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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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haben die Erlaubnis, sich hier zu betätigen?«, fragte er und sah endlich Lintz in die Augen.
    »Es hat noch niemand versucht, mich daran zu hindern.«
    »Inspector Rebus meinte, Sie würden auch Blumen pflanzen.«
    »Die Leute nehmen an, ich sei ein Verwandter.«
    »Aber das sind Sie nicht, oder?«
    »Nur insofern, als alle Menschen Brüder sind, Inspector Abernethy.«
    »Sie sind also Christ?«
    »Das bin ich.«
    »Schon von Haus aus?«
    Lintz zog ein Taschentuch hervor und putzte sich die Nase. »Sie fragen sich, ob ein Christ eine Gräueltat wie das Massaker von Villefranche verüben könnte. Es ist vielleicht nicht in meinem Interesse, das zu sagen, aber ich halte das durchaus für möglich. Das habe ich Inspector Rebus bereits erklärt.«
    Rebus nickte. »Wir haben uns ein paar Mal unterhalten.«
    »Gläubigkeit ist nämlich keine Versicherung. Sehen Sie sich Bosnien an - jede Menge Katholiken unter den Kämpfenden, und auch jede Menge guter Muslime. ›Gut‹ in dem Sinn, dass sie gläubig sind. Sie sind davon überzeugt, dass ihr Glaube ihnen das Recht zu töten gibt.«
    Bosnien: Rebus sah ein gestochen scharfes Bild von Candice, die dem Grauen entfloh, nur um sich in noch grauenvolleren Umständen, einer noch auswegloseren Situation wieder zu finden.
    Lintz stopfte sich das große weiße Taschentuch in die Tasche seiner ausgebeulten braunen Kordhose. In dieser Aufmachung - grüne Gummigaloschen, grüner Wollpullover, Tweedjackett - sah er tatsächlich wie ein Gärtner aus. Kein Wunder, dass er auf dem Friedhof so wenig Aufmerksamkeit erregte. Er verschmolz mit der Umgebung. Rebus konnte nur staunen, wie geschickt er das machte, wie meisterhaft er die Kunst der Unsichtbarkeit beherrschte.
    »Sie sehen ungeduldig aus, Inspector Abernethy. Theorien sind nicht so Ihre Sache, habe ich Recht?«
    »Darauf weiß ich nichts zu sagen, Sir.«
    »In dem Fall können Sie nicht allzu viel wissen. Also, Inspector Rebus, erhört sich an, was ich zu sagen habe. Mehr noch, er erweckt den Eindruck, als ob es ihn interessierte. Ob dieser Eindruck zutrifft, kann ich nicht beurteilen, aber seine schauspielerische Leistung - so es denn eine solche sein sollte - ist vorbildlich.« Lintz sprach immer so, als habe er seinen Text Satz für Satz einstudiert. »Anlässlich seines letzten Besuchs erörterten wir die zwiespältige Natur des Menschen. Hätten Sie möglicherweise darüber eine Meinung, Inspector Abernethy?«
    Der Ausdruck in Abernethys Gesicht war frostig. »Nein, Sir.«
    Lintz zuckte die Achseln: Fall erledigt. »Gräueltaten, Inspector, kommen kraft des allgemeinen Willens zustande.« Gewissermaßen zum Mitschreiben gesagt; als der Dozent, der er früher gewesen war. »Denn mitunter braucht es nicht mehr als Angst, zum Außenseiter zu werden, um uns in Teufel zu verwandeln.«
    Abernethy schniefte, die Hände in den Taschen. »Klingt so, als wollten Sie Kriegsverbrechen rechtfertigen, Sir. Klingt für mich so, als könnten Sie sogar selbst welche begangen haben.«
    »Muss man Astronaut sein, um sich den Mars vorstellen zu können?« Er wandte sich zu Rebus, bedachte ihn mit dem Anflug eines Lächelns.
    »Tja, vielleicht bin ich einfach nur ein bisschen zu schlicht gestrickt, Sir«, meinte Abernethy. »Und ein bisschen kalt ist mir außerdem. Gehen wir doch zum Wagen, und setzen wir unsere Unterhaltung dort fort, einverstanden?«
    Während Lintz seine wenigen Gartengeräte in eine Leinwandtasche packte, sah sich Rebus um, bemerkte eine Bewegung in der Ferne, zwischen Grabsteinen. Eine kauernde Männergestalt. Momentaufnahme eines Gesichts, das er kannte.
    »Was ist?«, fragte Abernethy.
    Rebus schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    Die drei Männer gingen schweigend zurück zum Saab. Rebus hielt Lintz die hintere Tür auf. Zu seiner Überraschung stieg Abernethy gleichfalls hinten ein. Rebus setzte sich ans Steuer und spürte, wie seine Zehen allmählich wieder warm wurden. Abernethy hatte den ausgestreckten Arm auf die Rückenlehne der Sitzbank gelegt und sich mit dem Oberkörper zu Lintz gewandt.
    »Also, Herr Lintz, die Rolle, die ich bei der ganzen Sache spiele, ist mit einem Satz erklärt. Ich sammle alle Informationen im Zusammenhang mit dieser jüngsten Flut von angeblichen alten Nazifällen. Sie sehen doch ein, dass wir bei solchen Anschuldigungen, so ernsten Anschuldigungen, die Pflicht haben, Ermittlungen anzustellen?«
    »Ich würde weniger von Anschuldigungen als von Verleumdungen sprechen.«
    »In dem Fall besteht

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