Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
über einen gewissen Joseph Lintz?«
Abernethy nahm seinen Mantel, wandte sich ab und verschwand. Sie warteten dreißig Sekunden, dann legte Hogan wieder auf.
»Er sah verärgert aus.«
»Das wäre also ein Weihnachtswunsch, den ich von meiner Liste streichen kann«, bemerkte Siobhan Clarke.
»Danke fürs Mitmachen, Siobhan«, sagte Rebus.
»War mir ein Vergnügen. Aber warum musste es ausgerechnet ich sein?«
»Weil er weiß, dass Sie beim Crime Squad sind. Er sollte glauben, dass die Sache weitere Kreise zieht. Und weil Sie beide bei Ihrer ersten Begegnung nicht gerade harmoniert haben. Ein bisschen Antagonismus ist immer von Vorteil.«
»Und was haben wir nun erreicht?«, fragte Bobby Hogan, während er anfing, die Akten - die größtenteils zu ganz anderen Fällen gehörten - wieder einzusammeln.
»Wir haben ihn nervös gemacht«, sagte Rebus. »Er ist nicht zu seinem Vergnügen hier - ebenso wenig wie zu Ihrem, was das angeht. Er ist hier, weil der Special Branch in London alles über den Stand der Ermittlungen wissen will. Und für meine Begriffe bedeutet das, dass denen irgendetwas Bauchschmerzen bereitet.«
»Die Rattenlinie?«
»Darauf würde ich jedenfalls tippen. Abernethy behält seit einiger Zeit alle neuen Fälle im Auge. Irgendwelche Leute in London kommen allmählich ins Schwitzen.«
»Weil sie befürchten, dass sich zwischen Lintz' Mörder und dieser Rattenlinie eine Verbindung herstellen ließe?«
»Ich weiß nicht, ob das so weit geht«, erwiderte Rebus.
»Was bedeutet?«
Er sah Clarke an. »Was bedeutet, dass ich nicht weiß, ob das so weit geht.«
»Tja«, meinte Hogan, »sieht so aus, als hätte ich ihn ein Weilchen vom Hals, und dafür bin ich Ihnen dankbar.« Er stand auf. »Will jemand einen Kaffee?«
Clarke warf einen Blick auf ihre Uhr. »Na, dann los!«
Rebus wartete, bis Hogan aus der Tür war, dann dankte er Siobhan noch einmal. »Ich war mir nicht sicher, ob Sie dafür Zeit haben würden.«
»Wir halten von Jack Morton möglichst Abstand«, erklärte sie. »Haben nichts zu tun, als zu warten. Wie steht's mit Ihnen, was treiben Sie so im Moment?«
»Ich bleib sauber.«
Sie lächelte. »Das wüsste ich.«
Hogan kam mit drei Bechern Kaffee zurück. »Nur Trockenmilch, tut mir Leid.«
Clarke rümpfte die Nase. »Wird für mich sowieso langsam Zeit.« Sie stand auf und zog ihren Mantel an.
»Sie haben was gut bei mir«, sagte Hogan und schüttelte ihr die Hand.
»Ich werd dafür sorgen, dass Sie's nicht vergessen.« Sie wandte sich zu Rebus. »Bis die Tage.«
»Bye, Siobhan.«
Hogan stellte ihre Tasse neben seine. »Jetzt bin ich Abernethy also vorerst los, aber haben wir sonst noch was erreicht?«
»Wir werden sehen, Bobby. Ich hatte nicht gerade viel Zeit, um mir eine Strategie auszudenken.«
Das Telefon klingelte, gerade als Hogan einen Mund voll brühheißen Kaffee genommen hatte. Rebus nahm ab.
»Hallo?«
»Sind Sie das, John?« Im Hintergrund Country-and-Western-Gedudel: Claverhouse.
»Sie haben sie haarscharf verpasst«, teilte ihm Rebus mit.
»Ich wollte nicht Clarke, sondern Sie sprechen.«
»Aha?«
»Etwas, was Sie vielleicht interessieren könnte. Ist gerade vom National Crime Investigation Service durchgesickert.« Rebus hörte, wie Claverhouse ein Blatt Papier aufhob. »Sakiji Shoda... ich glaube, so spricht man das aus. Ist gestern in Heathrow gelandet, vom Kansai Airport aus. South-East Regional Crime Squad ist in Kenntnis gesetzt worden.«
»Wahnsinnig spannend.«
»Ist aber sofort weiter, Anschlussflug nach Inverness. Hat dort in einem Hotel übernachtet, und jetzt ist er allem Anschein nach in Edinburgh.«
Rebus sah aus dem Fenster. »Nicht gerade Golfwetter.«
»Ich glaube nicht, dass er zum Golfen hier ist. Laut dem ursprünglichen Bericht ist Mr. Shoda ein hochrangiges Mitglied des oder der... kann's im Fax nicht erkennen. Socky irgendwas.«
»Sokaiya?« Rebus richtete sich auf.
»Könnte hinkommen.«
»Wo hält er sich jetzt auf?«
»Ich hab ein paar Hotels angerufen. Er ist im Caledonian abgestiegen. Was ist die Sokaiya?«
»Das sind die höheren Ränge der Yakuza.«
»Wie klingt das für Sie?«
»Ich hätte darauf getippt, dass er der Ersatz für Matsumoto ist, aber jetzt klingt's so, als würde er ein paar Stufen höher rangieren.«
»Matsumotos Boss?«
»Was bedeutet, dass er wahrscheinlich hier ist, um rauszufinden, was mit seinem Mann passiert ist.« Rebus klopfte sich mit einem Stift gegen die Zähne. Hogan hörte
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