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Rebellion des Herzens

Rebellion des Herzens

Titel: Rebellion des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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überraschend gut entwickelt hatte, wußte Cassie, daß sie -wenn sie wollte – im nächsten Herbst wiederkommen konnte. Womit sie nicht gerechnet hatte, waren die Abschiedsworte ihres Vaters. Er wolle wahrscheinlich in ein oder zwei Monaten selbst zu einem Besuch in Wyoming eintreffen. Ebensowenig hatte sie damit gerechnet, ihre Mutter bei seinen Worten heimlich lächeln zu sehen.
    Offensichtlich war in der Scheune doch etwas geschehen. Und die Entwirrung dieses Geheimnisses war genau das, was Cassie im Augenblick brauchte, um ihre Gedanken von Angel abzulenken. Nicht, daß sie bisher besonders erfolgreich gewesen wäre, wenn es darum ging, aus ihrer Mutter irgendwelche Informationen herauszuholen. Vielleicht hatte sie es aber einfach nur falsch angefangen?
    Sie erinnerte sich noch daran, wie überrascht sie gewesen war, zu erfahren, daß die Catlin- und die MacKauley-Kinder keine Ahnung gehabt hatten, wodurch die Fehde, in die sie so tief verwickelt schienen, ausgelöst worden war. Aber Cassie war so sehr daran gewöhnt, sich nicht in das Leben ihrer Eltern einzumischen, daß es ihr damals gar nicht in den Sinn gekommen war, daß sie genauso wenig darüber wußte, was das Zerwürfnis ihrer eigenen Eltern ausgelöst hatte. Sie beschloß, diesen Zustand zu ändern.
    Aber eine überfüllte Postkutsche war nicht der rechte Ort für ein privates Gespräch, daher wartete Cassie, bis sie weiter im Osten die Eisenbahn erreichten. Das Reisen mit der Bahn bot erheblich größeren Luxus und auch eine gewisse Ungestörtheit. Gleich an ihrem ersten Tag im Zug eröffnete sie das Gespräch. Sie saßen im Speisewagen, und Cassie ließ sich absichtlich so viel Zeit mit Nachtisch und Kaffee, bis sich die Tische um sie herum leerten.
    Mittlerweile – mehr als eine Woche, nachdem sie Caully verlassen hatten – war Cassie überaus begierig, ihre neue Strategie zu erproben. Unschuldig fragte sie ihre Mutter: »Wie kommt es eigentlich, daß du und Papa aufgehört habt, einander zu lieben?«
    Catherine hätte sich beinahe an ihrem letzten Bissen Kirschpastete verschluckt. »Was für eine Frage ist das denn?«
    Cassie zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich eine, die ich schon vor langer Zeit hätte stellen sollen.«
    »Dein kleiner Auftritt in der Scheune deines Vaters hat dich ziemlich vorlaut gemacht, Cassie – oder sollte ich lieber sagen unverschämt?«
    »Glaubst du wirklich? Ich versuche doch nur …«
    »Wag es nicht, mir auf diese Weise zu kommen, junge Dame.«
    »Dann weich du mir nicht immer aus, Mama. Es war eine einfache Frage und eine, die zu stellen ich wohl das Recht habe.«
    »Es ist zu … persönlich.«
    Catherine wich ihr also immer noch aus. Cassie kannte die Symptome. Aber diesmal würde sie nicht aufgeben.
    »Ich bin nicht irgendein neugieriger Nachbar. Ich bin deine Tochter. Er ist mein Vater. Ihr hättet mir schon vor langer Zeit sagen sollen, was damals passiert ist, Mama. Warum hast du aufgehört, ihn zu lieben?«
    Catherine blickte aus dem Fenster, hinaus auf die düstere Winterlandschaft, die kaum etwas Interessantes zu bieten hatte. Cassie wußte aus Erfahrung, daß sie nun kein Wort mehr aus ihrer Mutter herausbekommen würde. So war sie eben. Wenn sie die Leute nicht so einschüchtern konnte, daß sie von selbst aufgaben, dann ignorierte sie sie einfach.
    Daher war Cassie maßlos verblüfft, als sie ihre Mutter wenige Sekunden später sagen hörte: »Ich habe nie aufgehört, ihn zu lieben.«
    Cassie hätte sich ein Dutzend Antworten vorstellen können, aber diese wäre nicht dabeigewesen. Genaugenommen war sie so fassungslos, daß ihr nicht eine einzige Erwiderung einfiel. Catherine sah zwar immer noch aus dem Fenster, konnte sich jedoch durchaus vorstellen, welchen Schock sie soeben ausgelöst hatte. »Ich weiß, daß es wahrscheinlich nie so ausgesehen hat«, sagte sie.
    »Da gibt es überhaupt kein ›wahrscheinlich‹. Kein Mensch, der dich kennt, kein einziger, Mama, würde je daran zweifeln, daß ihr beiden einander haßt. Ich verstehe das nicht.«
    »Ich weiß, daß du das nicht tust. Ich verstehe es selbst nicht, um die Wahrheit zu sagen.« Catherine seufzte. »Zorn kann etwas sehr Starkes und Mächtiges sein. Angst auch. Beide Gefühle können dich dazu bringen, Dinge zu tun, die du normalerweise niemals tun würdest. Und beide Gefühle haben mich lange Zeit beherrscht.«
    Auch diese Feststellung konnte Cassie nicht ohne weiteres akzeptieren. »Angst, Mama? Wir reden von der Frau, die einmal

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