Rebellion Der Engel
vermutlich nicht auffallen würde, wenn etwas von Ihrer Unterwäsche fehlen würde«, bestätigte er meine finstersten Vermutungen.
Vor dem Haus wartete Kyle auf uns. »Fehlt etwas? Hat er was gestohlen?«
»Zumindest keine Wertsachen.« Wie erklärte ich jemandem, den ich gerade erst ein paar Tage kannte und der obendrein noch Priester war, dass wir es womöglich mit einem Triebtäter zu tun hatten, der sich an meiner Unterwäsche vergriffen hatte?
Doch Kyle verstand mich auch ohne Worte. »Du kannst heute Nacht auf keinen Fall hier bleiben!«
»Das wäre ohnehin nicht möglich«, mischte sich Deputy Wilkins ein. »Sie können nicht ins Haus zurück, bevor die Spurensicherung da war.«
»Du könntest –«
»… zu Amber«, fiel ich ihm ins Wort, bevor er mir vorschlagen konnte, bei ihm zu übernachten.
Kurz darauf saß ich wieder in Kyles Wagen auf dem Weg zu Amber. Sie wohnte nur ein paar Straßen weiter in einem zweistöckigen viktorianischen Haus mit Erker und einem pittoresken Türmchen auf dem Dach, umgeben von einem großzügigen Garten. Die Eigentümer hatten es frisch renoviert und sogar eine Garage angebaut, ehe sie eingezogen war. Eine dichte Hecke umgab das Grundstück wie eine grüne Mauer.
Auf dem Weg zur Tür blieb Kyle stehen und griff nach meiner Hand, um mich zurückzuhalten. »Hast du irgendwelche Feinde? Jemanden, der dich belästigt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«
»Aber dir passieren in letzter Zeit ziemlich viele seltsame Dinge?«
Das ließ sich nicht leugnen.
Kyle dachte einen Moment nach, dann sagte er: »Vielleicht kann ich dir helfen. Zuerst muss ich allerdings ein paar Nachforschungen anstellen.«
Was das für Nachforschungen waren, behielt er für sich, und als ich nachfragte, schüttelte er nur den Kopf und klopfte an die Tür. »Ich erkläre dir alles später. Und jetzt lass uns zusehen, dass du ins Haus kommst. Du siehst hundemüde aus.«
Das war ich auch, trotzdem bezweifelte ich, dass ich so schnell Ruhe finden würde.
Es dauerte eine ganze Weile, bis im Haus und auf der Veranda Licht anging.
»Wer ist da?« Selbst durch die geschlossene Tür hindurch klang Amber verschlafen.
»Ich bin es. Rachel.«
»Um zwei Uhr morgens?« Amber riss die Tür auf. »Ist etwas passiert?«
Sie trug einen dünnen Morgenmantel und ihre Füße steckten in riesigen »Winnie the Pooh«-Plüschpantoffeln, bei deren Anblick sich Kyle ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Ihre Locken waren zerzaust, doch der Schlaf wich mit jedem Herzschlag mehr aus ihren Augen und machte der Sorge Platz.
»Bei mir wurde eingebrochen«, sagte ich schnell. »Ich kann nicht in mein Haus, solange die Spurensicherung nicht da war.« Nicht, dass ich danach sonderlich scharf darauf war, zurückzukehren. »Kann ich vielleicht bei dir …?«
»Das fragst du noch? Natürlich! Komm rein.« Sie warf einen Blick auf Kyle. »Sie auch, Reverend.«
Er schüttelte den Kopf. »Danke, aber ich muss morgen früh raus.« Mit einem Seitenblick auf mich fügte er hinzu: »Ich habe einiges zu erledigen.«
Zweifelsohne meinte er die Nachforschungen, von denen er gesprochen hatte und von denen ich immer noch nicht wusste, um was es sich handelte.
Sein Blick richtete sich auf mich. »Wenn du etwas brauchst, egal was, ruf mich an. Jederzeit.«
Ich nickte. »Danke. Für alles.«
Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er sich vorbeugen, um mich zu umarmen oder mir einen Kuss zu geben, doch er rührte sich nicht vom Fleck. Stattdessen streckte er seine Hand aus, griff nach meiner und drückte sie kurz. »Pass auf dich auf.«
Dann ging er.
21
A kashiel saß auf dem Dach von Ambers Haus und lauschte der Unterhaltung, die unter ihm auf der Veranda stattfand. Zu gern hätte er sich ein Stück nach vorn gebeugt, um über die Dachkante hinweg einen Blick auf Rachels Begleiter zu erhaschen, doch auch wenn die anderen nicht in der Lage waren, ihn zu sehen – Rachel konnte es.
Das wollte er nicht riskieren.
Er war froh, dass Rachel in Sicherheit war und die Nacht nicht allein verbringen würde. Als der Mann sich verabschiedete, rückte Akashiel ein Stück nach vorn, um eine bessere Sicht auf ihn zu haben, sobald er den Schutz der Veranda verließ.
Die Stimmen der beiden Frauen wurden leiser, dann fieldie Tür ins Schloss und sie waren nicht länger zu hören. Die Dielen knarrten unter den Schritten des Mannes. Einen Atemzug später erschien sein dunkler Schopf unter Akashiel, als er sich auf den Weg zu
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