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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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also sicher, dass die Türken und der Kollege und der Reporter
hier mit der gleichen Waffe getötet wurden?«, hakte Brandt nach.
    Kostkamp zuckte mit den Schultern. »Als sicher bezeichne ich es, wenn
es aus kriminaltechnischer Sicht feststeht, weil wir mit dem Mikroskop draufgesehen
haben. Aber mit gesundem Menschenverstand betrachtet und den Zusammenhängen folgend
habe ich eigentlich keinen Zweifel daran.«
    »Was bedeuten würde, dass der junge Türke rein gar nichts mit der Sache
zu tun haben kann«, setzte Hain hinzu.
    Wieder traf den Oberkommissar ein irritierter Blick, diesmal der von
Kostkamp.
    »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen«, bestätigte der Spurenmann
mit einem sarkastischen Blick in Richtung Ludger Brandt.
     
    *
     
    »Irgendwie passt das alles noch immer hinten und vorne nicht zusammen,
Thilo«, resümierte Lenz und legte die Beine auf die Kante seines Schreibtischs.
Hain, der an einem Hamburger kaute, den er auf dem Weg zum Präsidium und unter Lenz’
Protest vom Amerikaner am Bahnhof mitgenommen hatte, legte sein jugendliches Gesicht
in Falten.
    »Worauf willst du hinaus?«
    Der Hauptkommissar stellte den Kaffeebecher zur Seite, trat an das
Whiteboard an der gegenüberliegenden Wand, und nahm einen Stift in die Hand. Schnell
hatte er drei Kreise aufgemalt, die er mit den Namen der Getöteten füllte, und deutete
nach links oben. »Wir haben die türkische Familie, von der Per Stemmler, der Journalist,
überzeugt war, dass sie von Mitgliedern dieser komischen Milli-Wasweißich-Gruppe
umgebracht worden sind.«
    Sein Zeigefinger näherte sich dem Kreis rechts daneben. »Wir haben
weiterhin diesen Neonazi: Gerold Schmitt. Er darf hier nur mitspielen, weil er mit
dem ehemaligen Hauptverdächtigen über eine Anzeigenserie verbunden war, deren Hintergründe
wir noch genauer beleuchten müssen. Außerdem wurde er nicht erschossen, sondern
mithilfe einer Embolie ins Jenseits befördert.« Seine Hand wanderte nach unten.
»Und wir haben den toten Journalisten. Den Kollegen lassen wir jetzt mal außen vor,
weil er nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen ist.«
    Lenz zog mit dem Stift ein paar Linien. »Die Familie und der Journalist
kannten sich, das ist Fakt. Offenbar hatte sich der alte Bilgin, vielleicht wegen
der Kohle, die er verwaltet hat, ein paar Feinde gemacht, mit denen nicht zu spaßen
ist. Der Journalist hat irgendwas darüber herausgefunden und wollte mit ihm darüber
sprechen. Jetzt ist er genauso tot wie die Bilgins.«
    Er deutete auf den Kreis, in dem groß ›Gerold Schmitt‹ stand.
    »Aber was hat dieser Kerl damit zu tun? Ist es am Ende doch nur ein
dummer Zufall, dass er zur fast zur gleichen Zeit wie die Bilgins dran glauben musste?
Oder übersehe ich eine Querverbindung?«
    »Ich sehe auch keine«, stimmte Hain ihm zu. »Was jedoch nicht definitiv
heißen muss, dass es keine gibt.«
    »Also stehen wir, um es mal positiv auszudrücken, wieder ganz am Anfang
unserer Arbeit. Oder, vulgär gesprochen, mit dem Arsch an der Wand.«
    Hain spülte mit einem Schluck Cola die Reste des Burgers hinunter.
»Warum ist dieser Schmitt eigentlich in Kassel operiert worden, wenn er in der Schwalm
zusammengeschlagen wurde? Können die da draußen nicht mal einen Knochenbruch richten?«
    »Gute Frage, Thilo. Aber das wird sich ja klären lassen.«
    Der Oberkommissar warf einen Blick auf die Uhr über dem Whiteboard.
»Heute ganz bestimmt nicht mehr, Paul. Morgen früh, wenn die Sonderkommission sich
konstituiert, können wir darüber reden, aber nicht mehr heute Nacht.«
    Lenz nickte, griff zum Telefonbuch in seiner Schreibtischschublade,
begann darin zu blättern, und wählte kurz darauf eine Nummer.
    »Klinikum Schwalmstadt, guten Abend«, meldete sich eine freundliche
Frauenstimme.
    »Lenz, Kripo Kassel, guten Abend. Ich hätte eine Frage zu einem Patienten,
der, wie ich vermute, in Ihrem Krankenhaus behandelt wurde.«
    »Er wurde bei uns behandelt?«
    »Ja«, bestätigte Lenz, »das ist vermutlich alles ein klein wenig verwirrend,
aber ich brauche dringend ein paar Informationen über den Mann.«
    Es entstand eine kurze Pause. Offenbar überlegte sie, ob dem Anrufer
zu trauen war.
    »Gut«, erwiderte die Dame am anderen Ende der Leitung, »schauen wir,
was wir für Sie tun können. Wie heißt er denn?«
    Lenz nannte den Namen.
    »Gerold Schmitt?«, schlug es ihm entgeistert entgegen. »Meinen Sie
den Gerold Schmitt, den ich auch meinen könnte?«
    »Ich weiß ja nicht, welchen Sie

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