Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
Information, dass sie, da sie im Voraus bezahlt wurde, seinen Erben etwas Geld schulde.«
»Da haben Sie Ihr Motiv.«
Hogan lächelte. »Apropos Motive...«
»Haben Sie was?«
»Lintz' Anwalt hat von der Bank des Verblichenen einen Brief erhalten.« Er reichte Rebus eine Fotokopie.
»Offenbar hat unser Mann vor zehn Tagen fünf Riesen in bar abgehoben.«
»In bar?«
»Wir haben bei ihm zehn Pfund gefunden und rund weitere dreißig im Haus. Von fünf Riesen keine Spur. Ich denke allmählich Erpressung.«
Rebus nickte. »Wie sieht's mit seinem Adressbuch aus?«
»Zieht sich hin. Haufenweise alte Nummern, Leute, die inzwischen umgezogen oder gestorben sind. Dazu ein paar Wohltätigkeitsorganisationen, Museen... ein, zwei Kunstgalerien...« Hogan schwieg einen Moment. »Und Sie?«
Rebus öffnete seine Schublade, holte die gefaxten Seiten heraus. »Lagen heute Morgen auf meinem Schreibtisch. Die Anrufe, die Lintz geheim halten wollte.«
Hogan überflog die Liste. »Anrufe oder ein bestimmter?«
»Ich hab gerade erst angefangen, sie zu überprüfen. Mein Tipp: Etliche davon dürften Leute sein, mit denen er regelmäßig telefonierte. Die entsprechenden Nummern werden also auch auf den anderen Rechnungen erscheinen. Wir suchen nach Anomalien, einmaligen Vorkommnissen.«
»Klingt einleuchtend.« Hogan sah auf seine Uhr. »Sonst noch etwas, das ich wissen müsste?«
»Zweierlei. Erinnern Sie sich, dass ich Ihnen vom Interesse des Special Branch erzählt hatte?«
»Abernethy?«
Rebus nickte. »Ich hab gestern versucht, ihn in seinem Büro zu erreichen.«
»Und?«
»Offenbar war er unterwegs hierher. Er hatte von der Sache schon erfahren.«
»Also schnüffelt Abernethy in meinem Revier herum, und Sie trauen ihm nicht? Echt Spitze. Und was ist die andere Sache?«
»David Levy. Ich hab mit seiner Tochter gesprochen. Sie weiß nicht, wo er ist. Er könnte überall sein.«
»Und was gegen Lintz gehabt haben?«
»Möglich.«
»Wie ist seine Telefonnummer?«
Rebus klopfte mit der flachen Hand auf die oberste Akte auf seinem Schreibtisch. »Fertig zum Mitnehmen.« Hogan bedachte den gut dreißig Zentimeter hohen Stapel mit einem entmutigten Blick.
»Ich hab alles weggelassen, was nicht absolut notwendig war«, erklärte Rebus.
»Da steckt Lektüre für einen Monat drin.«
Rebus zuckte die Achseln. »Mein Fall ist Ihr Fall, Bobby.«
Als Hogan gegangen war, nahm sich Rebus wieder die Aufstellung der British Telecom vor. Sie war so detailliert, wie man es sich nur wünschen konnte. Viele Anrufe bei Lintz' Anwalt, ein paar bei verschiedenen Taxifirmen. Rebus wählte ein paar Nummern - Wohltätigkeitsorganisationen: Lintz hatte wahrscheinlich angerufen, um sein Ausscheiden bekannt zu geben. Ein paar Anrufe stachen aus der Menge heraus: Roxburghe Hotel - Dauer vier Minuten; Edinburgh University - sechsundzwanzig Minuten. Das Roxburghe musste Levy bedeuten. Rebus wusste, dass Levy mit Lintz gesprochen hatte - Lintz hatte das selbst zugegeben. Mit ihm reden - von ihm zur Rede gestellt werden -war eine Sache, ihn in seinem Hotel anrufen eine ganz andere.
Als Rebus die Nummer der Universität wählte, landete er in der Zentrale. Er ließ sich mit Lintz' früherem Institut verbinden. Die Sekretärin war sehr hilfsbereit. Sie arbeitete seit über zwanzig Jahren auf dem Posten, stand kurz vor der Pensionierung. Ja, sie erinnerte sich an Professor Lintz, aber er hatte das Institut in letzter Zeit nicht angerufen.
»Jeder Anruf geht über mein Büro, ich wüsste davon.«
»Aber könnte er nicht einen der Mitarbeiter direkt angewählt haben?«, schlug Rebus vor.
»Niemand hat erwähnt, mit ihm gesprochen zu haben. Und von Professor Lintz' früheren Kollegen ist keiner mehr da.«
»Hält er also keinen Kontakt zum Institut?«
»Ich habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesprochen, Inspector. Ich weiß nicht einmal mehr, seit wie vielen Jahren...«
Mit wem hatte er also über zwanzig Minuten lang telefoniert? Rebus bedankte sich bei der Sekretärin und legte auf. Er ging die übrigen Telefonnummern durch: zwei Restaurants, eine Weinhandlung und der örtliche Radiosender. Rebus erklärte der Frau in der Zentrale, was er wissen wollte, und sie sagte, sie würde ihr Bestes tun. Dann rief er noch einmal die Restaurants an und bat nachzusehen, ob Lintz einen Tisch bestellt hatte.
Eine halbe Stunde später kamen die Rückrufe. Erstes Restaurant: ein Tisch zum Abendessen, für eine Person. Der Radiosender: Man hatte Lintz
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