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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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voreinander. Telford und seine Männer fuhren weiter.
    Rebus verließ die Bar, überquerte die Straße und betrat das Hotel. Die Fahrstuhltür schloss sich gerade hinter Mr. Aquamarinblau. Rebus ging an die Rezeption, zeigte seine Dienstmarke vor.
    »Der Gast, der gerade hereingekommen ist. Ich brauche seinen Namen.« Die Empfangsdame musste nachsehen. »Mr. Matsumoto.«
    »Vorname?«
    »Takeshi.«
    »Wann hat er eingecheckt?«
    Wieder sah sie im Gästebuch nach. »Gestern.«
    »Wie lange bleibt er?«
    »Noch drei Tage. Hören Sie, ich sollte vielleicht besser meinen Vorgesetzten rufen...«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Mehr wollte ich gar nicht wissen, danke. Was dagegen, wenn ich mich für eine Weile ins Foyer setze?«
    Sie schüttelte den Kopf, also ging Rebus in die Gästelounge. Er machte es sich auf einem Sofa bequem - hervorragende Aussicht auf den Empfangsbereich, von dem ihn lediglich eine Glastür trennte - und nahm sich eine Zeitung. Matsumoto war in Sachen Poyntinghame Club in der Stadt, aber Rebus witterte etwas weit weniger Gesellschaftsfähiges. Hugh Malahide hatte erzählt, ein Unternehmen wolle den Klub kaufen, aber Matsumoto sah nicht danach aus, als befasse er sich mit irgendwelchen legalen Geschäften. Als er endlich an der Rezeption erschien, trug er einen weißen Anzug, ein schwarzes Hemd mit offenem Kragen und einen Burberry-Trenchcoat, dazu einen tartangemusterten Wollschal. Er hatte eine Zigarette im Mund, zündete sie aber erst an, als er das Hotel verlassen hatte. Er klappte den Mantelkragen hoch und marschierte lös. Rebus folgte ihm knapp anderthalb Kilometer weit, vergewisserte sich dabei immer wieder, dass niemand ihm folgte. Es war schließlich möglich, dass Telford Matsumoto im Auge behalten wollte. Aber wenn ihn jemand beschattete, dann wirklich ein Meister seines Fachs. Matsumoto machte nicht einen auf Tourist, trödelte nicht. Er hielt den Kopf gesenkt, um das Gesicht vor dem Wind zu schützen, und schien ein bestimmtes Ziel zu haben.
    Als er in einem Gebäude verschwand, blieb Rebus stehen und betrachtete die Glastür, hinter der eine mit einem roten Läufer belegte Treppe zu erkennen war. Er wusste, wo er war, brauchte dazu nicht das Schild über der Tür zu lesen. Er stand vor dem Morvena Casino. Der Laden hatte früher einem stadtbekannten Verbrecher namens Topper Hamilton gehört und unter der Leitung eines gewissen Mandelson gestanden. Aber Hamilton war in den Ruhestand gegangen, und Mandelson hatte sich in Luft aufgelöst. Der neue Besitzer war noch immer eine unbekannte Größe - oder war es zumindest bislang gewesen. Jetzt vermutete Rebus, dass er wohl nicht allzu schief lag, wenn er auf Tommy Telford und dessen japanische Freunde tippte. Er sah sich um, musterte die parkenden Autos: keine Range Rover in Sicht.
    »Was soll's«, sagte er halblaut, öffnete die Tür und stieg die Treppe empor.
    Im Foyer im ersten Stock wurde er von den Sicherheitsleuten taxiert, Typen, die sich in ihren schwarzen Anzügen und weißen Hemden mit den schwarzen Fliegen sichtlich unwohl fühlten. Einer war mager - vermutlich flink und tückisch -, der andere ein echtes Schwergewicht - träge Muskelmasse zur Unterfütterung der schnellen Bewegungen. Rebus schien den Test zu bestehen, was immer auch die Prüfungskriterien gewesen sein mochten. Er besorgte sich für einen Zwanziger Chips und betrat den Spielsaal.
    Früher einmal mochte er der Salon eines georgianischen Hauses gewesen sein: zwei riesige Erkerfenster und verschnörkelte Stuckgesimse, die die sechs Meter hohen cremefarbenen Wände mit der pastellrosa Decke verbanden. Jetzt beherbergte er verschiedene Spieltische: Blackjack, Würfel, Roulette. Hostessen stöckelten zwischen den Tischen umher und nahmen Bestellungen für Drinks entgegen. Es war kaum ein Wort zu hören:
    Die Spieler nahmen ihre Arbeit ernst. Rebus hätte den Klub nicht gerade als überfüllt bezeichnet, aber was an Klientel da war, stellte eine veritable UNO dar. Matsumoto hatte seinen Trenchcoat an der Garderobe abgegeben und saß jetzt am Roulettetisch. Rebus setzte sich neben zwei Frauen am Blackjacktisch, nickte zum Gruß. Der Kartengeber - jung, aber sehr selbstsicher - lächelte. Rebus gewann das erste Spiel. Verlor das zweite und dritte. Gewann wieder das vierte. Direkt hinter seinem rechten Ohr ließ sich eine Stimme vernehmen.
    »Möchten Sie etwas trinken, Sir?«
    Die Hostess hatte sich weit vorgebeugt und zeigte eine Menge Dekollete.
    »Coke«, sagte er.

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