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Rechnung offen

Rechnung offen

Titel: Rechnung offen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger-Maria Mahlke
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waren zumindest die Kissen. Unter den beiden Fenstern an der Stirnseite des Zimmers, dort, wo die Heizkörper sein sollten, waren zwei faustgroße Löcher in der Wand, rechts und links standen Kupferrohrenden hervor.
    »Siehst du?«, der Lange war an der Tür stehen geblieben.
    »Und im Winter?«
    Der Lange zuckte die Achseln, drehte sich um und ging in den Flur zurück, Claas folgte ihm, jemand hatte die Wohnungstür geschlossen. Die meisten Männer standen im zweiten Zimmer, alle in einer Ecke, Gesicht zur Tür, Rücken zur Wand, als hätten sie versucht, sich möglichst weit vom Wohnungseingang zu entfernen. Einer trug die Haare in schwarzen Zöpfen eng an den Schädel geflochten, ein anderer hatte ein akkurates Muster aus kleinen viereckigen Narben symmetrisch auf beiden Gesichtshälften verteilt. Die Männer sahen Claas nicht an, blickten zu Boden, verlegen, wie ihm schien, sie schwiegen. Auch hier lagen Isomatten auf den Dielen. Einer der Männer kniete sich hin, begann hastig ein paar herumliegende Kleidungsstücke einzusammeln. Er legte sie zusammen, legte Hosenbein auf Hosenbein, strich den Stoff glatt, bis ein anderer ihn anstieß.
    »Siehst du«, der Lange deutete in den Raum, »nichts.«
    ***
    Sie war nicht überrascht, nicht verstimmt, Grübchenstafette, sobald sie die Tür geöffnet hatte.
    »Geh vor«, sagte sie, »ich habe gedeckt.«
    Im Flur, auf Höhe der Schlafzimmertür, roch es streng, Nicolai hielt den Atem an. Auf der Tischdecke lagen lediglich ein paar Garnrollen, drei weiße, zwei hellblaue und die Fernbedienung. Eine der gehäkelten Rosetten war unregelmäßig braun verfärbt, Tee oder Kaffee, er berührte sie mit dem Finger. Die Tülle der Teekanne tropfte nach, wenn man nicht achtgab, »macht nichts«, sagte sie dann. Bei seinem letzten Besuch hatte er aufgepasst, die herablaufenden Tropfen mit der Serviette abgewischt, er konnte sich nicht an die Flecken erinnern, sah zum Fenster, Camilles Schicht begann in zehn Minuten.
    Nicolai ging zurück in die Küche, Elsa Streml stand neben der Spüle, eine Hand am Beckenrand aufgestützt, die Schultern hochgezogen.
    »Richtig«, sagte sie, als sie ihn sah.
    Der Gasherd war an, auf der Flamme stand der Kessel, sie nahm ihn in die Hand, Nicolai hörte das Wasser darin schwappen. Sie nickte zufrieden, ging in den Flur, vor der Schlafzimmertür nahm sie seinen Arm.
    »Versteckt«, sagte Elsa Streml, legte einen Finger auf die schmalen Lippen, »die Trockenen oben, die fast Trockenen in der Mitte, die Frischen unten«, und blinzelte ihm zu.
    Im Wohnzimmer begann sie das Geschirr, Teller für Teller, Tasse für Tasse, aus dem Schrank zu nehmen und auf den Tisch zu stellen.
    Nicolai drehte ihr den Rücken zu, bemerkte Camille erst, als sie sich bereits über ihr Fahrrad beugte. Wie er vermutet hatte, nahm sie den Laternenpfahl vor dem Café, um es anzuschließen. Er hatte nicht gesehen, aus welcher Richtung sie gekommen war, das Vorderrad zeigte in Richtung Schule, als wäre sie von zu Hause gekommen, aber sie konnte das Fahrrad auch umgedreht haben.
    Ist es weg, wollte er fragen. Mehr nicht.
    Es pfiff, laut in der Küche, der Ton wurde immer höher. Nicolai drehte sich um, die Teller standen bereits an ihrem Platz, Tassen und Untertassen hatte sie verteilt, stützte sich mit einer Hand auf die Tischplatte, als würde sie das Pfeifen nicht hören.
    »Das Wasser kocht«, sagte er.
    Sie nickte und rührte sich nicht.
    »Erika ist bös mit mir.«
    Nicolai ging in die Küche, drehte die Gasflamme aus, der Tee war in der kleinen schwarzen Dose, er nahm sie vom Regal, fand die Kanne nicht.
    »Verschwunden«, sagte sie, als er ins Wohnzimmer zurückkam.
    »Was ist verschwunden«, fragte Nicolai, bereute es sogleich, im Zweifel ging es um Erika.
    »Das Besteck.«
    »Oberste Schublade«, sagte er, sie sah sich im Zimmer um, Nicolai deutete auf das Sideboard.
    Er stellte sich ans Fenster, jedes Mal, wenn er sich umwandte, lag ein anderes Besteckteil neben ihr auf der Tischdecke, Suppenlöffel, große Gabel, Fischmesser, Kuchengabel.
    Seine Jacke hatte er anbehalten, nahm Schal und Mütze von der Sessellehne.
    »Ich komme gleich wieder.«
    Elsa Streml sah nicht auf, nahm bedächtig Kuchengabeln und Teelöffel aus der Schublade, legte sie auf die Decke, vier Gabeln und fünf Löffel lagen bereits dort.
    »Das sind zu viele«, Nicolai setzte die Mütze auf, sie drehte sich um, Grübchenstafette, als sie ihn erblickte, sie schien sich zu freuen, ihn zu sehen. »Bis

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