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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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schon auf ein erneutes
Wählen vor, wurde jedoch eines Besseren belehrt.
    »Fischer, Station A2, guten Abend.«
    Der Polizist betete wieder sein Anliegen herunter.
    »Ja, das war ich. Und ich kann mich auch noch sehr gut an den Mann
erinnern, der diesen Neonazi besucht hat.«
    »Ja?«, fragte der Kommissar, weil sie nicht weitersprach.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das erzählen soll, weil ich mir nicht
so ganz sicher bin.« Wieder stockte sie.
    »Wobei sind Sie denn nicht ganz sicher, Frau Fischer?«
    »Bei dem Mann, der den Schmitt besucht hat.«
    »Ja?«
    »Ich glaube, den habe ich vorhin im Fernsehen gesehen. Aber wie ich
schon gesagt hab, ich bin mir auf keinen Fall sicher.«
    Lenz begann schneller zu atmen. »Wo haben Sie ihn denn gesehen?«
    »Vielleicht gesehen«, widersprach sie mit Vehemenz.
    »Ja, vielleicht gesehen.«
    »Es gab doch heute Morgen diese Pressekonferenz in Kassel, mit diesem
Gebauer, der Oberbürgermeister von Kassel werden will.«
    Wahrscheinlich hat außer Thilo und mir jeder Mensch auf der Welt diese
verdammte Pressekonferenz gesehen, dachte Lenz.
    »Ja, ich habe davon gehört«, erwiderte er freundlich. »Und bei der
Übertragung dieser Pressekonferenz haben Sie den Mann erkannt?«
    Erneut brauchte Frau Fischer eine Weile, bevor sie ihm antworten konnte.
»Vielleicht, ja.«
    »Ist es ein Reporter gewesen?«
    »Nein. Der Mann, den ich meine, ist hinter diesem Gebauer aufgetaucht
und hat ihm etwas ins Ohr geflüstert. Ich hätte gerne noch weiter zugesehen, aber
genau in diesem Moment hat mein Telefon geklingelt. Wegen der Nachtschicht, die
ich jetzt übernommen habe.«
    »Ja, ich verstehe. Und dieser Mann, Frau Fischer, wie sah der aus?«
    »Am besten schauen Sie sich ihn selbst an. Sie kommen doch bestimmt
an eine Aufzeichnung der Pressekonferenz heran. Es ist die Szene, nachdem es ein
bisschen Aufregung im Saal gegeben hat, weil Gebauer von irgendwelchen Ghettos redet.
Genau in dieser Sekunde beugt sich von hinten ein Mann zu ihm runter, und das ist
er, glaube ich. Aber beschwören würde ich es nicht.«
    »Das müssen Sie nicht, Frau Fischer. Wir sehen uns das mal an, aber
auf jeden Fall haben Sie uns schon weitergeholfen mit Ihren Angaben. Vielen Dank
dafür und eine ruhige Nacht.«
    »Danke und gern geschehen.«

34
     
    Juliane Spengler wischte sich den Schweiß vom Gesicht, griff zum Wasserglas
auf dem Nachttisch, und nahm einen tiefen Schluck. Dann setzte sie sich aufrecht
und warf dem erschöpft neben ihr liegenden Justus Gebauer einen anerkennenden Blick
zu.
    »Mein lieber Mann, so hast du es mir aber schon lange nicht mehr besorgt.«
    »Ja, das finde ich auch«, gab er mit kratziger Stimme zurück.
    »Meinst du, das liegt daran, dass du jetzt eine Berühmtheit bist?«,
wollte sie wissen. »Immerhin gibt es nichts, was erotischer ist als Macht.«
    Er bedachte sie mit einem tadelnden Blick. »Ich war auch vorher schon
berühmt. Und der Sex mit mir hat dich bisher immer zufriedengestellt, oder?«
    Sie griff nach seinem Arm. »He, he, sei bloß nicht so empfindlich.
Natürlich macht mir das Bumsen mit dir schon immer Spaß; ich wollte einfach nur
zum Ausdruck bringen, dass du heute extrem gut gewesen bist.«
    Gebauers Gesichtsausdruck wurde milder. »Sorry, ich wollte dich nicht
anmachen, Juliane. Natürlich ist der Sex mit dir etwas ganz Besonderes, und das
weißt du auch.«
    »Ja, ich wollte auch nicht so unwirsch reagieren.«
    »Gut.«
    Sie ließ seinen Arm los und fuhr ihm durch die Haare. »Wie geht es
jetzt eigentlich weiter? Jeder weiß nun, dass du OB werden willst, und dass du vermutlich
auch weitergehende Ambitionen hast, aber was du genau planst, hast du für dich behalten.«
    »Was soll ich schon vorhaben? Zunächst lasse ich mich zum OB wählen,
danach sehen wir, wie es weitergeht.«
    »Wirst du eine neue Partei gründen?«
    »Vermutlich, ja. Wie sollte es sonst funktionieren?«
    »Und du hast keine Angst, dass dieses Projekt eine Nummer zu groß ist
für dich? Immerhin …«
    Der Schlag mit der flachen Hand, der sie mitten im Gesicht traf, ließ
die Frau sofort verstummen.
    »Frag mich nie wieder so einen Scheiß!«, brüllte Gebauer und sprang
vom Bett. »Nie wieder!«
    Juliane Spengler riss die Arme hoch und hielt sie vor das Gesicht.
»Aber ich wollte dich doch nicht verletzen, Justus«, erklärte sie mit feuchten Augen.
»Ich habe nur gemeint …«
    »So was brauchst du nicht zu meinen, zumindest nicht in meiner Gegenwart.
Ich bin ganz sicher, dass viele

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