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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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meinen könnten.«
    »Den Gerold Schmitt, der keine Haare auf dem Kopf trägt und mit dem
Klappspaten auf Mädchen einprügelt?«
    »Genau dieser«, gab Lenz erstaunt zurück. »Wir sprechen hier aber nicht
gerade von einem Freund von Ihnen, oder?«
    »Bei Gott nicht, nein«, bestätigte sie. »Aber ich kann Ihnen schon
mal mit Sicherheit sagen, dass er nach einer bösen Rauferei, die er vermutlich verloren
hat, hier im Krankenhaus stationär aufgenommen wurde.«
    Im Hintergrund ertönte das Geklapper einer Tastatur. Vermutlich versuchte
sie, den Polizisten mit Fakten aus dem Computer zu versorgen. Dann nannte sie ihm
das Datum der Aufnahme.
    »Und wie lange war er bei Ihnen Patient?«
    »Genau vier Tage.«
    »Und was kam danach?«
    »Dann wurde er verlegt.«
    »Wissen Sie zufällig auch, wohin?«
    »Nee, das ist hier bei mir im System nicht gespeichert. Das kann Ihnen
die Klinikverwaltung sagen, aber nicht mehr heute Nacht.«
    »Ja, schon klar«, gab Lenz ihr recht. »Und es ist sonst niemand im
Haus, der uns vielleicht …«
    »Ich kann Sie mit der Station verbinden, auf der er war«, unterbrach
sie den Polizisten, »da hat eine Freundin von mir Nachtdienst. Die kann Ihnen vielleicht
sagen, wie das kam mit der Verlegung.«
    »Das würden Sie machen?«
    »Aber klar. Aber ob meine Freundin so viel Zeit mit Ihnen am Telefon
verplaudern kann, das weiß ich natürlich nicht; wir sind nämlich auf den Stationen,
speziell nachts, chronisch unterbesetzt.«
    »Ich versuche, mich so kurz wie irgend möglich zu fassen.«
    »Dann viel Glück«, erwiderte sie und lachte.
    Nach einer kurzen Pause erklang die Stimme einer weiteren Frau. »Station
4, Nachtschwester Inge.«
    Lenz stellte sich noch einmal vor und wiederholte kurz sein Anliegen.
    »Klar kann ich mich an diesen Schmitt erinnern. Ein fieser Typ ist
das gewesen. Und immer hatte er was zu meckern.«
    »Wissen Sie zufällig noch, warum und wohin er verlegt worden ist?«
    »Das«, sprudelte sie ohne nachzudenken heraus, »hat uns hier alle gewundert.
Der Kerl war ja für den nächsten Tag im OP angemeldet, dort sollte sein Sprunggelenk
zusammengeschraubt werden. Aber am Nachmittag kam die Anweisung, dass er nach Kassel
verlegt werden würde. Einfach so, niemand wusste genau, warum.«
    »Ist so ein Vorgang nicht ungewöhnlich?«
    »Und ob. Für uns war das ja auch ein wirtschaftlicher Schaden, obwohl
die meisten hier sich gefreut haben, dass er nicht in unser OP geschoben wurde.
Na ja«, druckste sie herum. »Wenn bei so einem was passiert, will man nicht in der
Haut des Operateurs stecken, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Nein, leider nicht.«
    »Na, der hat bestimmt Freunde, mit denen nicht zu spaßen ist. Außerdem
wäre so was doch garantiert ein gefundenes Fressen für die Medien, frei nach dem
Motto Klinik lässt unliebsamen Neonazi während der OP sterben .«
    »Ach so«, übte Lenz sich in aktivem Zuhören. »War er denn unliebsam
für Sie?«
    »Mir persönlich war der nur unsympathisch, aber ein paar unserer Ärzte
waren dabei, als damals das Mädchen vom Neuenhainer See wieder zusammengeflickt
werden musste. Die waren sicher nicht gut auf ihn zu sprechen.«
    »Das ist klar«, stimmte Lenz ihr wieder zu. »Und Sie haben absolut
keine Ahnung, wer dafür gesorgt haben könnte, dass er verlegt wird? Auch nichts,
was vielleicht über den Flurfunk zu hören gewesen ist?«
    Sie dachte kurz nach. »Geredet wird immer viel, speziell in einem Krankenhaus.
Aber aus Gerüchten habe ich mir noch nie viel gemacht.«
    »Also gab es welche?«
    »Na ja, eine Schwester der Spätschicht hat mir bei einer Übergabe erzählt,
dass er von einem total unfreundlichen Typen Besuch hatte, und kurz danach kam die
Anweisung, dass er verlegt werden soll. Kann sein, dass sein Besucher was damit
zu tun hatte.«
    »Ob sie diesen Besucher kannte, hat Ihre Kollegin aber nicht zufällig
erwähnt?«
    »Nein, keine Ahnung. Da müssen Sie sie schon selbst fragen, Herr Kommissar.«
    »Wenn Sie mir sagen, wie sie heißt, werde ich das machen.«
    »Ach, das geht doch viel einfacher. Sie ist heute Nacht für eine Schwester
eingesprungen, deren Mann einen Unfall hatte. Wenn Sie wollen, versuche ich, Sie
mit der Station zu verbinden. Aber seien Sie nicht böse, wenn es nicht klappt, ich
bin nämlich mit der Telefonanlage nicht so firm. Wenn das Gespräch weg sein sollte,
rufen Sie bitte noch mal die Pforte an und lassen sich mit Station A2 verbinden.«
    Lenz bedankte sich und bereitete sich mental

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