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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gelänge...
    COLQUHOUN: Er kam damit während einer Feier an. Ich glaube, es war ein Empfang für irgendeinen Gastdozenten. Wie auch immer, Joseph bestand darauf, mich unter vier Augen zu sprechen. Er sah wie im Fieber aus. Dann faselte er drauflos: Ich sei ein Nazi, und ich sei auf irgendwelchen Schleichwegen in dieses Land gelangt. Das ging immer so weiter.
    HOGAN: Und was war Ihre Reaktion?
    COLQUHOUN: Ich sagte zu ihm, er sei betrunken, rede wirres Zeug. HOGAN: Und?
    COLQUHOUN: Und so war es auch. Musste mit einem Taxi nach Hause verfrachtet werden. Ich verlor kein weiteres Wort darüber. In akademischen Kreisen gewöhnt man sich mit der Zeit an ein gewisses Maß an...
    Exzentrik. Wir sind alle mehr oder weniger Zwangsneurotiker, da kann man nichts machen.
    HOGAN: Aber Lintz ließ nicht locker?
    COLQUHOUN: Kann man so nicht sagen, nein. Aber alle paar Jahre... kam... sagte er irgendetwas, unterstellte er mir irgendeine Gräueltat...
    HOGAN: Sprach er Sie außerhalb der Universität an? COLQUHOUN: Eine Zeit lang rief er mich zu Hause an.
    HOGAN: Woraufhin Sie umgezogen sind?
    COLQUHOUN: Ja.
    HOGAN: Und eine Geheimnummer beantragten? COLQUHOUN: Zuletzt, ja.
    HOGAN: Damit er Sie nicht mehr anrufen konnte?
    COLQUHOUN: Zum Teil auch deswegen, ja.
    HOGAN: Haben Sie mit jemandem über Lintz gesprochen?
    COLQUHOUN: Sie meinen, mit der Polizei oder so? Nein, mit niemandem. Er war eine Nervensäge, das ist alles.
    HOGAN: Und was passierte dann?
    COLQUHOUN: Dann begannen diese Berichte in den Zeitungen zu erscheinen, in denen es hieß, Joseph sei möglicherweise ein Nazi, ein Kriegsverbrecher. Und plötzlich fing er wieder an.
    HOGAN: Er rief Sie im Institut an? COLQUHOUN: Ja.
    HOGAN: Sie haben uns diesbezüglich also angelogen? COLQUHOUN: Es tut mir Leid. Ich bin in Panik geraten.
    HOGAN: Was für einen Grund hatten Sie, in Panik zu geraten?
    COLQUHOUN: Einfach... Ich weiß es nicht.
    HOGAN: Also haben Sie sich mit ihm getroffen? Um die Sache in Ordnung zu bringen?
    COLQUHOUN: Wir haben zusammen zu Mittag gegessen. Er wirkte... normal. Nur, was er sagte, war der reine Wahnsinn. Er hatte eine akribisch recherchierte Geschichte parat, nur war es nicht meine Geschichte. Ich sagte ihm immer wieder: ›Joseph, bei Kriegsende war ich doch noch ein Junge.‹ Außerdem bin ich hier geboren und aufgewachsen. Das lässt sich alles durch amtliche Dokumente belegen. HOGAN: Und was sagte er dazu?
    COLQUHOUN: Er sagte, Dokumente ließen sich fälschen.
    HOGAN: Gefälschte Dokumente... eine Möglichkeit, wie Josef Linzstek unentdeckt geblieben sein könnte. COLQUHOUN: Ich weiß.
    HOGAN: Glauben Sie, dass Joseph Lintz Josef Linzstek war?
    COLQUHOUN: Ich habe keine Ahnung. Vielleicht sind ihm die Berichte aufs Gemüt geschlagen... bis er sich einzubilden begann... Ich weiß auch nicht.
    HOGAN: Ja, aber diese Anschuldigungen fingen doch schon vor dem ganzen Medienzirkus an -Jahrzehnte vorher.
    COLQUHOUN: Das stimmt.
    HOGAN: Er hat Sie also verfolgt. Sagte er, er würde sich mit seiner Version der Ereignisse an die Medien wenden?
    COLQUHOUN: Kann sein... ich erinnere mich nicht. HOGAN: Hmm.
    COLQUHOUN: Sie suchen nach einem Motiv, stimmt's? Sie suchen nach Gründen, warum ich mir seinen Tod gewünscht haben könnte.
    HOGAN: Haben Sie ihn getötet, Dr. Colquhoun? COLQUHOUN: Mit aller Entschiedenheit: nein. HOGAN: Eine Ahnung, wer es getan haben könnte? COLQUHOUN: Nein.
    HOGAN: Warum haben Sie es uns nicht gesagt? Warum haben Sie gelogen?
    COLQUHOUN: Weil ich wusste, dass es so kommen würde. Diese Verdächtigungen. Ich war so dumm zu glauben, ich könnte sie umgehen.
    HOGAN: Umgehen?
    COLQUHOUN: Ja.
    HOGAN: Lintz wurde im selben Restaurant, in das er Sie eingeladen hatte, auch mit einer jungen Frau gesehen. Irgendeine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?
    COLQUHOUN: Nicht die leiseste.
    HOGAN: Sie haben Professor Lintz über viele Jahre gekannt ... was waren Ihrer Meinung nach seine sexuellen Vorlieben?
    COLQUHOUN: Ich habe nie darüber nachgedacht. HOGAN: Nein? COLQUHOUN: Nein.
    HOGAN: Und wie steht es mit Ihnen selbst, Sir? COLQUHOUN: Ich wüsste nicht, was das... also gut, fürs Protokoll, Inspector, ich bin monogam und heterosexuell. HOGAN: Danke, Sir. Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen.
    Rebus schaltete das Band ab.
    »Das kann ich mir bildlich vorstellen.«
    »Was halten Sie von der Sache?«, fragte Bobby Hogan.
    »Ich würde sagen, das ›haben Sie ihn getötet?‹ war falsch getimt. Ansonsten, nicht schlecht.« Rebus klopfte mit

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