Rebellion des Herzens
konnten wir uns über Langeweile kaum beklagen.«
Sein Humor brachte sie wie gewöhnlich auf die Palme. »Es lag keineswegs in meiner Absicht, Sie zu amüsieren, Frazer.«
»Ich nehme an, Sie können einfach nicht anders, wie?«
Sie ignorierte diese Bemerkung, ganz im Gegensatz zu R. J. »Halt den Mund, Frazer«, befahl sein Vater und sagte anschließend mit aller Streitlust, deren er fähig war zu Cassie: »Was, bei allen Teufeln, führst du diesmal im Schilde, Kleine?«
Catherine, die gerade damit fertig war, Morgans Fesseln aufzutrennen, blickte auf, um R. J. zu warnen: »Benutzen Sie gefälligst einen anderen Ton, wenn Sie mit meiner Tochter sprechen, Mister.«
»Ihrer Tochter? Nun, wenn das nicht dem Faß den Boden ausschlägt. Sie kommen ein kleines bißchen zu spät, Lady, um Ihr Mädchen hier an die Kandare zu nehmen. Sie hätten verdammt noch mal …«
Weiter kam R. J. nicht. »Sie sollten tatsächlich einen anderen Ton anschlagen, wenn Sie mit meiner Frau und meiner Tochter reden«, erklärte Charles und trat ein paar Schritte vor, um einen Fausthieb auf R. J.'s Mund zu landen.
Der größere Mann taumelte zwei Schritte zurück, schüttelte einmal kurz seinen Kopf und betrachtete Cassies Vater dann mit überraschtem Vorwurf. »Also, was sollte das denn jetzt, Charley? Ich dachte, wir wären Freunde.«
»Nach dem, was Sie meiner Tochter angetan haben? Sie können von Glück reden, wenn ich Sie nicht in Stücke reiße.«
»Was habe ich denn schon getan, außer etwas zu beschleunigen, das sie ohnehin vorhatte?«
Bei diesen Worten ließ Frazer sich auf einen Heuballen zurückfallen und schüttelte sich in stummem Gelächter. Nur Cassie bemerkte sein Verhalten, hatte jedoch nicht genug Zeit übrig, um ihm einen angewiderten Blick zuzuwerfen. Sie dachte, sie hätte es ihrem Vater ausgeredet, sich mit R. J. anzulegen, aber da befand sie sich offensichtlich im Irrtum, und eine Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern war nun ganz gewiß nicht der Sinn dieser Zusammenkunft.
»Papa …«
Er hörte sie nicht, weil er gerade sagte: »Was sie vorhatte, spielt keine Rolle, R. J., und das weißt du auch verdammt genau.«
R. J. hob eine Hand, als Charles noch einen Schritt auf ihn zu machte. »Ach, nun komm schon, Charley, ich möchte dich nicht verletzen.«
Es war bezeichnend für R. J.'s Selbstvertrauen, daß er sich so ausdrückte, und ebenso bezeichnend für Charles' Zorn, daß er sich nicht weiter darum kümmerte. Charles holte noch einmal aus, R. J. stellte sich breitbeinig hin, um ihn abzuwehren – und Angel schoß in das Dach über ihren Köpfen.
Eine Wolke von Staub und Holzsplittern rieselte auf die beiden Männer herab, während sie und alle anderen sich zum Eingang umdrehten. Angel ließ seine Waffe gelassen wieder ins Holster gleiten.
»Es tut mir leid, Ihnen den Spaß verderben zu müssen«, sagte er in seinem üblichen trägen Tonfall. »Aber wenn es hier zu irgendwelchen Gewalttätigkeiten kommen sollte, dann gehen sie von mir aus.« Dann sah er Charles direkt in die Augen und fügte hinzu: »Wenn das, was MacKauley getan hat, einen Kampf verdient hätte, wäre er von mir bereits umgelegt worden. Also hören Sie auf damit, Mr. Stuart. Für den Augenblick trage ich die Verantwortung für Cassie, nicht Sie, und Cassie möchte gern ein paar Worte zu diesen Leuten hier sagen.«
Charles ließ seine Flaust sinken und nickte widerwillig, obwohl der Blick, den er R. J. zuwarf, bevor er sich umdrehte, klar und deutlich besagte, daß diese Angelegenheit für ihn noch keineswegs erledigt sei. In der Zwischenzeit hatte Catherine sich neben Cassie gestellt. »Es sieht mir ganz so aus, als hätte man vergessen, mir etwas sehr Wichtiges mitzuteilen, bevor ich zu dieser kleinen Party eingeladen wurde«, warf sie ein. »Würde es dir etwas ausmachen, mir zu sagen, worüber dein Vater so wütend ist, und warum dieser Revolverheld da glaubt, er trüge die Verantwortung für dich?«
»Er ist mein Ehemann«, entgegnete Cassie im Flüsterton.
»Er ist dein was?« kreischte Catherine.
»Mama, bitte, das ist nicht der richtige Augenblick für Erklärungen.«
»Und ob er das ist!«
»Mama, bitte!«
Catherine hätte noch mehr gesagt, eine ganze Menge mehr, aber Cassies Gesichtsausdruck hielt sie davon ab. Es war kein flehender Blick, den sie auffing, sondern ein von sturer Entschlossenheit erfüllter, den Catherine bei ihrer Tochter überhaupt nicht gewohnt war. Cassie würde jetzt nicht mit ihr
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