Rechtsdruck
Menschen mir das, was ich vorhabe, nicht zutrauen,
aber ich werde alle eines Besseren belehren. Ich werde diesen Ignoranten beweisen,
dass ich es kann. Und von dir hätte ich offen gestanden etwas anderes erwartet als
Zweifel.«
Sie sackte in sich zusammen und begann zu weinen. »Ich zweifle nicht
an dir, Justus. Das darfst du nicht denken. Ich bin doch immer diejenige gewesen,
die hinter dir gestanden hat und deine Ideen gut fand. Immer!« Zwischen ihren Händen
wurde ein feiner Blutstreifen sichtbar.
»Dann sprich nicht so mit mir. Niemand spricht so mit mir, auch du
nicht.«
Sie stemmte sich aus dem Bett und trabte mit nach hinten gelegtem Kopf
Richtung Badezimmer.
Gebauer kam hinter ihr her und setzte sich auf den Badewannenrand.
»Das darfst du nicht mit mir machen, Juliane. Das nicht!«
»Aber du hast mir hoch und heilig versprochen, dass du mich nicht mehr
schlagen würdest. Beim Augenlicht deiner Kinder hast du es geschworen.« Sie betrachtete
ihr Gesicht im Spiegel. »Und sieh dir an, wie ich aussehe. Meine Nase ist total
geschwollen.«
Er zog sie zu sich herunter und berührte sanft ihr Gesicht.
»Es tut mir leid, aber mir ist einfach die Hand ausgerutscht. Ab jetzt
gibt es das wirklich nicht mehr, versprochen.«
Juliane Spengler machte sich von ihm frei und tupfte das Blut von ihrer
Nase ab. »Davon bin ich überzeugt, Justus, und du solltest es auch sein. Beim nächsten
Mal bin ich nämlich wirklich weg. Ich will das nicht mehr.«
Während sie gesprochen hatte, hatten sich ihre bebenden Brüste seinem
Gesicht genähert. Gebauer beugte sich ein wenig nach vorne, nahm eine Brustwarze
in den Mund, und umspielte sie mit der Zunge. Sofort ging der Atem der Frau schneller.
»Hör auf, das zieht jetzt nicht«, stöhnte sie, was jedoch zur Folge
hatte, dass sich das Spiel seiner Zunge noch verstärkte.
»Lass es, bitte.«
»Wir hatten heute Abend noch gar nicht deine Spezialität auf dem Programm,
Julchen«, knurrte er kaum verständlich.
Juliane Spengler beugte sich nach vorn und schwang ihr linkes Bein
über ihn.
»Denk nicht, dass du mich nur in den Arsch ficken musst, damit alles
wieder gut ist«, fauchte sie. »So einfach geht das nämlich nicht, du Wichser.«
»Ja, ja, ich hab dich schon verstanden«, erwiderte er, und fuhr mit
der rechten Hand an ihrem Schenkel nach oben.
*
»Ich meine es ernst«, erklärte sie ihm nach einer Weile, während sie
sich eine Zigarette anzündete. »Wenn du mich noch einmal schlägst, siehst du mich
nie mehr wieder.«
»Ist ja gut, ich habe es kapiert.« Er sprang aus dem Bett und holte
aus der Küche eine Dose Bier. »Wobei ich das noch immer nicht so richtig verstehe.
Wenn wir es miteinander machen, kann ich dich nicht fest genug prügeln, und wenn
ich dir danach eine runterhaue, weil du dich mies benommen hast, rastest du völlig
aus. Das ist mir zu hoch.«
»Weil das zwei verschiedene Dinge sind. Wenn ich geil bin, will ich
es haben, wenn ich nicht geil bin, will ich es natürlich nicht haben. Was ist daran
so schwierig?«
Gebauer winkte ab. »Lass es uns so machen, wie wir es besprochen haben.
Ich schlage dich nur noch, wenn du mich darum bittest, gut?«
»Gut. Obwohl ich einem Politiker nicht von hier bis zum nächsten Gullydeckel
traue.«
»Auch mir nicht?«
»Gerade dir nicht.«
»Wo ich doch immer so ein ehrlicher Typ gewesen bin«, erwiderte er
und fing dabei an zu lachen.
»Ganz bestimmt«, gab sie zurück. »Wenn die armen Menschen, die dich
gewählt haben und wieder wählen werden, wüssten, wie du manchmal über sie redest,
würden sie dich vermutlich am nächsten Baum aufknüpfen.«
»Nun mach mich nicht schlechter, als ich bin. Immerhin bin ich im Augenblick
der Star am Himmel der deutschen Politik.«
Sie sah ihn durchdringend an. »Und damit das so bleibt, solltest du
dir überlegen, wie das alles weitergehen wird. Vermutlich wirst du der neue Bürgermeister
von Kassel, aber was kommt dann? Du brauchst einen Unterbau, eine Partei.«
»Irgendwie habe ich den Eindruck, du willst mich dazu überreden, tatsächlich
eine zu gründen«, schmunzelte er. »Aber ich kann dich beruhigen. Alle Voraussetzungen
sind geschaffen, sobald ich es für notwendig erachte, startet das Projekt.«
»Also gründest du?«
»Natürlich.«
»Und was wird aus mir?«
»Du wirst natürlich die Frau an meiner Seite.«
»Wie …?«
»Na, kann man diesen Satz falsch verstehen, Juliane?«
»Eigentlich nicht. Aber du bist ein Politiker.«
»Und du
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