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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Hände lagen auf der Bettdecke, an einem Handgelenk baumelte ein Namensschildchen. Sie war an irgendein Gerät angeschlossen. An Sammys Bett saßen, dicht beieinander, zwei Frauen. Rhona und Patience Aitken. Rebus hatte Patience seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ihre geflüsterte Unterhaltung verstummte in dem Moment, als er eintrat. Er nahm einen Stuhl und ließ sich neben Patience nieder. Sie beugte sich zu ihm und drückte ihm die Hand.
    »Hallo, John.«
    Er lächelte, fragte Rhona: »Wie geht's ihr?«
    »Der Spezialist meint, diese letzten Tests wären sehr positiv gewesen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Dass man Gehirnaktivität festgestellt hat. Sie liegt nicht im Koma.«
    »War das seine Interpretation?«
    »Er glaubt, dass sie wieder zu sich kommt, John.« Ihre Augen waren rot gerändert. Er bemerkte, dass sie in einer Hand ein zusammengeknülltes Taschentuch hielt.
    »Das ist gut«, sagte er. »Welcher Arzt war das?«
    »Dr. Stafford. Er ist gerade aus dem Urlaub zurück.«
    »Ich kann mir die nicht alle merken.« Rebus rieb sich die Stirn.
    »Also«, erklärte Patience mit einem Blick auf ihre Uhr, »ich muss jetzt wirklich gehen. Ihr beide habt euch auch bestimmt...«
    »Bleib so lange, wie du möchtest«, sagte Rebus.
    »Ich hab eine Verabredung und bin schon spät dran.« Sie stand auf. »Hat mich gefreut, Rhona.«
    »Danke, Patience.« Die zwei Frauen gaben sich etwas befangen die Hand. Dann stand Rhona auf. Sie umarmten sich, und die Befangenheit war verschwunden. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Patience wandte sich zu Rebus. Er fand, dass sie blendend aussah. Ihre Haut schien buchstäblich zu strahlen. Sie trug ihr gewohntes Parfüm, dazu aber eine neue Frisur.
    »Danke, dass du vorbeigeschaut hast«, sagte er.
    »Sie wird wieder gesund, John.« Sie nahm seine Hände, beugte sich zu ihm. Ein Küsschen auf die Wange, ein Kuss unter Freunden. Rebus sah, dass Rhona sie beobachtete.
    »John«, sagte sie, »begleite doch Patience hinaus.«
    »Nein, es ist -«
    »Doch, natürlich«, meinte Rebus.
    Sie verließen gemeinsam das Zimmer. Gingen die ersten paar Schritte, ohne ein Wort zu sagen. Patience sprach als Erste.
    »Sie ist toll, nicht?«
    »Rhona?«
    »Ja.«
    Rebus wirkte nachdenklich. »Sie ist unglaublich. Hast du ihren Liebhaber kennen gelernt?«
    »Er ist nach London zurückgefahren. Ich... ich habe Rhona angeboten, bei mir zu wohnen. Hotels können so...« Rebus lächelte müde. »Gute Idee. Dann brauchtest du nur noch meinen Bruder einzuladen, und du hättest die ganze Mischpoke beisammen.«
    Sie lächelte verlegen. »Muss wohl ein bisschen den Eindruck vermitteln, als würde ich Rebusse sammeln.«
    »Das ideale Blatt im Unglückliche-Familien-Quartett.«
    Als sie am Haupteingang des Krankenhauses standen, legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. »John, es tut mir wirklich Leid wegen Sammy. Wenn ich irgendetwas tun kann, was auch immer - du brauchst es nur zu sagen.«
    »Danke, Patience.«
    »Aber um irgendwelche Dinge bitten ist noch nie deine Stärke gewesen, stimmt's? Du sitzt einfach stumm da und hoffst, dass sie von selbst kommen.« Sie seufzte. »Ich kann nicht glauben, dass ich das sage, aber du fehlst mir. Ich vermute, das war der Grund, warum ich Sammy damals bei mir aufgenommen habe. Wenn ich schon dich nicht bei mir haben konnte, dann wenigstens jemanden, der dir nahe stand. Ergibt das irgendwie einen Sinn? Ist das die Stelle, wo du sagst, du würdest mich gar nicht verdienen?«
    »Du hast das Drehbuch gelesen.« Er rückte ein Stückchen von ihr ab, so dass er ihr ins Gesicht sehen konnte.
    »Du fehlst mir auch.«
    All die Nächte am Tresen oder zu Hause in seinem Sessel, die langen Autofahrten nach Mitternacht, die ihm helfen sollten, seine Rastlosigkeit wach zu halten. Manchmal ließ er Fernseher und Hi-Fi gleichzeitig laufen, und trotzdem fühlte sich die Wohnung leer an. Bücher, die er zu lesen versuchte und bei denen er sich schon nach zehn Seiten an gar nichts mehr erinnern konnte. Am Fenster stehen und auf die unbeleuchteten Wohnungen auf der anderen Straßenseite starren und sich friedliche Existenzen vorstellen.
    Und alles, weil er sie nicht hatte.
    Sie hielten sich eine Zeit lang schweigend in den Armen. »Du kommst noch zu spät«, sagte er.
    »Ach, John, was sollen wir bloß machen?«
    »Uns sehen?«
    »Klingt wie ein Anfang.«
    »Heute Abend? Um acht bei Mario?« Sie nickte, und sie küssten sich wieder. Er drückte ihre Hand. Als sie die Tür öffnete, drehte

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