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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Ermittlungen gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher. Ist ein Straßenbulle, alles andere als ein typischer Schreibtischhengst.«
    »Eine seltsame Wahl für den Job?« Rebus nickte. »Was ihn aber kaum zum Verdächtigen macht.«
    »Ich tu, was ich kann, Bobby. Wir könnten uns in Lintz' Haus umsehen, mal gucken, ob wir was von den Pöbelbriefen finden, die er angeblich seit einiger Zeit erhielt.«
    >»Angeblich‹?«
    Rebus zuckte die Achseln. »Bei Lintz wusste man nie genau, woran man war. Haben Sie eine Vorstellung, was passiert sein könnte?«
    »Nach dem, was Sie mir erzählt haben, ist er wie gewohnt hier rausgekommen, um ein bisschen zu gärtnern - entsprechend angezogen ist er ja. Jemand wartete auf ihn. Er hat ihm eins über die Rübe gegeben, ihm eine Schlinge um den Hals gelegt und ihn den Baum hochgehievt. Das Ende des Seils wurde an einem Grabstein befestigt.«
    »War das Hängen die Todesursache?«
    »Der Arzt meint, ja. Blutergüsse in den Augen. Wie heißen die noch mal?«
    »Tardieu-Flecken.«
    »Genau. Der Schlag auf den Kopf sollte ihn nur bewusstlos machen. Noch was: Schürf- und Platzwunden im Gesicht. Jemand scheint ihn mit Fußtritten traktiert zu haben, als er am Boden lag.«
    »K.o. schlagen, Fresse polieren, dann aufknüpfen.«
    »Jemand hatte einen ganz schönen Hass auf ihn.«
    Rebus sah sich um. »Jemand mit einer Schwäche fürs Theatralische.«
    »Und einer ziemlichen Risikobereitschaft. Wie auf dem Hauptbahnhof geht's hier zwar nie zu, aber es ist immerhin ein öffentlicher Ort, und dieser Baum steht völlig frei da. Es hätte ohne weiteres jemand vorbeikommen können.«
    »Von welcher Uhrzeit reden wir?«
    »Acht, halb neun. Mr. Lintz dürfte sich ja kaum vor Tagesanbruch ans Buddeln gemacht haben.«
    »Könnte auch früher gewesen sein«, gab Rebus zu bedenken. »Eine Verabredung.«
    »Warum dann das Werkzeug?«
    »Weil er anschließend arbeiten wollte.« Hogan machte ein zweifelndes Gesicht.
    »Und wenn es ein verabredetes Treffen war , sagte Rebus, »ließe sich bei Lintz zu Hause möglicherweise eine entsprechende Notiz finden.«
    Hogan nickte. »Mein Auto oder Ihres?« »Erst mal sollten wir seine Schlüssel holen.« »Die Taschen eines Toten durchsuchen«, brummelte Hogan vor sich hin. »Warum sagt einem das keiner vor der Einstellung?«
    »Ich war gestern hier«, sagte Rebus. »Er hatte mich zum Tee eingeladen.«
    »Keine Angehörigen?«
    »Nein.«
    Hogan schaute sich im Flur um. »Großes Haus. Was passiert mit dem Geld, wenn's verkauft wird?« Rebus sah ihn an. »Wir könnten halbe-halbe machen.«
    »Oder uns einfach selbst hier einquartieren. Souterrain und Erdgeschoss für mich, Sie können den ersten und zweiten Stock haben.«
    Hogan lächelte, öffnete eine der Türen, die vom Flur abgingen. Sie führte in ein Arbeitszimmer. »Das könnte mein Schlafzimmer werden.«
    »Wenn ich zu ihm kam, hat er mich immer nach oben geführt.«
    »Rauf mit Ihnen. Wir nehmen uns jeder eine Etage vor, dann tauschen wir.«
    Rebus stieg die Treppe empor und ließ dabei die Hand über das blanke Geländer gleiten: nicht ein Staubkörnchen. Putzfrauen konnten unschätzbare Informantinnen sein.
    »Wenn Sie ein Scheckbuch finden«, rief er zu Hogan hinunter, »suchen Sie nach regelmäßigen Zahlungen an eine Mrs. Feudel.«
    Vom Korridor im ersten Stock gingen vier Türen ab. Zwei waren Schlafzimmer, eins ein Badezimmer. Die letzte Tür führte in den großen Salon, in dem Rebus seine Fragen gestellt und sich die Geschichten und philosophischen Betrachtungen angehört hatte, die ihm Lintz anstelle von Antworten zu unterbreiten pflegte.
    »Glauben Sie, dass Schuldbewusstsein genetisch bedingt ist, Inspector?«, hatte er einmal gefragt. »Oder wird es uns anerzogen?«
    »Spielt es irgendeine Rolle, solange es überhaupt vorhanden ist?«, hatte Rebus entgegnet, woraufhin Lintz nickte und lächelte, als hätte der Zögling eine befriedigende Antwort gegeben.
    Das Zimmer war groß, mit wenigen Möbeln ausgestattet. Riesige, frisch geputzte Fenster gaben den Blick frei auf die Straße. An den Wänden hingen gerahmte Drucke und Gemälde. Sie konnten ebenso gut teure Originale wie Ramsch aus einem Trödelladen sein - Rebus war kein Experte. Ein Bild gefiel ihm. Es stellte einen zerlumpten weißhaarigen Mann dar, der auf einem Felsblock inmitten einer wüsten Ebene saß. Er hatte ein aufgeklapptes Buch auf dem Schoß, starrte aber, voller Entsetzen oder Ehrfurcht, gen Himmel, an dem ein strahlendes Licht

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