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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Umrisse, die im Schutz der Bäume voranhuschten,keine zwanzig Meter von meinem Versteck entfernt. Sie waren langsamer geworden und sahen sich genauer um als vorher. Von Zeit zu Zeit blieben sie stehen und lauschten in die Dunkelheit. Als sie näher kamen, duckte ich mich tiefer, sodass ich sie nicht länger im Auge behalten konnte. Nicht mehr zu sehen, wo sie waren und was sie taten, trieb mich beinahe in den Wahnsinn. Hören zu können, wie sie sich bewegten, ohne mit Sicherheit sagen zu können, welche Richtung sie einschlugen, machte es nicht besser.
    Als ich erneut die Schritte vernahm, waren sie ganz nah. Ich hielt den Atem an und bereitete mich darauf vor, loszuspurten. Dann jedoch entfernten sie sich. Schließlich hörte ich das gedämpfte Knirschen von Kies. Sie waren auf den Weg zurückgekehrt. Den Weg, der nur eine Richtung hatte – zurück zum Haupteingang. In ein paar Minuten würden sie das schmiedeeiserne Tor erreichen, in ihren Wagen steigen und davonfahren.
    Selbst als ich die Schritte schon längst nicht mehr hörte, rührte ich mich nicht vom Fleck. Es konnte ebenso gut ein Trick sein, dazu gedacht, mich herauszulocken. Zusammengekauert harrte ich in meinem Versteck aus und wartete. Eine kühle Brise strich über mein schweißbedecktes Gesicht und ließ mich frösteln. Ich verspürte den Drang zu schreien, aus Wut und Hilflosigkeit, und schlug mir erschrocken die Hand vor den Mund, als tatsächlich ein Laut über meine Lippen kroch. All die Dinge, die in den letzten Tagen und Wochen passiert waren – es war beinahe, als stünde ich auf der Abschussliste des Universums.
    Ich trug keine Uhr, weshalb ich nicht sagen konnte, wie lange ich in meinem Versteck verharrte. Meinem Gefühl nach war mindestens eine Stunde verstrichen, seit ich meine Verfolger das letzte Mal gehört hatte. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich es nicht länger in der Grubeausgehalten. Mir tat jeder Muskel weh, meine Beine waren eingeschlafen und mittlerweile war mir eiskalt. Wenn ich nicht bald von hier wegkam, handelte ich mir noch eine Lungenentzündung ein.
    Ich warf einen vorsichtigen Blick über den Rand der Grube und suchte die Baumreihen um mich herum ab. Nachdem ich auch nach einer Weile nichts Verdächtiges entdeckte, richtete ich mich langsam auf. Meine Knochen knackten und meine Glieder fühlten sich taub an. Wenn jetzt einer von den Kerlen aufgetaucht wäre, hätte ich die Kontrolle über meine Beine verloren und mich auf die Nase gelegt. Ich kletterte aus der Mulde und wagte einen ersten vorsichtigen Schritt, ein wenig schmerzhaft, aber es ging. Humpelnd ging ich weiter und je mehr das Gefühl in meine Beine zurückkehrte, desto schneller wurde ich.
    Als aus der Dunkelheit der gemauerte Steinbogen auftauchte, der den Park vom Friedhof trennte, seufzte ich erleichtert auf. Die vor mir liegenden Kieswege erinnerten mich daran, dass ich meine Schuhe immer noch in der Hand hielt. Ich streifte die Pumps über meine eisigen Füße und ging weiter.
    Ich hielt mich abseits der großen Wege. Anfangs warf ich immer wieder einen Blick über die Schulter und hatte jedes Mal Angst, einen der Maskierten im Licht einer Laterne zu sehen. Von Zeit zu Zeit blieb ich stehen und lauschte.
    Da war niemand.
    Allmählich entspannte ich mich ein wenig, was jedoch nicht hieß, dass ich langsamer wurde. Bevor ich morgen früh zur Arbeit ging, würde ich zum Sheriff gehen und den Vorfall melden; wenn es möglich war, würde ich auch Anzeige erstatten. Ich wollte nicht, dass die beiden Maskierten noch einmal zuschlugen. Womöglich hatte ihr nächstes Opfer weniger Glück.
    Als ich mich das nächste Mal umsah, war da ein Schatten. Er bewegte sich. Der Weg machte einen Knick und ich verlor ihn ebenso schnell wieder aus den Augen, wie ich ihn entdeckt hatte.
    Ich geriet in Panik.
    Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob ich wirklich jemanden gesehen hatte, legte ich es nicht darauf an, es herauszufinden. Ich bog in einen Seitenweg ein und rannte los. Schon nach wenigen Metern setzte das Brennen in meinen Lungen erneut ein. Meine Beine waren schwer und schmerzten, die Narbe pochte und vor meinen Augen flimmerten rote und schwarze Flecken um die Wette. Weit würde ich nicht kommen, aber womöglich würde ich es weit genug schaffen, um meine Verfolger abzuhängen und mir erneut ein Versteck zu suchen. Sofern da überhaupt jemand gewesen war. Himmel, es war dunkel und ich hatte lediglich einen kurzen Blick über die Schulter riskiert. Was ich

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