Rechtsdruck
mir doch so was von
scheißegal. Machen Sie von mir aus mit diesem Kretin, was Sie wollen, aber spätestens
nächste Woche will ich Vollzug gemeldet bekommen. Sind wir so weit d’accord?« Der
Jurist hatte die Stimme leicht erhoben und sah sich nun prüfend um, ob jemand Notiz
von seinem Ausbruch genommen hatte, aber keiner der im Raum Anwesenden interessierte
sich für ihn und seinen Gesprächspartner.
»Immerhin«, fügte Gebauer nun deutlich leiser hinzu, »wollen Sie doch
in unserer Partei etwas werden, oder sehe ich das falsch?«
»Herr Gebauer …«, setzte Limbourg zu einem Protest an, der jedoch von
seinem Gegenüber barsch abgebügelt wurde.
»Hören Sie auf, mir die Ohren vollzusülzen. Für so einen Scheiß habe
ich keine Zeit, verstanden? Tun Sie, was ich von Ihnen erwarte, dann bleiben wir
Freunde, und Sie können immer mit meiner Unterstützung rechnen.« Er drehte sich
um. »Spätestens nächste Woche«, zischte er noch einmal finster dreinblickend. Dann
nahm er Kurs auf Herbert Basthoff, der sich mit dem Mobiltelefon am Ohr in eine
Ecke zurückgezogen hatte. Der Richter bedeutete ihm, sich auf den Stuhl gegenüber
zu setzen, und beendete kurze Zeit später das Gespräch.
»Na, Justus«, begann er, »Ärger mit dem jungen Limbourg?«
»Ach was, so ein Idiot kann mir doch keinen Ärger machen. Er ist, wie
immer, ein klein wenig tranig. Da kommt er übrigens genau nach seinem Vater.«
Basthoff hob eine Augenbraue. »Du weißt, dass sein Vater und ich gute
Freunde gewesen sind, Justus. Und ich erzähle dir bestimmt kein Geheimnis, wenn
ich dir sage, dass ich Roland Limbourg auf dem Sterbebett versprochen habe, mich
um seinen Jungen zu kümmern. Das habe ich bisher gemacht, und das werde ich auch
in Zukunft so handhaben.«
»Aber klar«, winkte Gebauer ab. »Nur sollte er sich ein wenig mehr
ins Zeug legen, wenn es um die Sache von Freunden, oder noch besser, Parteifreunden,
geht.«
»Was du von ihm verlangst, könnte ihn seinen Job und seine berufliche
Zukunft kosten, Justus.«
Nun schluckte Gebauer. »Du weißt davon?«
»Was glaubst du denn? Natürlich weiß ich davon. Und ich frage mich
ernsthaft, was so schlimm daran wäre, die Sache auszutragen und dir ein, wie auch
immer geartetes, Urteil abzuholen. Immerhin hast du dir, nach eigener Aussage, nichts
vorzuwerfen.«
»Mensch, Herbert, das kann ich im Moment gebrauchen wie Fußpilz. Du
weißt ganz genau, dass mir, seit ich nicht mehr in den Landtag gewählt worden bin,
sowohl innerparteilich wie auch von außen ein ziemlich rauer Wind entgegenweht.
Diese Sache wäre doch für alle Kritiker ein gefundenes Fressen. Die würden über
mich herfallen wie eine Horde Schakale.«
»Das glaube ich allerdings auch«, nickte der Richter bestätigend. »Aber
rechtfertigt das alles, die Zukunft von Ewald Limbourg aufs Spiel zu setzen? Du
weißt genau, dass sein Boss seit der Sache mit dem Türken nicht gut auf ihn zu sprechen
ist und ihm vermutlich extrem auf die Finger sieht. Und das, obwohl der Junge eigentlich
gar nichts dazu konnte.«
Gebauer sah Basthoff erstaunt an. »Wie meinst du das, er konnte nichts
dazu?«
»Oberstaatsanwalt Marnet, sein Boss, hat ihn zum Sündenbock gemacht.
Wegen der großen Publicity hat er den Insolvenzfall des Türken zur Chefsache erklärt,
und er war es in letzter Konsequenz, der die Sache mit dem Haftbefehl versemmelt
hat. Weil sich das aber in der Außendarstellung nicht so gut gemacht hätte, hat
er es so gedreht, als ob er Limbourg eine Mail mit einer Anweisung geschrieben hätte,
die dann leider nie angekommen ist.«
»Dieser Drecksack«, echauffierte sich Gebauer.
»Nun bleib mal auf dem Teppich, Justus. Ich vermute, du oder ich hätten
es genauso gemacht, wenn wir in einer vergleichbaren Bredouille gesteckt hätten.
Dafür unter anderem gibt es doch die jungen Staatsanwälte. Und wer in diesem Job
etwas werden will, der schluckt, hält den Mund, und macht gute Miene zum bösen Spiel.
Das ist der Deal, oder?«
»Das ist der Deal, ja«, bestätigte Gebauer zögernd.
Basthoff zog an seiner Zigarre und legte den Rest auf den Rand eines
großen Aschenbechers. »Aber du hast dich doch sicher nicht zu mir gesellt, um mit
mir die unappetitlichen Pannen bei der Flucht des Türken oder deiner mutmaßlichen
Fahrerflucht zu besprechen, nicht wahr?«
»Das stimmt. Ich will etwas mit dir diskutieren, was auf keinen Fall
an die große Glocke gelangen darf. Und deshalb will ich es auch nicht hier tun.
Kann ich morgen
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