Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
»Warum?«
»Weil er meint, Sie hätten Matsumoto getötet.«
»Wen?«
»Einen seiner Geschäftsfreunde. Wer immer es war, er hat es so eingefädelt, dass es so aussah, als hätte ich am Lenkrad gesessen.«
»Ich war's nicht.«
»Versuchen Sie mal, das Telford zu erzählen. Er glaubt, Sie hätten mir den Auftrag dazu gegeben.«
»Wir wissen, dass es nicht so war.«
»Stimmt. Wir wissen, dass jemand mir was anhängen wollte, um mich nach Möglichkeit aus dem Weg zu räumen.«
»Wie hieß der noch mal, der Tote?«
»Matsumoto.«
»Ist das japanisch?«
Rebus wünschte sich, er hätte Caffertys Augen sehen können. Aber selbst dann wäre es schwierig gewesen zu erkennen, ob der Mann Spielchen spielte.
»Er war Japaner«, erklärte Rebus.
»Was zum Teufel hatte er mit Telford zu schaffen?«
»Klingt so, als ob Ihr Nachrichtendienst nicht mehr besonders doli funktioniert.« Stille in der Leitung. »Wegen Ihrer Tochter...«
Rebus erstarrte. »Was ist mit ihr?«
»Ein Secondhandladen in Porty.« Also Portobello, einem Vorort an der Küste. »Der Besitzer hat jemandem ein paar Sachen abgekauft. Darunter Kassetten mit Opern und Roy Orbison. Das hat er sich gemerkt. Ist ja keine übliche Kombination.«
Rebus' Hand krampfte sich um den Hörer. »Welcher Laden? Wie sah der Anbieter aus?«
Höhnisches Lachen. »Wir arbeiten daran, Strawman, überlassen Sie nur alles uns. Wie war das jetzt mit diesem Japsen...?«
»Ich hab gesagt, ich zieh Telford aus dem Verkehr. So war's abgemacht.«
»Bis jetzt hab ich noch nicht viel gemerkt.«
»Ich arbeite daran!«
»Ich will trotzdem was über ihn wissen.« Rebus schwieg.
»Wie geht's eigentlich Samantha?«, fragte Cafferty. »So heißt sie doch, oder?«
»Sie ist...«
»Denn es sieht ganz so aus, als wär's nur eine Frage von Tagen, bis ich meinen Teil unserer Abmachung erfüllt habe. Während Sie...«
»Matsumoto war Yakuza. Schon mal von denen gehört?« Kurzes Schweigen. »Ja, hab ich.«
»Telford hilft denen, einen Country Club zu kaufen.«
»Was in Gottes Namen wollen die denn damit}«
»Weiß ich auch nicht genau.«
Cafferty schwieg wieder. Rebus glaubte schon, seinem Handy sei der Saft ausgegangen, als er schließlich sagte:
»Er hat große Pläne, was?« Und man meinte, eine Spur von Hochachtung herauszuhören, die gegen den verletzten Stolz des angegriffenen Platzhirsches ankämpfte.
»Wir haben beide schon erlebt, was passiert, wenn Leute sich übernehmen.« In Rebus' Kopf nahm eine Idee Gestalt an, eine plötzliche Vorstellung dessen, worauf das alles zusteuerte.
»Sieht aber so aus, als hätte Telford noch allerhand in der Hinterhand«, entgegnete Cafferty. »Und ich, ich hab meine Reserven noch nicht mal ernsthaft angegriffen.«
»Hören Sie, Cafferty? Jedes Mal, wenn Sie so klingen, als wären Sie am Ende, weiß ich, dass Sie erst zu Ihrer vollen Form auflaufen.«
»Ihnen ist doch klar, dass ich früher oder später zurückschlagen muss, ob ich will oder nicht. Ist ein kleines Ritual, das wir hinter uns bringen müssen, wie Händeschütteln.«
»Wie viele Männer haben Sie?«
»Mehr als genug.«
»Noch eine letzte Sache...«Rebus konnte gar nicht glauben, dass er das seinem Erzfeind erzählte. »Jake Tarawicz ist gestern hier angekommen. Ich glaube, der Feuerzauber hatte den Zweck, ihn zu beeindrucken.«
»Telford hat mein Haus abgefackelt, nur damit er diesem hässlichen russischen Dreckschwein was zu zeigen hätte?«
Wie ein Kind, das vor Älteren angeben will, dachte Rebus. Und sich übernimmt...
»Das war's, Strawman!« Cafferty schäumte wieder vor Wut. »Alle Abmachungen sind hinfällig. Die beiden wollen Morris Gerald Cafferty ans Bein pissen? Ich mach die alle. Ich verpass denen die Schweinepest. Wenn ich mit ihnen fertig bin, werden sie glauben, sie hätten AIDS im Endstadium!«
Was so ziemlich das Letzte war, was Rebus im Augenblick hören wollte. Er legte auf, trank seinen kalten Kaffee aus, sah die Liste der eingegangenen Anrufe durch. Patience wollte wissen, ob ein gemeinsames Abendessen im Bereich des Möglichen läge. Rhona teilte mit, die Ärzte hätten einen weiteren Scan gemacht. Bobby Hogan wollte kurz mit ihm reden.
Als Erstes rief er das Krankenhaus an. Rhona sagte was von einer neuen Tomographie, die das Ausmaß der Schäden am Gehirn ermitteln sollte.
»Warum zum Teufel haben die das dann nicht sofort gemacht?«
»Keine Ahnung.«
»Hast du nachgefragt?«
»Warum kommst du nicht her? Warum fragst du nicht?
Weitere Kostenlose Bücher