Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
raus finde, wer's getan hat?« Rebus nickte langsam.
»Das ist Ihr Preis?«
Rhonas Worte: Ich will ihm ins Gesicht sehen . Rebus schüttelte den Kopf. »Ich will ihn haben . Ich will, dass Sie ihn mir frei Haus liefern, was immer es kosten mag.«
Cafferty legte die Hände auf die Knie, bedächtig, als wollte er, dass sie genau richtig liegen. »Sie wissen, dass es wahrscheinlich Telford ist?«
»Ja. Wenn Sie's nicht sind.«
»Dann werden Sie also Jagd auf ihn machen?«
»Mit allen mir verfügbaren Mitteln.«
Cafferty lächelte. »Aber ich hab noch ein paar zusätzliche Mittel.«
»Kann sein, dass Sie ihn zuerst erwischen. Ich will ihn lebend.«
»Und dafür sind Sie mein Mann?«
Rebus starrte ihn an. »Ich bin Ihr Mann«, antwortete er.
15
Am nächsten Morgen bekam Rebus einen Anruf vom CID Leith - Joseph Lintz war tot. Das Unerfreuliche daran war, dass es nach Mord aussah: Die Leiche hatte im Warriston-Friedhof an einem Baum gehangen.
Als Rebus eintraf, war man schon dabei, den Tatort weiträumig abzusperren, nachdem der Arzt zu dem Schluss gelangt war, dass nur wenige Selbstmörder sich die Mühe gemacht hätten, sich einen heftigen Schlag auf den Kopf zu verpassen, ehe sie zum eigentlichen Vorhaben schritten.
Joseph Lintz wurde gerade in einen Leichensack gepackt. Rebus konnte noch sein Gesicht sehen, bevor man den Reißverschluss zuzog. Er hatte schon etliche Seniorenleichen zu Gesicht bekommen, und meist wirkten sie sehr friedvoll. Doch Joseph Lintz sah so aus, als hätte er gelitten, als ruhte er ganz und gar nicht in Frieden.
»Sie sind bestimmt hier, um sich bei uns zu bedanken«, sagte der Mann, der Rebus entgegenkam. Seine Schultern krümmten sich unter einem marineblauen Regenmantel, und er ging mit gesenktem Kopf, die Hände in den Taschen. Sein Haar war dicht, silbergrau und borstig, seine Haut fast hepatitisch gelb - die Reste einer Herbsturlaubsbräune.
»Hi, Bobby«, sagte Rebus.
Bobby Hogan gehörte zum CID Leith.
»Um auf meine einleitende Bemerkung zurückzukommen, John...«
»Wofür sollte ich Ihnen wohl dankbar sein?«
Hogan nickte in Richtung des Leichensacks. »Dass wir Ihnen Mr. Lintz abnehmen. Erzählen Sie mir nur nicht, es hätte Ihnen Spaß gemacht, in dem ganzen Dreck zu buddeln!«
»Nicht direkt.«
»Irgendeine Idee, wer ihm an den Kragen gewollt haben könnte?« Rebus blies die Backen auf. »Wo soll ich anfangen?«
»Ich meine, ich darf das Übliche doch wohl ausschließen, oder?« Hogan reckte drei Finger in die Höhe. »Es war kein Selbstmord, Straßenräuber sind in der Regel nicht so kreativ, und ein Unfall war es mit Sicherheit auch nicht.«
»Jemand wollte etwas klarstellen, gar keine Frage.«
»Aber was?«
Beamte von der Spurensicherung waren eifrig zugange und erfüllten den Tatort mit Lärm und Bewegung. Rebus forderte Hogan mit einer Geste auf, ihn zu begleiten. Sie befanden sich tief im Herzen des Friedhofs, in dem Teil, den Lintz besonders geliebt hatte. Je weiter sie sich davon entfernten, desto wilder, zugewucherter wurde die Umgebung.
»Ich habe ihn gestern Vormittag hier gesprochen«, sagte Rebus. »Ich weiß nicht, ob er es sich zur Regel gemacht hatte, aber er war fast jeden Tag hier.«
»Wir haben eine Tasche mit Gartengeräten gefunden.«
»Er pflanzte Blumen.«
»Wenn jemand wusste, dass er kommen würde, hätte er ihm also auflauern können?« Rebus nickte. »Ein geplanter Mord.«
Hogan machte ein nachdenkliches Gesicht. »Aber warum hat man ihn aufgehängt?«
»Wegen Villefranche. Die Dorfhonoratioren wurden auf dem Marktplatz aufgeknüpft.«
»O Gott.« Hogan blieb stehen. »Ich weiß, dass Sie anderes zu tun haben, aber könnten Sie uns bei dieser Sache hier unter die Arme greifen, John?«
»Soweit es in meiner Macht liegt.«
»Eine Liste von möglichen Tätern wäre für den Anfang schon genug.«
»Wie wär's mit einer alten Frau mit Wohnsitz in Frankreich und einem jüdischen Historiker, der am Stock geht?«
»Ist das alles, was Sie zu bieten haben?«
»Na ja, dann gäb's natürlich auch noch mich. Gestern habe ich ihn praktisch beschuldigt, er hätte versucht, meine Tochter zu töten.« Rebus hielt inne und dachte an Sammy: Gleich nach dem Aufstehen hatte er das Krankenhaus angerufen. Sie war noch immer ohne Bewusstsein; von »Koma« war jedoch nicht die Rede. »Noch was«, sagte er. »Special Branch, ein Typ namens Abernethy. Er war hier, um Lintz zu sprechen.«
»Weshalb?«
»Abernethy koordiniert die verschiedenen
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