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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Opium kam aus Plantagen in Tasmanien und Australien. Das reine Heroin und Kokain wurden in einem Panzerraum gelagert. Jedes Labor besaß eigene Schließfächer. Der Lagerraum war durch Infrarotkameras und Bewegungssensoren gesichert. Fünf Minuten in dem Raum, und Rebus wusste ganz genau, warum sich Tommy Telford so für Maclean's interessierte. Und die Yakuza hatte er zum Mitspielen eingeladen, entweder weil er ihre Hilfe brauchte - was wenig wahrscheinlich war -, oder um vor den japanischen Kollegen zu prahlen.
    Als sie wieder im Auto saßen, stellte Davidson die nahe liegende Frage.
    »Also, worum geht's, John?«
    Rebus kniff sich in den Nasenrücken. »Ich glaube, Telford plant, den Laden auszuräumen.«
    Davidson schnaubte. »Er würde nie reinkommen. Wie Sie selbst gesagt haben, das ist das reinste Fort Knox.«
    »Es ist für ihn eine Prestigefrage, Shug. Wenn er es schafft, ist er die Nummer eins. Dann hat er Cafferty aus dem Feld geschlagen, ohne ihm auch nur ein Haar zu krümmen.« Das Gleiche galt für die Brandanschläge: Sie waren nicht lediglich eine Botschaft an Cafferty, sondern auch eine Art »roter Teppich« für Mr. Pink Eyes - willkommen in Edinburgh, und schau, was ich so alles kann.
    »Ich sag Ihnen doch«, entgegnete Davidson, »man kommt da nicht rein. Mann, ist das billig!« Davidsons Aufmerksamkeit war von den Schildern im Schaufenster des Tante-Emma-Ladens abgelenkt worden. Zigaretten zu Schleuderpreisen. Spottbillige Sandwiches und heiße Brötchen. Plus fünf Pence Rabatt auf jede Morgenzeitung.
    »Der Wettbewerb muss hier in der Gegend ganz schön hart sein«, meinte Davidson. »Lust auf ein Brötchen?« Rebus beobachtete die Arbeiter, die das Maclean's-Gebäude verließen. Nachmittagspause vielleicht. Sah sie die Straße überqueren, sich zwischen den vorbeifahrenden Autos hindurchschlängeln. Kleingeld aus der Tasche holen und abzählen, während sie die Tür des Ladens öffneten.
    »Ja«, sagte Rebus leise, »warum nicht?«
    Der kleine Laden war gerammelt voll. Davidson stellte sich in die Schlange, während Rebus den Zeitungs- und Illustriertenstand in Augenschein nahm. Die Arbeiter tauschten Scherze und Klatsch aus. Hinter dem Ladentisch bedienten zwei Verkäufer - junge Männer, die leutseliges Geplänkel mit wenig effizientem Service zu verbinden wussten.
    »Was möchten Sie, John? Bacon?«
    »Prima«, antwortete Rebus. Dann fiel ihm ein, dass er nichts zu Mittag gegessen hatte. »Zwei, bitte.« Zwei Bacon-Brötchen kosteten exakt ein Pfund. Die zwei Polizisten setzten sich zum Essen ins Auto.
    »Wissen Sie, Shug, die Strategie solcher Geschäfte besteht darin, ein, zwei Dinge des täglichen Bedarfs besonders günstig anzubieten, um damit Kunden anzulocken.« Davidson nickte, biss in sein Brötchen. »Aber in dem Laden kriegt man ja alles nachgeschmissen.« Rebus hatte aufgehört zu essen. »Tun Sie uns beiden einen Gefallen: Nehmen Sie das Geschäft unter die Lupe, finden Sie raus, wem es gehört, wer die zwei Typen hinterm Tresen sind.«
    Davidson kaute zunehmend langsamer. »Sie glauben...?«
    »Überprüfen Sie das einfach, okay?«
22
    Als er wieder in St. Leonard's ankam, klingelte gerade sein Telefon. Er setzte sich und pulte den Deckel von einem Becher Kaffee ab. Während der Rückfahrt hatte er an Candice gedacht. Zwei Schlucke Kaffee, und er nahm den Hörer ab.
    »DI Rebus«, meldete er sich.
    »Was zum Teufel treibt der kleine Scheißer?« Die Stimme Big Ger Caffertys.
    »Wo sind Sie?«
    »Was meinen Sie wohl, wo ich bin?«
    »Klingt wie ein Handy.«
    »Erstaunlich, was sich in Barlinnie nicht alles so auftreiben lässt. Jetzt sagen Sie, was läuft da eigentlich ab?«
    »Sie haben also davon gehört.«
    »Er hat mein Haus abgefackelt! Mein Haus\ Soll ich ihm das etwa durchgehen lassen?«
    »Hören Sie, ich glaube, ich hab einen Weg gefunden, wie ich ihn drankriegen kann.« Cafferty beruhigte sich ein wenig. »Ich höre.«
    »Noch nicht, ich will -«
    »Und alle meine Taxis!«, explodierte Cafferty wieder. »Der kleine Scheißer!«
    »Hören Sie, die Frage ist doch: Was für eine Reaktion erwartet er von Ihnen? Er rechnet mit sofortigen Vergeltungsmaßnahmen.«
    »Und die soll er haben.«
    »Dann ist er darauf vorbereitet. Wäre es nicht besser, ihn unvorbereitet zu erwischen?«
    »Der kleine Scheißer ist nicht mehr unvorbereitet gewesen, seit er aus den Windeln raus ist.«
    »Soll ich Ihnen verraten, warum er das getan hat?« Caffertys Wut ebbte wieder ab.

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