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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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    »Ehrlich«, unterbrach Wynter nochmals.
    »- offen mit seiner Wert- oder Geringschätzung.«
    Adorna sah ihn erbost an.
    »Die Kinder machen erste Fortschritte. Ihnen jetzt die Unterrichtszeit zu kürzen, würde nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichten«, sagte Charlotte bestimmt.
    Ah, Charlotte. Wenn sie nur wüsste, wie unwiderstehlich sie sich für ihn machte! Das Kinngrübchen und die weich gerundeten Wangen gehörten einer Frau mit sanftem Wesen, aber ihr kühler Blick und ihre eiserne Standhaftigkeit verleugneten solch rückgratlose Eigenschaften. Doch wenn sie von seinen Kindern sprach, konnte sie die Wahrheit nicht verbergen. Seine Kinder waren ihr keine Last, sondern Schätze, auf die sie achten musste. Wusste sie, wie anziehend ihre Herzensgüte sie machte?
    Nein, das konnte sie nicht wissen, sonst hätte sie diesen Charakterzug versteckt und ihm nie einen Blick darauf gestattet. Bei ihren früheren Anstellungen hatte sie das wohl getan, anderenfalls wäre sie, für den Posten hier, nicht in die engere Wahl gekommen.
    »Ich habe ihn aus Furcht vor seinen Kommentaren von Festen fern gehalten, aber bald wird er elegant ausgehen
müssen?
Der Klatsch macht bereits die Runde und wenn wir ihm nichts entgegenzusetzen haben, wird uns irreparabler Schaden zugefügt. Aber den größten Schaden könnte er anrichten, wenn er einer jungen Dame, die mit ihm flirtet, erzählt, sie solle zu ihrem Vater nach Haus gehen und sich von ihm aufklären lassen! Oder wenn er die Absurdität von Whist aufzeigt! Oder einen Lord dafür maßregelt, dass er seine Küchenhilfe überstrapaziert!« Adorna durchlief bei ihren Worten ein Schaudern.
    Wynter starrte die entsetzten Damen mit großen, unschuldigen Augen an. Langsam wurde es amüsant. Solange er sich damit abmühte, diese Unterschlagungen zu untersuchen, konnte er ein wenig Zerstreuung gut gebrauchen. Der Betrag, um den es ging, hatte dem Vermögen der Ruskin Frachtgesellschaft zwar keinen nachhaltigen Verlust zugefügt. Aber er konnte nicht ruhen, bis er den Schuldigen gefunden hatte.
    Und seine Mutter hatte Recht. Er konnte von Charlotte etwas lernen, denn sie heiterte ihn auf mit ihrem endlosen Takt, dem Ernst, mit dem sie die Faibles der Gesellschaft präsentierte, und diesen Grübchen an ihrem Kinn. »Ich fahre jetzt täglich in die City. jeglicher Unterricht müsste abends stattfinden, wenn die Kinder zu Bett gegangen sind.«
    Adorna warf ihm einen zustimmenden Blick zu – ja, natürlich würde er das. Sie hatte
ihn
in der Tasche – sprach aber mit Charlotte. »Das klingt, als hätten wir Ihre Pflichten verdoppelt, und das haben wir ja in gewisser Weise auch. Aber wir geben Ihnen einen halben Tag in der Woche frei, und erhöhen Ihr Gehalt.«
    Aus Charlottes Wangen wich die Farbe. Sie senkte den Blick, um ihre Gedanken zu verbergen. Es war ihr anzusehen, dass sie gegen die Versuchung ankämpfte. Für eine Frau, die allein durchs Leben gehen musste, bedeutete Geld sehr viel. Wynter begriff das ganz genau.
    Adorna sprach heiser und beredt weiter: »Charlotte, Liebes, ich bin in die Vornehme Akademie für Gouvernanten gekommen, um jemanden wie Sie für Wynter zu finden. Als Kaufleute befinden wir uns in der feinen Gesellschaft ohnehin nur auf Bewährung.«
    Wie ihn das aufregte! Dieses ständige Insistieren, dass Leute, die arbeiteten, weniger angesehen waren, als die Untätigen. Und die aus alten Geschlechtern geheiligt, gleichgültig, ob sie zu etwas taugten oder nicht. Wenn seine Beduinen so gedacht hätten, wäre er heute ein Haufen gebleichter Knochen im Sand – aber er nahm an, dass einem englischen Aristokraten nur ein Zehntel der Intelligenz eines Wüstenmannes zuzutrauen war. Die Beduinen erkämpften sich ihren Platz durch Schläue, Stärke und Lebenswillen.
    Adorna holte Luft und fuhr fort: »Wenn er seinen derzeitigen Kurs beibehält, werden uns nicht einmal meine guten Verbindungen vor der endgültigen Ächtung retten – und dies wird auch die Zukunft der Kinder beeinträchtigen.«
    »Wie unfair«, murmelte Charlotte.
    Die Kinder als Argument zu benutzen, war unfair, aber Adorna gab vor, nicht zu verstehen. »Es ist unfair, aber es ist wahr. Und Sie brauchen ihn ja nicht für immer Zu unterrichten, nur bis der Empfang der sereminianischen Königsfamilie vorüber ist.«
    Charlotte strich über den Rand des Kognakschwenkers. Solch anmutige Finger, dachte Wynter versunken. Fein und gepflegt, mit einem schlichten Goldring an einem Zeigefinger. Ein

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