dass ich lief, hielt ich nicht an. Die Panik hatte sich so tief in mir festgesetzt, dass vermutlich der Anblick eines Eichhörnchens genügt hätte, um mich aufschreien zu lassen. Doch je weiter ich kam, desto mehr wuchs in mir die Erkenntnis, dass da niemand sein konnte. So langsam, wie ich vorankam, hätte mich jeder Verfolger längst eingeholt.
    Vor mir tauchte die Kirche in der Nacht auf. Der vertraute Anblick der mit hellem Holz getäfelten Fassade und des quadratischen Glockentürmchens, das mich immer ein wenig an einen Leuchtturm erinnerte, ließ mich wieder Hoffnung schöpfen. Gleich würde der Friedhof hinter mir liegen. Auch wenn ich mich plötzlich fragte, ob das wirklichein Grund zur Freude war. Was, wenn die Maskierten immer noch hinter mir waren und ich sie geradewegs zu meinem Haus führte? Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf. Sobald das Friedhofsgelände hinter mir lag, würde ich mich zwischen die Häuser schlagen, mir ein Versteck suchen und abwarten, bis ich sicher war, dass mich niemand mehr verfolgte. Erst dann würde ich nach Hause gehen.
    Was, wenn sie wussten, wo ich wohnte, und mir dort bereits auflauerten?
    Wieder schüttelte ich den Kopf. Wenn sie das wüssten, hätten sie sich die Verfolgungsjagd sparen und von Anfang an zu Hause auf mich warten können. Nein, diese Männer wussten nichts über mich oder mein Zuhause. Ich war nur ein zufälliges Opfer – eines, das das Glück hatte, ihnen zu entkommen.
    Trotzdem gefiel mir der Gedanke nicht, nach Hause zu gehen. Ebenso wenig mochte ich die Vorstellung, zurück zur Main Street zum Büro des Sheriffs zu laufen. Was, wenn sie mit ihrem Minivan durch die Straßen kreuzten und nach mir suchten?
    Telefon!
    Im Laufen kramte ich in meiner Tasche und fischte mein Handy heraus. Glücklicherweise war es eingeschaltet. Ich wählte den Notruf und hielt es mir ans Ohr. Nichts. Kein Freizeichen. Keine Stimme. Ich warf einen Blick aufs Display. Kein Empfang, verkündete die Anzeige. Mitten im Ort? Das war noch nie vorgekommen. Nicht einmal auf dem Friedhof. Fluchend warf ich das Mobiltelefon in die Tasche zurück.
    Mein Blick schoss an der Kirche vorbei zum Pfarrhaus. Von dort aus konnte ich die Polizei rufen. Es musste mir nur gelingen, den Reverend aus dem Bett zu schmeißen, bevor die Maskierten mich einholten.
    Ich schlug einen Haken und hielt auf das Pfarrhaus zu, das neben der steinernen Friedhofsmauer stand. Meine Kräfte neigten sich dem Ende zu und ich konnte nur hoffen, dass ich nicht auf den letzten hundert Metern schlappmachen würde. Das wäre die Art von unrühmlichem Ende, worüber ich mich in Horrorfilmen schon so oft lustig gemacht hatte.
    Stolpernd lief ich weiter, vorbei an einem der letzten und größten Mausoleen – als ich von hinten gepackt wurde. Ein Schrei kroch aus meiner Kehle und versickerte zwischen kühlen Fingern, die sich fest über meinem Mund schlossen. Ein muskulöser Arm umklammerte meine Taille, ich wurde von den Beinen gehoben und in die dunkle Eingangsnische des Mausoleums gezogen.
    »Still«, zischte mir eine Stimme ins Ohr. »Sie kommen.«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als ich Schritte auf dem Kies hörte. Jeden Moment würden sie auf dem Weg erscheinen. Ich war wie erstarrt und wehrte mich nicht, als mein unbekannter Retter seinen Griff von meiner Taille löste, die Hand von meinem Mund nahm und mich neben sich in die Schatten zog, ohne dabei den Blick auch nur einen Herzschlag lang vom Weg zu lösen. Noch waren die Maskierten nicht zu sehen, was mir einen Moment Zeit verschaffte, den Mann neben mir zu mustern. Er verschmolz beinahe vollständig mit den Schatten, was mich zum einen hoffen ließ, dass uns meine Verfolger nicht entdecken würden, es mir zum anderen aber unmöglich machte, viel zu erkennen. Ich sah nur, dass er groß war – vielleicht groß genug, um es mit zwei Irren aufzunehmen, die mich angreifen wollten.
    Die Schritte wurden lauter, dann kamen die beiden Maskierten um die Ecke. Ich presste mich fester an die Wand. Die Kanten des unebenen Steins bohrten sich in meinen Rücken, und obwohl es schmerzte, hörte ich nicht auf, michgegen den Stein zu drücken. Zu groß war meine Angst, sie könnten mich sehen, sobald ich mich nur einen Millimeter nach vorn

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