Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
Aitken.
»Genau der.«
»Wollte nur hören, ob's bei heute Abend bleibt.«
»Um ehrlich zu sein, Patience, kann ich nicht versprechen, besonders unterhaltsam zu sein.«
»Wär's dir lieber, wenn wir's ausfallen lassen?«
»Ganz und gar nicht. Aber ich hab noch was zu erledigen. Im Krankenhaus.«
»Ja, natürlich.«
»Nein, ich glaube, du verstehst nicht. Diesmal geht's nicht um Sammy, es geht um mich.« »Was ist los?« Also erzählte er es ihr.
Sie begleitete ihn. Selbes Krankenhaus wie Sammy, andere Abteilung. Das Letzte, was er wollte, wäre gewesen, Rhona über den Weg zu laufen, ihr alles erklären zu müssen. Möglicherweise HIV-infiziert: am Ende hätte sie ihn nicht mehr an Sammys Bett gelassen.
Das Wartezimmer war weiß, sauber. An den Wänden jede Menge Informationen. Broschüren auf jedem Tisch.
»Ich muss schon sagen, für eine Leprakolonie ist es hier sehr nett.«
Patience schwieg. Sie waren allein im Zimmer. Zuerst hatte sich jemand an der Anmeldung mit ihm befasst, dann war eine Schwester herausgekommen und hatte ihm noch ein paar zusätzliche Fragen gestellt. Jetzt öffnete sich eine weitere Tür.
»Mr. Rebus?«
Eine große schmale Frau in weißem Kittel stand in der Tür: Dr. Jones, wie er annahm. Patience hakte sich bei ihm ein, während sie auf die Ärztin zugingen. Auf halbem Weg machte Rebus kehrt und haute ab.
Patience holte ihn draußen wieder ein, fragte, was los sei.
»Ich will's nicht wissen«, antwortete er.
»Aber John...«
»Komm schon, Patience. Ich hab lediglich ein bisschen Blut abbekommen.« Sie sah nicht überzeugt aus. »Du musst den Test machen.«
Er sah zum Krankenhaus zurück. »In Ordnung.« Marschierte in die entgegengesetzte Richtung los. »Aber ein andermal, okay?«
Es war ein Uhr nachts, als er in die Arden Street einbog. Kein Abendessen mit Patience; stattdessen waren sie wieder ins Krankenhaus gefahren und hatten Rhona Gesellschaft geleistet. Er hatte mit dem Alten Mann ein stillschweigendes Abkommen getroffen: Mach sie wieder gesund, und ich lass die Finger vom Alkohol. Er hatte Patience nach Haus gefahren. Ihre letzten Worte an ihn: »Mach diesen Test. Bring's hinter dich.«
Als er den Wagen abschloss, tauchte eine Gestalt aus dem Dunkel auf.
»Mr. Rebus, lange nicht gesehen.«
Rebus erkannte das Gesicht. Spitzes Kinn, schiefe Zähne, die Atmung eine Serie kleiner Röchellaute. Das Wiesel: einer von Caffertys Männern. Er sah aus wie ein Penner - die ideale Tarnung für die Rolle, die er im Leben spielte. Er war Caffertys Augen und Ohren auf der Straße.
»Wir müssen miteinander reden, Mr. Rebus.« Seine Hände steckten tief in den Taschen eines Tweedmantels, der ihm fünf Nummern zu groß war. Er warf einen Blick zu Rebus' Haustür.
»Nicht in meiner Wohnung«, stellte Rebus klar. Manche Dinge waren sakrosankt.
»Kalt hier draußen.«
Rebus schüttelte den Kopf, und das Wiesel schniefte vernehmlich.
»Sie glauben, es war ein Auftragsgeschäft?«, fragte er.
»Ja«, antwortete Rebus.
»Sie sollte sterben?«
»Ich weiß nicht.«
»Ein Profi hätte es nicht vermasselt.«
»Dann war's eine Warnung.«
»Es wäre nützlich, wenn wir Ihre Notizen lesen könnten.«
»Geht nicht.«
Das Wiesel zuckte die Achseln. »Ich dachte, Mr. Cafferty sollte Ihnen helfen?«
»Ich kann Ihnen meine Notizen nicht geben. Wie wär's mit einer mündlichen Zusammenfassung?«
»War ein Anfang.«
»Rover 600, am selben Nachmittag in der George Street gestohlen. Anschließend auf einer Straße am Piershill-Friedhof stehen gelassen. Radio und ein paar Kassetten geklaut - nicht unbedingt vom selben Täter.«
»Penner.«
»War möglich.«
Das Wiesel dachte nach. »Eine Warnung... Das bedeutet, ein professioneller Fahrer.«
»Ja.«
»Und keiner von unseren... Bleiben nicht allzu viele Kandidaten übrig. Rover 600... welche Farbe?«
»Sherwood-Grün.«
»Und parkte auf der George Street?« Rebus nickte.
»Danke.« Das Wiesel wandte sich ab, hielt dann in der Bewegung inne. »Nett, wieder mal mit Ihnen Geschäfte zu machen, Mr. Rebus.«
Rebus wollte etwas entgegnen, als ihm einfiel, dass er das Wiesel mehr brauchte als es ihn. Er fragte sich, wie viel Scheiße er sich von Cafferty noch bieten lassen würde... wie lange er sie sich würde bieten lassen müssen .
Sein Leben lang? Hatte er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen?
Für Sammy hätte er noch viel, viel Schlimmeres getan...
In seiner Wohnung legte er die CD-Fassung von Rock V Roll Circus auf und
Weitere Kostenlose Bücher