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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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dem Büro des Sheriffs verschwunden war. Ich weiß nicht, warum, aber ich hatte irgendwie damit gerechnet, dass er auf mich warten würde. Allerdings konnte ich nicht genau sagen, ob es mich nur überrascht hatte, dass er gegangen war, oder ob ich deswegen auch enttäuscht war.
    Je näher der Bücherwurm kam, desto besser fühlte ich mich. Unser Laden lag im Herzen von Ruby Falls, inmitten von Cafés, Restaurants und Boutiquen. Die Straße verlief hier um eine Grünfläche herum, in deren Zentrum ein kleiner Pavillon stand. Bei festlichen Anlässen spielten dort Bands oder es gab Stände, an denen Essen und Getränke verkauft wurden.
    Für einen Moment dachte ich daran, mich durch den Hintereingang hinein und in mein Büro zu schleichen, in der Hoffnung, so allen Fragen aus dem Weg zu gehen. Daran, dass es Fragen geben würde, zweifelte ich nicht, denn die schlaflose Nacht zeichnete sich trotz meiner Versuche, sie mit Make-up zu kaschieren, deutlich auf meinem Gesicht ab. Der Hintereingang würde mir allerdings auch nicht helfen. Früher oder später würden Amber und Steve merken, dass ich da war, und auch wenn ich mein Büro gern mal als finsteres Loch bezeichnete, so war es bei Weitem nicht finster genug, um die dunklen Schatten unter meinen Augen zu verbergen.
    Ich nahm also wie üblich den Vordereingang und sperrte hinter mir wieder ab, da wir erst in dreißig Minuten öffneten. Weil ich den Fragen meiner Freunde und Kollegen ohnehin nicht entkommen konnte, sah ich keine Notwendigkeit, auf meinen gewohnten Spezialkaffee und den Morgenmuffin zu verzichten, und ging hinauf in den ersten Stock.
    Das Café lag neben der Kinderbuchabteilung, aber weit genug weg von der Spielecke, sodass man seinen Kaffee selbst bei Hochbetrieb in Ruhe genießen konnte. Steve stand hinter dem Tresen und war gerade dabei, den Geschirrspüler auszuräumen. Als er mich bemerkte, ließ er mir eine Tasse Kaffee aus der Maschine, schüttete einen ordentlichen Schuss Schokoladensirup hinein, legte noch einmal nach, als er meinen Blick sah, und schob mir die Tasse, gefolgt von einem Teller, auf dem ein Bananenmuffin thronte, über die Glastheke zu.
    »Danke.« Ich wollte mir beides schnappen und mich in mein Büro verkrümeln.
    »Du siehst müde aus, Rachel.«
    Mir war klar, dass ich ihn nicht einfach stehen lassen konnte. Wir mochten nicht mehr zusammen sein, trotzdem war er immerhin mein Kollege und Freund. »Es war eine kurze Nacht.« Dass ich nicht unhöflich sein wollte, bedeutete nicht, dass ich darüber sprechen wollte, was passiert war. Allerdings würde Amber sich mit Sicherheit nicht so leicht abspeisen lassen.
    Steve nickte. »Ich bin auch noch viel zu lange wach gewesen. Es gibt da etwas, worüber ich gern mit dir sprechen würde.«
    Er klang überraschend ernst, aber mir stand im Augenblick nicht der Sinn nach einer tiefschürfenden Unterhaltung. »Ist es dringend?«
    Er kniff kurz die Augen zusammen, als würde er darübernachdenken, dann schüttelte er den Kopf. »Kann warten. Wann immer du Zeit hast.« Er deutete auf meine Tasse. »Wenn du mehr von dem Zeug brauchst – Hilferuf genügt.«
    Auf meine Spezialmischung würde ich heute sicher noch mehrmals zurückkommen. Froh, so leicht davongekommen zu sein, machte ich mich auf den Weg zu meinem Büro.
    Ich saß noch nicht lange hinter meinem Schreibtisch, der Schokokaffee war zur Hälfte getrunken, den Muffin hatte ich gerade erst angebissen, als Amber hereinkam. Sie blieb in der Tür stehen und musterte mich. Ich lehnte mich so weit wie möglich im Stuhl zurück, in der Hoffnung, dass ihr meine Augenringe vielleicht entgehen würden. Vergebens, wie ich schnell feststellte. In diesem Moment hatte ich nur einen einzigen Gedanken: Bitte frag mich nicht, ob es mir gut geht.
    Abgesehen davon, dass ich diese Frage in der letzten Zeit viel zu oft zu hören bekommen hatte, war ich mir nicht sicher, ob ich auch dieses Mal mit dem obligatorischen »Sicher, alles bestens« antworten konnte.
    Amber schien meine Gedanken zu erraten. »Es war zu früh. Ich hätte dich gestern nicht zum Ausgehen zwingen sollen.« Sie seufzte. »Vermutlich wäre es auch besser, wenn du noch eine Woche zu Hause bleiben würdest.«
    Sah ich wirklich so schlimm aus?
    »Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragte sie, als ich nicht sofort antwortete.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin ganz froh über ein bisschen Ablenkung.«
    »Himmel, ich bin wirklich ein Idiot!«, schimpfte sie, bevor ich noch etwas sagen

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