Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

um seine Teilnahme an einer Sendung gebeten. Er wollte es sich überlegen, hatte dann zurückgerufen und abgesagt. Zweites Restaurant: eine Reservierung zum Lunch für zwei Personen.
    »Zwei?«
    »Mr. Lintz und jemand anders.«
    »Irgendeine Idee, wer »jemand anders‹ gewesen sein könnte?«
    »Ein zweiter Herr, ziemlich alt, glaube ich... Tut mir Leid, ich erinnere mich nicht »Ging er am Stock?«
    »Ich wäre Ihnen gern behilflich, aber mittags geht es hier wie im Irrenhaus zu.«
    »Aber an Lintz erinnern Sie sich?«
    »Mr. Lintz ist Stammgast... war Stammgast.«
    »Aß er normalerweise allein oder in Gesellschaft?«
    »Meist allein. Es schien ihm nichts auszumachen. Er hatte immer ein Buch dabei.«
    »Erinnern Sie sich zufällig an irgendeinen seiner sonstigen Gäste?«
    »Ich erinnere mich an eine junge Frau... vielleicht seine Tochter? Oder Enkelin?«
    »Mit ›jung‹ meinen Sie also...?«
    »Jünger als er.« Eine Pause. »Möglicherweise viel jünger.«
    »Wann war das?«
    »Das weiß ich wirklich nicht mehr«, sagte die Stimme, allmählich ungeduldig.
    »Ich weiß Ihre Hilfsbereitschaft zu schätzen, Sir. Wenn Sie mir nur noch eine Minute schenken könnten... Diese Frau - hat er mehr als einmal mit ihr gegessen?«
    »Es tut mir Leid, Inspector. Ich werde in der Küche verlangt.«
    »Gut, wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte...«
    »Natürlich. Auf Wiederhören.«
    Rebus legte auf, machte sich ein paar Notizen. Jetzt die letzte Nummer. Er wartete.
    »Ja?« Eine feindselige Stimme.
    »Wer spricht da?«
    »Hier spricht Malky. Und wer zum Teufel sind Sie?«
    Eine Stimme im Hintergrund: »Tommy sagt, die neue Maschine war verreckt.« Rebus legte auf. Seine Hand zitterte. Die neue Maschine ... Tommy Telford auf seinem Videospiel-Motorrad. Er erinnerte sich an die Fotos der »Familien«-Mitglieder: Malky Jordan. Winzige Nase und ebensolche Augen in einem Kopf wie ein Luftballon. Joseph Lintz hatte mit einem von Telfords Männern gesprochen? In Telfords Büro angerufen? Rebus suchte Hogans Handynummer raus.
    »Bobby«, sagte er. »Wenn Sie gerade im Auto sitzen, gehen Sie jetzt besser vom Gas runter...«
    Hogans Überlegung: Fünf in bar war exakt Telfords Stil. Erpressung? Aber wo war die Verbindung? Etwas anderes...?
    Hogans Plan: Er würde mit Telford reden.
    Rebus' Überlegung: Fünf war für einen Killer ein bisschen teuer. Trotzdem fragte er sich, ob Lintz Telford fünftausend gezahlt haben konnte, damit der den »Unfall« inszenierte. Zweck der Übung: Rebus Angst einzujagen, ihn von weiteren Nachforschungen abzuschrecken? Es ließ Lintz wieder verdächtig erscheinen;
    potentiell zumindest.
    Rebus hatte noch eine weitere Verabredung getroffen -eine, von der niemand etwas wissen sollte. Haymarket Station war ein netter, anonymer Treffpunkt. Die Bank auf Bahnsteig eins. Ned Farlowe wartete schon. Er sah müde aus: die Sorge um Sammy. Sie redeten ein paar Minuten über sie. Dann ging Rebus zum Geschäftlichen über.
    »Sie wissen, dass Lintz ermordet worden ist?«
    »Ich hatte nicht angenommen, dass Sie nur mit mir plaudern wollten.«
    »Wir denken an Erpressung.«
    Farlowe machte ein interessiertes Gesicht. »Und er zahlte nicht?«
    Oh, bezahlt hat er, dachte Rebus. Und trotzdem hat ihn jemand aus dem Verkehr gezogen.
    »Hören Sie, Ned, das bleibt jetzt alles unter uns. Von Rechts wegen sollte ich Sie zur Vernehmung aufs Revier zitieren.«
    »Weil ich ihn ein paar Tage lang beschattet habe?«
    »Ja.«
    »Und das macht mich zum Verdächtigen?«
    »Das macht Sie zu einem möglichen Zeugen.«
    Farlowe ließ sich das durch den Kopf gehen. »Eines Abends, Lintz ist aus dem Haus gegangen, die Straße lang zur nächsten Telefonzelle, hat irgendwen angerufen, ist dann schnurstracks wieder nach Haus.«
    Wollte sein eigenes Telefon nicht benutzen... aus Angst, es werde abgehört? Telefone abhören: beim Special Branch äußerst beliebt.
    »Und noch was«, fuhr Farlowe fort. »Direkt vor seiner Haustür hat er eine Frau getroffen. Als hätte sie auf ihn gewartet. Sie haben ein paar Worte gewechselt. Als sie ging, hat sie, glaube ich, geweint.«
    »Wie sah sie aus?«
    »Groß, kurzes dunkles Haar, gut angezogen. Sie hatte einen Aktenkoffer dabei.«
    »Wie angezogen?«
    Farlowe zuckte die Schultern. »Rock und Jacke... zusammenpassend. Schwarz-weiß kariert. Sie wissen schon... elegant.«
    Er beschrieb Kirstin Mede. Ihre Mitteilung auf Rebus' Anrufbeantworter: Ich kann das nicht mehr machen ...
    »Jetzt möchte ich Sie